Impfschutz stärken – Impfaufklärung fördern, Grundimmunisierung sichern

Die gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, Nicole Anger, fordert eine Wende in der Impfpolitik des Landes:

„Der Impfschutz in Sachsen-Anhalt ist gefährdet – und mit ihm die Gesundheit vieler Menschen. Die aktuellen Zahlen einen alarmierenden Rückgang bei den Impfquoten, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Aber auch Erwachsene sind betroffen. Krankheiten wie Keuchhusten, Masern oder Hepatitis B, die längst als weitgehend eingedämmt galten, kehren spürbar zurück. Appelle reichen nicht. Wir brauchen konkrete Maßnahmen, die die Menschen erreichen.

Nur knapp zwei Drittel der Kleinkinder bis zum Alter von 15 Monaten haben die empfohlene Sechsfachimpfung erhalten – bundesweit der niedrigste Wert. Die notwendige Herdenimmunität von 95 Prozent wird in keinem Bereich erreicht. Besonders besorgniserregend: Nur 61,9 Prozent der Kinder verfügen bei der Einschulung über einen vollständigen Impfstatus gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission.

Wir verlieren an Schutz. Und zwar dort, wo wir ihn am dringendsten brauchen – bei unseren Kleinsten, bei chronisch kranken und älteren Menschen. Der starke Anstieg von Keuchhustenfällen – über 1.100 im Jahr 2024, vor allem bei 7- bis 17-Jährigen – verdeutlicht, wie konkret die Folgen ausbleibender Impfungen inzwischen sind. Auch die Zahl der Erkrankungen durch Hib, Hepatitis B und Pneumokokken nimmt zu.

Gleichzeitig zeigt sich ein Informationsdefizit bei Eltern. Impfungen werden zu spät begonnen oder nicht abgeschlossen. Arztpraxen arbeiten am Limit, der Öffentliche Gesundheitsdienst ist vielerorts personell unterbesetzt. Dass die Landesregierung mit Pressemitteilungen zur Impfwoche reagiert, reicht nicht aus. Wenn wir Gesundheit als gesellschaftliche Verantwortung ernst nehmen, müssen wir jetzt handeln.

Deshalb fordern wir mit einem Antrag im Landtag: Eine koordinierte und öffentlich getragene Impfkampagne, die informiert, aufklärt und vor Ort präsent ist – in Schulen, Kitas, sozialen Medien und auf Augenhöhe mit den Menschen.

Es darf nicht vom Wohnort abhängen, ob ein Kind geschützt ist oder nicht. Gesundheit muss für alle zugänglich und verlässlich sein. Die Initiative ist keine kurzfristige Maßnahme, sondern ein langfristiger Präventionsauftrag mit dem Ziel, Gesundheit wirksam zu schützen – bevor Krankheiten überhaupt entstehen. Wenn heute gehandelt wird, können alte Krankheiten nicht zur neuen Realität werden. Jetzt braucht es eine Gesundheitsstrategie, die schützt, bevor sie behandeln muss – und alle erreicht.“

 

Hintergrund zu aktuellen Impfquoten und Krankheitsausbrüchen in Sachsen-Anhalt:

Keuchhusten: Anstieg von 178 (2023) auf 1.110 Fällen (2024)

Masern: 2023 Ausbruch mit 18 Fällen in Halle nach mehrjähriger Pause

Hepatitis B: Steigerung von 75 (2021) auf 401 Fällen (2023)

HPV-Impfquote: Nur 34 Prozent bei Jungen, 55 Prozent bei Mädchen – mit großen regionalen Unterschieden

 

Magdeburg, 12. Juni 2025