Situation der Kita-Fachkräfte in Sachsen-Anhalt endlich ernstnehmen und verbessern!

Zu der prekären Personalsituation an den Kitas in Sachsen-Anhalt erklärt Nicole Anger, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Landtag von Sachsen-Anhalt:

 

„Die pädagogischen Fachkräfte in unseren Kitas leisten einen unschätzbaren Beitrag zum Aufwachsen der Jüngsten. Sie begleiten die Kinder in einer prägenden Phase ihres Lebens. Sie tragen maßgeblich zu ihrer Entwicklung bei. Gleichzeitig wissen wir, dass die Anforderungen an die Fachkräfte stetig steigen. Die Umsetzung des Bildungsprogramms, steigende Unterstützungsanfragen von Familien und die wachsenden Herausforderungen, die die Kinder mitbringen aber auch im Umgang mit den Kindern – all das erfordert mehr Zeit, mehr Einsatz und vor allem erfordert es mehr Fachkräfte. Hier in Sachsen-Anhalt haben wir jedoch einen der schlechtesten Personalschlüssel bundesweit.

Die Personalsituation in den Kitas im Land spitzt sich nicht erst seit Kurzem zu, jedoch wird es von Tag zu Tag akuter. Schon lange kämpfen Einrichtungen mit erhöhten Krankenständen, Überlastung des Personals durch steigende Ausfälle, verkürzten Öffnungszeiten bis hin zu einzelnen Schließtagen. Es ist absehbar, dass Betreuungszeiten von 6:00 Uhr bis 17:00/18:00 Uhr der Vergangenheit angehören werden. Die Qualität der Kindertagesbetreuung gerade mit Blick auf frühkindliche Bildung geht sukzessive verloren.

Während der Pandemie gehörten Kita-Fachkräfte zu den systemrelevanten Berufsgruppen, jedoch ist von der Wertschätzung, die damit einhergehen müsste, bis heute kaum etwas zu spüren. Im Gegenteil: Allein schon der Personalschlüssel wird in keiner Weise den realen Erfordernissen gerecht. Die aktuelle Situation des Geburtenrückgangs könnte hier als Chance genutzt werden. Weniger Kinder setzen Fachkräfte frei. Jedoch werden diesen Fachkräften aktuell Stunden reduziert, es drohen Entlassungen, die bereits stattgefunden haben oder in diesem Jahr noch erfolgen werden. Hier müssen zwingend Übergangslösungen geschaffen werden, denn zumeist müssen junge, mit Landesmitteln qualifizierte Mitarbeiter:innen gehen, die dann abwandern und perspektivisch nicht mehr zur Verfügung stehen.

So kann es unmöglich weitergehen. Die aktuelle Situation der weniger werdenden Kinder können wir als Chance nutzen und den Personalschlüssel in den Kitas zu erhöhen. Keine der pädagogischen Fachkräfte müsste jetzt ihre Stunden reduzieren oder gar Entlassung fürchten. Gleichzeitig würde es die so lange geforderten Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Erzieher:innen mit sich bringen. Schnelles Handeln ist erforderlich, um eine wirkliche, realitätsbezogene, bedarfsgerechte und flexible Personalplanung in den Kitas zu realisieren, die allen Beteiligten Sicherheit gibt.

Es ist allerhöchste Zeit, die Forderungen der Fachkräfte ernst zu nehmen und umzusetzen. Ihre Situation wird durch die Koalition und die Landesregierung jedoch nicht gehört. Ein Signal, dass es zu einer Verbesserung kommt, gibt es nicht. Stattdessen zeigen Landesregierung und Koalition gemeinsam auf die Kommunen - wohlwissend, dass diese finanziell am Ende sind mit ihren steigenden Aufgaben und nicht mitwachsenden Finanzen.

Noch besteht die Möglichkeit, das KiFöG ab 2025 mit einem Moratorium für Personal zu versehen, bevor wir viele Fachkräfte verlieren. Jetzt gilt es, den Fachkräften zu zeigen, dass sie wirklich systemrelevant sind und wir keine von ihnen gehen lassen.“

 

 

Magdeburg, 11. März 2025