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Unterrichtsausfall auf Rekordniveau - Schulpflicht wird weiter ausgehöhlt

Der Ausfall von Unterricht aufgrund fehlender Lehrkräfte erreicht in den Schulen des Landes immer neue Höchststände. Im letzten Schuljahr 2016/17 wurden mehr als 6 Prozent des gesamten Unterrichtes nicht regulär gehalten. Das entspricht mehr als 2 Unterrichtswochen ohne Unterricht. Die Spanne reicht dabei von knapp 5 Prozent an den Gymnasien bis fast 9 Prozent an den Förderschulen. Dieses Bild ergibt sich aus der Auswertung einer Kleinen Anfrage der Fraktion. Der seit Jahren anhaltende negative Trend wurde durch die Einleitung sogenannter bedarfsmindernder Maßnahmen seit dem Schuljahr 2013/14 weiter verfestigt und verstärkt. Hierzu erklärt der bildungspolitische Sprecher der Fraktion, Thomas Lippmann:

„Wer immer noch glaubt, die ständigen Kürzungen in den Bedarfszuweisungen für die Schulen und die fortschreitende Unterausstattung mit Lehrkräften blieben ohne Folgen für die Erteilung von Unterricht, sieht sich mit der aktuellen Statistik des Bildungsministeriums zu Unterrichtsausfall und Vertretung erneut eines Besseren belehrt. Die steigenden Klassengrößen auf der einen und fehlende personelle Unterstützung auf der anderen Seite sorgen für so große Belastungen, dass immer mehr Lehrkräfte krankheitsbedingt ausfallen.

Gleichzeitig sinken durch die schlechte Unterrichtsversorgung die Möglichkeiten der Schulen, auf den Ausfall von Lehrkräften mit dem Einsatz anderer verfügbarer Lehrkräfte zu reagieren. Der Anteil des Unterrichtes, der bei Abwesenheit von Lehrkräften regulär vertreten werden kann, ist dadurch von vormals etwa der Hälfte auf inzwischen nur noch ein Drittel gesunken.

Durch den ständig steigenden Vertretungsbedarf hat sich der Unterrichtsausfall an den allgemeinbildenden Schulen innerhalb der letzten zehn Schuljahre auf inzwischen mehr als 6 Prozent verdoppelt. Schaut man unter diesen Bedingungen auf ein ganzes Schülerleben, so wird innerhalb von 10 Schuljahren schon für fünf volle Monate kein regulärer Unterricht mehr erteilt – an den Förderschulen ist es fast schon ein ganzes Schuljahr.

Folgt man den Meldungen auf der Homepage der Volksinitiative „Den Mangel beenden! – Unseren Kindern Zukunft geben!“ und anderen statistischen Meldungen, muss davon ausgegangen werden, dass sich der Unterrichtsausfall im laufenden Schuljahr noch einmal erheblich ausweiten wird. Wenn Schulen ganze Klassen nicht nur stundenweise, sondern tagelang zu Hause lassen müssen, weil keine Lehrkräfte mehr zur Verfügung stehen, dann wird die Schulpflicht staatlicherseits aufgekündigt. Dies wird in den nächsten Wochen beim saisonalen Anstieg der Krankheiten noch mehrfach geschehen.

Der IQB-Bildungstrend 2016 hat nachdrücklich gezeigt, dass ein Nachlassen bei den Investitionen in das Bildungssystem den Bildungserfolg für viele Schülerinnen und Schüler verschlechtert. Diese Entwicklung gefährdet die wirtschaftlichen, sozialen und demokratischen Grundlagen unsere Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund sind die Forderungen der Volksinitiative schnellstmöglich für mehr Personal an den Schulen zu sorgen, die letzte Chance für die Landesregierung, das Ruder noch umzulegen und tatsächlich eine Wende in der Personalpolitik einzuleiten. Die Fraktion die LINKE wird sich in den Beratungen der kommenden Wochen mit allen Kräften für die uneingeschränkte Realisierung der Forderungen von fast 100.000 engagierten Bürgerinnen und Bürgern einsetzen."


Magdeburg, 3. November 2017