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Bildungsministerium bleibt Antworten auf diskriminierende Klassenbildung in Burg schuldig

Nach Antwort des Bildungsministeriums auf eine Kleine Anfrage 8/174 zur diskriminierungsfreien Klassenbildung und zur Sprachförderung in Sachsen-Anhalt war die Entscheidung der Grundschule in Burg-Süd, Schulklassen nach vermeintlicher Herkunft zu bilden, ein bedauerliches Missverständnis und Einzelfall, der inzwischen ausreichend geklärt sei. Die Schulbehörden und die Schulen seien durch einen Austausch unter den Verantwortlichen auf allen Ebenen sensibilisiert und auf bestehende Fort- und Weiterbildungsangebote des LISA hingewiesen worden, heißt es in der Antwort. Weitere Konsequenzen werden nicht gezogen. Dazu erklärt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher, Thomas Lippmann:

„Sie wissen nichts, sie sehen nichts, sie sagen nichts – so kann die Antwort des Bildungsministeriums kurz zusammengefasst werden. Es gibt dort offenbar keine Einsicht, dass es die Aufgabe der Schulbehörden gewesen wäre, die Bildung einer Ersten Klasse nur aus Kindern mit vermuteter arabischer Herkunftssprache als in jeder Hinsicht inakzeptabel zu erkennen und zu verhindern.

Kinder lernen – anders als Erwachsene – die deutsche Sprache schnell und spielerisch, vor allem im täglichen Umgang mit anderen, deutschsprachigen Kindern. Sie in einer vermeintlich sprachhomogenen arabischen Klasse zu separieren, hätte ihnen den Spracherwerb erschwert und nicht erleichtert. In einer der Parallelklassen wurden offenbar Kinder unterschiedlicher Herkunftssprache zusammen mit ihren deutschen Mitschüler*innen eingeschult, weil sie die gleiche Kita besucht haben. Es wäre auch für die Bildung der anderen beiden Klassen das geeignete Kriterium gewesen.

Die Schulbehörden und die Schule müssen sich weiterhin fragen lassen, welche Defizite in ihrem Verständnis von Integration bestehen, dass es zu einer solchen Fehlleistung kommen konnte und es den Beteiligten schwerfällt, sich damit offensiv auseinanderzusetzen. Die Stadt Burg und auch die Grundschule Burg-Süd sind durch Migration in die Stadtgesellschaft und in die Schülerschaft gefordert. Doch Migration bietet für Burg echte Zukunftschancen, die von allen Beteiligten aktiv genutzt werden müssen.

Dafür muss man sich offen in die Augen schauen und darf nicht den Kopf in den Sand stecken. Wenn nicht weiter weggeschaut wird, kann die Grundschule Burg-Süd gestärkt aus der derzeitigen Auseinandersetzung hervorgehen. Voraussetzung ist ein offenes Bekenntnis der Schulbehörden zu den entstandenen Fehlern und eine Unterstützung der Schule bei der Aufarbeitung. Außerdem müssen die Schulbehörden endlich wieder mehr in die schulische Sprachförderung investieren und zusätzliche Sprachlehrkräfte einstellen.“

 

Hier finden Sie die Kleine Anfrage unseres Abgeordneten Thomas Lippmann sowie ausführliche Anlagen zum Fragekomplex 3 sowie Fragekomplex 16.

 

Magdeburg, 29. Oktober 2021