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WM-Start in Katar: Menschenrechtsverletzungen müssen durch Politiker und Verbände vor Ort sowie auch hier angemahnt werden

Eva von Angern, Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE, betont zum Start der Fußballweltmeisterschaft der Männer in Katar:

„Ich werde nicht dazu aufrufen, die WM zu boykottieren. Das ist eine verlogene Debatte. Erst wurde dafür gesorgt, dass die WM in Katar stattfindet und vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk viel Geld für die Übertragungsrechte ausgegeben und jetzt sollen es die Fußballer richten. Nein.

Klar ist: Menschenrechte dürfen im Sport nicht verhandelbar sein! Die von schmutzigen Deals und Intransparenz geprägte Vergabe der WM 2022 durch die Fifa schadete dem Ansehen des Fußballsports und den Verbänden. Die eklatanten Menschenrechtsverletzungen wie die zahlreichen Verstorbenen der oftmals extra zum Arbeiten nach Katar migrierten Arbeiter:innen auf den WM-Baustellen sowie die miserablen Arbeits- und Lebensbedingungen dieser Arbeiter:innen stellen die WM unter ein ganz schlechtes Licht. Berichte haben deutlich gemacht, wie stark in Katar die Rechte von Frauen beschnitten werden. Gewalt und Missbrauch an Frauen wird in Katar zu oft sogar gesellschaftlich akzeptiert. Frauenfußball darf in Katar nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Wer Frauenrechte mit Füßen tritt, ist einer WM nicht würdig. Homophobe Grundeinstellungen hat zuletzt der offizielle WM-Botschafter der Kataris ganz offensiv im deutschen Fernsehen geäußert. Deutsche Großkonzerne haben an den Bauprojekten zur WM in Katar kräftig mit verdient. Wer die WM kritisiert, muss auch diese Aspekte miteinbeziehen.

Vertreter:innen der deutschen Bundes- und Landesregierungen sowie auch die lokalen Fußballverbände sollten deutlich machen, dass die WM 2022 ein denkbar schlechtes Aushängeschild für unseren Fußball ist. Unser Fußball muss basisnah, nachhaltig und zeitgemäß sein. Ein Sport aus der Mitte der Gesellschaft, der Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen beteiligt und fördert – kein Sport nur als Prestigeprojekt der Mächtigen. Die Schere zwischen großen und kleinen Vereinen muss kleiner werden – auch hierzulande. Dazu gehören die gleichmäßige Verteilung von TV-Geldern und die Begrenzung von Investoreneinflüssen. Fußball muss immer klar für Vielfalt und gegen jede Form von Diskriminierungen einstehen. Mitbestimmung der Vereinsmitglieder darf nicht ausgehöhlt werden und selbstorganisierte Fankurven gefördert werden. Dazu gehören sozialverträgliche Ticketpreise und fangerechte Anstoßzeiten.

Sachsen-Anhalt muss es vormachen: Der Breitensport im Land gehört endlich mehr unterstützt. Sport schweißt zusammen, hilft gegen Einsamkeit und ist der gesellschaftliche Kitt. Die Sportvereine im Land hangeln von Krisen zu Krisen, während die ehrenamtliche Arbeit kaum wertgeschätzt wird. Sie sollten angesichts der WM auch mehr Aufmerksamkeit erhalten und gefördert werden.“

 

Magdeburg, 20. November 2022