Rollback bei Lohngerechtigkeit – Lohnlücke für Frauen in Sachsen-Anhalt fast verdoppelt
Zum Equal Pay Gap erklärt Eva von Angern, Fraktionsvorsitzende:
Die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern hat sich in Sachsen-Anhalt fast verdoppelt: Die Kleine Anfrage der Linksfraktion zeigt: Nach dem bereinigten Gender Pay Gap betrug der Unterschied zwischen den Bruttostundenverdiensten sowohl 2024 als auch im Vorjahr 11 Prozent, 2022 betrug der bereinigte Gender Pay Gap noch 6 Prozent. Damit fällt Sachsen-Anhalt deutlich hinter den Bundesdurchschnitt des bereinigten Gender Pay Gap von 6 Prozent zurück. (Der bereinigte Gender-Pay-Gap berücksichtigt vergleichbare Qualifikation, Tätigkeit und Erwerbsbiografie.)
Die Lohngerechtigkeit in Ostdeutschland war für Frauen lange besser, durch höhere Selbstständigkeit und Beschäftigungsquoten, mehr Vollzeit und gute Gehälter in der Verwaltung und im Bildungsbereich. Jetzt fällt Sachsen-Anhalt zurück.
Bundesweit beträgt der durchschnittliche Verdienstabstand (ohne Bereinigung) 16 Prozent. Der Equal Pay Day am 7. März 2025 markiert symbolisch diese Lohnlücke zwischen Männern und Frauen. Er ist der Tag im Jahr, bis zu welchem Frauen umsonst arbeiten, während Männer seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden.
„Das ist ein alarmierender Rollback. Während die Lohnunterschiede bundesweit stagnieren, verschlechtert sich die Situation von Frauen in Sachsen-Anhalt: Der bereinigte Gender Pay Gap betrug 2024 11 Prozent, fast doppelt so viel wie 2022."
Mit Blick auf den Internationalen Frauentag ist die Gleichstellung in Beruf wesentliche Voraussetzung für Unabhängigkeit und Selbstbestimmung von Frauen. Ostdeutschland hatte in dieser Frage lange die Nase vorn: Frauen waren stärker in den Arbeitsmarkt integriert, oft in Vollzeit tätig und in technischen sowie naturwissenschaftlichen Berufen vertreten. In den vergangenen Jahren hat der Westen bei der Beschäftigungsquote aufgeholt, ähnlich viele Frauen sind jetzt in Ost- wie Westdeutschland erwerbstätig. Aber zuletzt fallen ostdeutsche Frauen wieder zurück, die bereinigte Lohnlücke wächst deutlich. Dabei sind Lohngerechtigkeit und Eigenständigkeit zentral für Perspektive und Lebensstandard, auch im Alter.
Um die Lohnlücke zu schließen, sind verstärkte Aufmerksamkeit und Maßnahmen erforderlich – zuvörderst eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Verhinderung von Kinderarmut und Unterstützung von Alleinerziehenden, eine gerechtere Bezahlung in sozialen Berufen, sowie ein stärkeres Bewusstsein für die strukturellen Ursachen von Einkommensungleichheit.
Der Handlungsbedarf bleibt auch bundesweit groß. Ursachen für den Gender Pay Gap sind unter anderem die ungleiche Verteilung von Führungspositionen, Gehaltsunterschiede in frauendominierten Branchen und die Benachteiligung von Frauen nach Elternzeiten.
Magdeburg, 7. März 2025