Sinnfreie Zusatzbelastung für Lehrkräfte, Eltern und Schüler*innen an Grundschulen
Nach einem Schulleiterbrief des Bildungsministeriums vom 23.11.2023 soll bereits im laufenden Schuljahr größerer Druck auf die Schullaufbahnberatungen und -entscheidungen in den Grundschulen ausgeübt werden. Geplant ist eine erhebliche Ausweitung von verbindlichen und restriktiven Vorgaben, die mit zeitlichen und mentalen Zusatzbelastungen für Lehrkräfte und Eltern, vor allem aber für Schülerinnen und Schülern verbunden sind. So soll jetzt schon im 2. Halbjahr der 3. Klasse die verbindliche Beratung der Eltern beginnen und nach „landeseinheitlichen Orientierungshilfen“ durchgeführt werden. Bevor die Schüler*innen dann zum Halbjahr der 4. Klasse ihre Schullaufbahnempfehlung erhalten, sollen sie sich zuvor einem aufwändigen Überprüfungsverfahren unterziehen, wenn bei den Eltern der Wunsch nach dem Besuch des Gymnasiums besteht, die Grundschule aber eine solche Empfehlung nicht geben möchte. Dazu erklärt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher, Thomas Lippmann:
„Die Bildungsministerin setzt im laufenden Schuljahr einen Prozess in Gang, dessen Sinn und Ziel offenbar darin besteht, Schüler*innen vom Gymnasium fernzuhalten, denen man einen erfolgreichen Weg zum Abitur und zu einem Studium nicht zutraut. Dadurch werden Lehrkräfte und Eltern, vor allem aber die Schülerinnen und Schüler noch früher und noch intensiver mit dieser Entscheidung belastet, ohne dass ein sinnvoller Effekt davon zu erwarten ist.
Die Linke lehnt diese weitere Begrenzung des Gymnasialzugangs und die Erhöhung des Stresslevels für Eltern und Schulkinder bereits ab dem 3. Schuljahrgang entschieden ab. Die ohnehin viel zu frühe Entscheidung über die spätere Bildungskarriere schon ab der 4. Klasse wird durch die neuen Vorgaben in seiner schädlichen Wirkung noch weiter verschärft.
Der Versuch, schon ab der Mitte der Grundschulzeit auf eine Entscheidung hinzuarbeiten, damit dann nur noch die „richtigen“ Schüler*innen zum Gymnasium geschickt werden, ist ohne jede Aussicht auf Erfolg. Das haben frühere Jahre mit einer verbindlichen Schullaufbahnempfehlung und Eignungsfeststellungen nachdrücklich gezeigt. Die Linke wird Aufwand und Nutzen dieser neuen Regelungen baldmöglichst auf den Prüfstand stellen.
In Sachsen-Anhalt erwerben schon seit vielen Jahren wegen oftmals überzogener Vorgaben im bundesweiten Vergleich die wenigsten Jugendlichen eine Hochschulzugangsberechtigung (Abitur oder Fachhochschulreise). Hier jetzt noch weitere Hürden aufzubauen, führt zur Einschränkung von Bildungschancen und wird zu einem Hindernis für die künftige Entwicklung des Landes.“
Magdeburg, 27. November 2023