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Verantwortung für Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen ernstnehmen – Heimrichtlinie der Kinder- und Jugendhilfe novellieren

Nicole Anger, Sprecherin für Kinder- und Jugendpolitik der Fraktion DIE LINKE betont in der Diskussion um die Heimrichtlinie der Kinder- und Jugendhilfe:

„Die Rahmenbedingungen des Aufwachsens haben sich verändern. Denken wir da nur an Medien, den breiten Inklusionsbegriff und unsere Erkenntnisse zu Geschlechtsidentitäten. Das gesamte Miteinander unterliegt einer stetigen Veränderung und bedarf unserer Gestaltung. Dazu braucht es Rahmenbedingungen für ein gelingendes Aufwachsen. Nun ist die Heimrichtlinie aber aus dem Jahr 1994 - die älteste Heimrichtlinie bundesweit. Kinder und Jugendliche, die in der Kinder- und Jugendhilfe groß werden, haben aus unterschiedlichen Gründen spezielle Herausforderungen in ihrem Aufwachsen zu bewältigen. Die Jugendhilfe muss ihnen dafür alle Unterstützungsleistungen gewähren. Dabei sind die Fachkräfte und die Einrichtungen mit den verschiedenen Angeboten eine der wesentlichen Stützen.

Aber wie kann das gelingen, wenn die Arbeit der Träger auf einer Richtlinie des zuständigen Ministeriums basiert, welche aus dem letzten Jahrtausend ist. Allein das Fehlen relevanter Alltagsbezüge wie Medien und Medienkompetenz, Kinderrechte, Beschwerderechte zeigen, wie dringend hier Handlungsbedarf besteht. Lassen Sie uns endlich Kinder- und Jugendräte in allen stationären Einrichtungen einführen. Wir müssen Kinder und Jugendliche einbinden und ihnen eine Stimme geben! Es braucht die formalen Strukturen zur Beschwerde. Mobile Endgeräte sind mittlerweile nicht mehr aus unserer Gesellschaft wegzudenken. Es gibt im Bereich der Medien viel, das es 1994 noch nicht gab. Um die Mediennutzung eben nicht zu verteufeln, sondern zwischen selbstbestimmter Nutzung und dem Schutz vor Gefahren im Internet ausgewogen abzuwägen, muss dies in der Kinder- und Jugendhilfe verbindlich Niederschlag finden.

Zu einem Aufwachsen und vor allem zu einem gesunden Aufwachsen gehört auch eine gesunde Ernährung. Das Verpflegungsgeld ist schon seit Jahren nicht mehr ausreichend. Dies wird sich mit den aktuell steigenden Lebensmittelkosten weiter verschärfen. Deswegen brauchen Träger und junge Menschen Unterstützung durch das Land. Über die Heimrichtlinie muss festgelegt werden, was gesunde Ernährung umfasst. Dann muss vor Ort der Verpflegungssatz angepasst werden. Die Heimrichtlinie geht noch immer von einem binären Geschlechterverhältnis aus und unterscheidet allein zwischen Jungen und Mädchen. Junge Menschen müssen beim Erkennen der eigenen geschlechtlichen Identität unterstützt werden, denn biologisches Geschlecht ist nicht gleich Geschlechtsidentität und Geschlechterrolle!“

 

Magdeburg, 8. September 2022