Qualität der Kindertagesbetreuung ausbauen und Fachkräfte der Kindertagesbetreuung entlasten
In der Diskussion um die Qualität der Kindertagesbetreuung betont Nicole Anger, Sprecherin für Kinderpolitik der Fraktion DIE LINKE:
„Im letzten Jahr hat verdi gemeinsam mit der Hochschule Fulda auch für Sachsen-Anhalt die starke Belastung der Fachkräfte und ihre daraus folgende Unzufriedenheit mit der Arbeitssituation dargestellt. 42 Prozent gaben an, dass sie zeitweise für mehr als 17 Kinder am Tag gleichzeitig verantwortlich sind, 22 Prozent davon sogar für mehr als 21 Kinder. 45 Prozent sagen, dass sie zu wenig Zeit haben, um auf die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder einzugehen. 19 Prozent gaben an, dass sie ihren eigenen pädagogischen Ansprüchen im Alltag nicht gerecht werden können. 47 Prozent arbeiten häufig bzw. sogar sehr häufig unbezahlt außerhalb ihrer normalen Arbeitszeit, um die Arbeit bewältigen zu können. In jeder Kita fehlen im Schnitt drei Vollzeitfachkräfte.
Es ist dringend notwendig, jetzt sofort für alle Beschäftigten Entlastung zu schaffen. Wenn die Rahmenbedingungen sich deutlich verbessern, wird der Beruf auch wieder interessanter für Nachwuchsfachkräfte und wirkt dem Fachkräftemangel in den Einrichtungen entgegen. Ohne engagierte Fachkräfte, ohne ihre Motivation, ohne ihre Geduld, ohne ihre Ideen läuft in der Kita nichts. Deswegen müssen wir die Neuverhandlung mit dem Bund zum Kita-Qualitätsgesetz jetzt endlich nutzen, um den Personalschlüssel zur Entlastung der Fachkräfte anzupassen. Denn wenn Sie das tun, können Sie dieses Bundesgesetz auch ernsthaft ein “Gute-Kita-Gesetz” nennen.
Gerade jetzt, wo die Preise für Lebensmittel, Energie und Co. explodieren, ist eine Entlastung bei der Kindertagesbetreuung bitter nötig. Stattdessen gab und gibt es Überlegungen, die Last steigender Kosten wieder auf die Familien abzuwälzen. Da erwarte ich doch einiges mehr von einem SPD geführten Haus. Schließlich sind sie in die letzten Wahlen immer mit dem Versprechen zu den Menschen gegangen, die Kita beitragsfrei zu gestalten. Wir wollen Fachkräfte und Familien entlasten! Wir wollen die Qualität in der Kindertagesbetreuung weiter verbessern! Wir wollen, dass die Jüngsten bestmögliche Chancengerechtigkeit im Aufwachsen erfahren! Dazu ist es unerlässlich, dass Sie jetzt sehr schnell mit dem Bund die Verhandlungen für die Fortführung des Kita-Qualitätsgesetzes führen, und nicht bis Mitte nächsten Jahres warten. Gleiches gilt für den Erhalt des so immens wichtigen Programms Sprach-Kitas, dass die Ampel absägen will.
Wir brauchen Planungssicherheit. Es geht hier um Entlastung des ohnehin viel zu anspruchsvollen Pensums in der Realität, um eine Entwicklung der Qualität der Kindertagesbetreuung in unserem Land. Dazu zählen eine Anpassung des Personalschlüssels an die Realität, Ausbildungsbedingungen ohne Eigenfinanzierung, der Erhalt der Sprach-Kitas und auch die Verstetigung von Kita-Sozialarbeit sowie das multiprofessionelle Arbeiten in der Kita. Die Fachkräfte zählen auf Sie, die Familien tun es. Es geht um die Jüngsten im Land, von denen Sie immer sagen, sie seien die Zukunft.“
Magdeburg, 7. September 2022