Diese Website verwendet Cookies. Warum wir Cookies einsetzen und wie Sie diese deaktivieren können, erfahren Sie unter Datenschutz.
Zum Hauptinhalt springen

Von sonderpädagogischer Förderung hin zu mehr Integration

In der heutigen Landtagsaussprache zur Großen Anfrage zum Thema Sonderpädagogische Förderung in Sachsen-Anhalt erklärte die sozialpolitische Sprecherin:

In der heutigen Landtagsaussprache zur Großen Anfrage zum Thema Sonderpädagogische Förderung in Sachsen-Anhalt erklärte die sozialpolitische Sprecherin:

„Wer den Kurs in der sonderpädagogischen Förderung hin zu mehr Integration ändern will, muss schrittweise die Gliederung des Schulsystems selbst und die damit verbundenen Mechanismen überwinden.

Sachsen-Anhalt hält bundesweit mit großem Abstand den Negativrekord bei der Integrationsquote von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Regelschulen. Sie beträgt gerade 5 %, wenn auch mit steigender Tendenz. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf an der Gesamtschülerzahl wächst in Sachsen-Anhalt weiter und liegt bei 8 %.
Das ist ein Armutszeugnis, denn 60 % dieser Schülerinnen und Schüler werden mit der Diagnose Lernbehinderung oder Verhaltensauffälligkeit von den Regelschulen „abgegeben“ oder dort erst gar nicht eingeschult. Bei der übergroßen Mehrheit dieser Kinder haben die Familie, das soziale Umfeld versagt, aber auch institutionalisierte Bildungsangebote wie Schule und Kindergärten, waren nicht in der Lage, diese Defizite soweit zu kompensieren, dass diese Schülerinnen und Schüler die Bildungsziele der Regelschule anvisieren können. Man kann mit gutem Grund deshalb sagen, diese Schülerinnen und Schüler werden sozial behindert. Die Folge sind Bildungsdefizite und eingeschränkte Chancen, ein erfülltes Leben zu führen.

Diesen Kreislauf wollen wir aufbrechen: Mindestens bis zum Ende der flexiblen Schuleingangsphase, im Grunde aber bis zum Ende der Grundschulzeit sollte eine Überweisung an Förderschulen - bis auf Ausnahmen - tabu sein.

Die differenzierten Förderungsmöglichkeiten in den Regelschulen müssen ausgebaut werden. Das verlangt auch in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften den Zustand zu beenden, den die Landesregierung selbst noch so beschreiben muss, dass in einem Lehramtsstudium für die Regelschulen sonderpädagogische Elemente nicht vorkommen und bei einem sonderpädagogischen Lehramt die Praxis in Integration fehlt.

Den an Förderschulen abgegebenen Schülerinnen und Schülern werden Bildungschancen vorenthalten. Nur etwa 25 % von ihnen erlangen die Möglichkeit, einen Hauptschulabschluss zu erreichen. Mit der Einschulung an einer Förderschule ist in aller Regel ein eingeschränktes Bildungsangebot verbunden. Das macht Durchlässigkeit fast unmöglich. Hier sind Veränderungen auch im gegenwärtigen Schulsystem dringend geboten.

Die Förderzentren leisten in ihrer großen Mehrheit eine engagierte Arbeit, die sich vor allem in den Fortschritten in den vergangenen Jahren im Gemeinsamen Unterricht widerspiegelt. Ihre Arbeit kann nur weitere Früchte tragen, wenn sie angemessen ausgestattet werden. Vor allem aber ist ein Paradigmenwechsel erforderlich, der den Umgang der ganzen Gesellschaft mit Verschiedenheit als Bereicherung betrifft.“