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Sekundar- und Gemeinschaftsschulen am Limit – Rettungsschirm jetzt aufspannen

Im Schuljahr 2020/21 lag bereits an 47 Sekundar- und Gemeinschaftsschulen die Lehrkräfteversorgung unter 90 Prozent, davon an 9 Schulen sogar unter 80 Prozent. Für 34 dieser Schulen hat sich die Situation nun auch im laufenden Schuljahr kaum verbessert oder sogar weiter z. T. dramatisch verschlechtert. Von den insgesamt 148 Sekundar- und Gemeinschaftsschulen kommen im Schuljahr 2021/22 sogar noch weitere 41 Schulen hinzu, deren Unterrichtsversorgung ebenfalls unter 90 Prozent liegt. Mit 25.400 Schüler*innen in diesen 75 Schulen ist damit bereits die Hälfte der Schülerschaft dieser Schulformen von massiven Einschränkungen des Unterrichtsangebotes betroffen. In den Altmarkkreisen Salzwedel und Stendal gibt es inzwischen fast keine Sekundar- oder Gemeinschaftsschule mehr, die wenigsten 90 Prozent des Unterrichtsangebotes sicherstellen kann. Zu den Auskünften der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage erklärt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher Thomas Lippmann:

„Das Bildungsministerium darf das Ausbluten an den Sekundar- und Gemeinschaftsschulen so nicht weiterlaufen lassen. Die Schäden für die Entwicklung von zehntausenden Schüler*innen sowie für die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Perspektiven des Landes werden unabsehbar. Eine solche Dimension des Niedergangs einer ganzen Schulform war bisher nicht vorstellbar.

Und diese Entwicklung scheint derzeit unaufhaltsam zu sein. Nach dem Bericht einer Expert*innen-Kommission zur Ermittlung des Lehrkräftebedarfs bildet Sachsen-Anhalt auch in den kommenden Jahren nur etwa 20 Prozent seines Lehrkräftenachwuchses für diese Schulformen selbst aus. Auch wenn es weiterhin gelingt, hunderte Seiteneinsteiger*innen einzustellen, wird so die Lehrkräfteversorgung in vielen Schulen bis zum Ende der Wahlperiode auf bis zu 50 Prozent sinken.

Jetzt rächt sich die Einführung und das Festhalten an einem gegliederten Schulsystem und an der darauf ausgerichteten Lehramtsausbildung. Offenbar sind die Sekundar- und Gemeinschaftsschulen für junge Lehrkräfte so unattraktiv, dass sich kaum jemand für diese Arbeit ausbilden und später dort einsetzen lässt. Doch noch lernt in diesen Schulen die Hälfte aller Schüler*innen, die später mit einer dualen Berufsausbildung das Rückgrat der Wirtschaft und des Handwerks bilden.

Wenn diese Schulformen nicht gänzlich aufgegeben werden sollen, muss jetzt ein Rettungsschirm aufgespannt werden. Kurzfristig müssen mehr Lehrkräfte aus anderen Schulen – das betrifft die besser versorgten Gymnasien und Gesamtschulen – und weitere pädagogische Fach- und Hilfskräfte gewonnen werden, um die Lehrkräfte an den Sekundar- und Gemeinschaftsschulen bei der Sicherung eines schulischen Angebotes zu unterstützen. Außerdem muss die Lehramtsausbildung für Sekundarschulen und Gymnasien so schnell wie möglich in einem Lehramt zusammengefasst werden. Das Kind liegt längst im Brunnen. Wenn jetzt nicht entschieden gehandelt wird, ist es kaum noch zu retten.“

 

Hier finden Sie zwei verschiedene Statistiken im Zusammenhang mit der Kleinen Anfrage unseres Abgeordneten Thomas Lippmann.

 

Magdeburg, 10. November 2021