Diese Website verwendet Cookies. Warum wir Cookies einsetzen und wie Sie diese deaktivieren können, erfahren Sie unter Datenschutz.
Zum Hauptinhalt springen

Mehr Gendersensibilität in den Schulen – Jungen dürfen nicht weiter Schulverlierer bleiben, junge Frauen nicht länger in ihren Jobchancen benachteiligt werden

Die Fraktion DIE LINKE im Landtag von Sachsen-Anhalt bringt heute einen Antrag ein, in dem die Landesregierung aufgefordert wird, die unterschiedlichen Bildungszugänge von Mädchen und Jungen in der Schule besser zu berücksichtigen und Benachteiligungen auszugleichen. Dazu erklärt die stellvertretende Vorsitzende und sozialpolitische Sprecherin der Fraktion Birke Bull

Die Fraktion DIE LINKE im Landtag von Sachsen-Anhalt bringt heute einen Antrag ein, in dem die Landesregierung aufgefordert wird, die unterschiedlichen Bildungszugänge von Mädchen und Jungen in der Schule besser zu berücksichtigen und Benachteiligungen auszugleichen. Dazu erklärt die stellvertretende Vorsitzende und sozialpolitische Sprecherin der Fraktion Birke Bull:

„Die Bildungsbiografien von Schülerinnen und Schülern sind ein besonderer Beleg dafür, dass die soziale Dimension des Geschlechts einen beachtlichen Einfluss auf den Bildungserfolg von Mädchen und Jungen hat. Zahlreiche Studien verdeutlichen ebenso wie statistische Belege, dass es vor allem Jungen sind, denen der individuelle Erfolg in der allgemeinen Schule verwehrt bleibt. Hinter den im Bundesvergleich anhaltend hohen Zahlen der Klassenwiederholer in Sekundarschulen in Sachsen-Anhalt verbergen sich im vergangenen Schuljahr 1.106 Mädchen aber 1.900 Jungen. Die Schülerschaft an Förderschulen für Lernbehinderte besteht zu ca. 60 % aus Jungen an Förderschulen für Geistigbehinderte sogar zu 70 %. Jungen sind von der mangelnden Integrationsfähigkeit der allgemeinen Schule deutlich stärker betroffen als Mädchen.

Mädchen hingegen gelingt es nicht, ihren offensichtlichen Schulerfolg auch gewinnbringend im Sinne von gleichberechtigter Teilhabe an Arbeit und Einkommen nutzbar zu machen. Im großen Durchschnitt arbeiten Frauen in Deutschland im Gegensatz zu ihren Kollegen immer noch von Januar bis März unentgeltlich (23 % Einkommensdifferenz).

DIE LINKE fordert von der Landesregierung, bei der Erarbeitung und Fortschreibung der Lehrpläne und Rahmenrichtlinien die unterschiedlichen Bildungszugänge von Mädchen und Jungen stärker zu berücksichtigen. Vor allem in den Unterrichtsfächern, die traditionell eher Mädchen bzw. eher Jungen ansprechen, soll mehr Wert darauf gelegt werden, Schülerinnen und Schülern zu interessieren und ihnen gleichermaßen erfolgreiches Lernen zu ermöglichen. Die bisher weitgehend geschlechtsneutrale Bildungspolitik ist gescheitert, weil sie am Problem vorbeigeht.

Wie Bildung differenziert bei Jungen und Mädchen ankommt, muss deutlicher bei der Beurteilung von Schulen, bei den Lehrkräften, in der Bildungsforschung und nicht zuletzt bei der Bildungsstatistik im Blick sein. In manchen Evaluationsberichten oder Statistiken wird derzeit diese Frage nicht einmal ansatzweise erhoben. In diesem Zusammenhang fordern wir auch, mehr in der Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte zur Entwicklung von pädagogischen Kompetenzen zur bewussten Reflexion der Geschlechterspezifik zu tun.

Wir fordern darüber hinaus die Landesregierung zu konkreten Maßnahmen auf, das Missverhältnis zwischen hohem Frauenanteil der Beschäftigten in den Schulen und der männerlastigen Verteilung von Führungspositionen im Bildungsbereich zu überwinden.

Die Brisanz des Themas hat erst vor wenigen Tagen der Aktionsrat Bildung vor Augen geführt. Der Vergleich der Bundesländer zeigt gerade für Sachsen-Anhalt in vielen Fragen eine besonders zugespitzte Situation. Vor allem muss die Konzeptionslosigkeit in diesem Bereich beendet werden.“