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Jugendämter in Not – Kindeswohl in Gefahr

Die Antworten der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage unter dem Titel „Kinder in Not – Jugendämter überlastet?“ zeigen dringenden Handlungsbedarf im Kinderschutz auf. Dazu erklärt Nicole Anger, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Landtag von Sachsen-Anhalt:

„Die Antworten der Landesregierung lassen nicht nur aufhorchen, sie erfordern umgehendes Handeln. Man muss sich ehrlich fragen: Steht hier ein Helfer:innensystem kurz vor dem Kollaps? Von den Jugendämtern in den Landkreisen ist ein lauter und deutlicher Hilferuf zu hören. Sie beschreiben steigende Fallzahlen im Kinderschutz, fehlende Kapazitäten in der Unterbringung von Kindern und Jugendlichen, Belastungen des Personals durch zunehmende Komplexitäten der Hilfen, fehlende Fachkräfte.

Seit Jahren zeichnet sich diese Situation ab. Genau so lange wird immer wieder darauf verwiesen. Geschehen ist seitens des Landes bisher nichts. Die Jugendämter stehen allein da, das zuständige Ministerium fühlt sich nicht zuständig. Kindeswohl sowie Kinder- und Jugendschutz ist jedoch eine gemeinsame Aufgabe. Da gilt es nicht, sich die Verantwortung hin und her zu schieben.

Die Antworten der Jugendämter zeigen auf, wie sich ihre Arbeitssituation auf den Kinderschutz auswirkt – und zwar negativ auswirkt. Nicht nur, dass jeder einzelne Fall von Kindeswohlgefährdung auch für die Profis vom Sozialen Dienst eine Herausforderung darstellt, nein, sie müssen gleich teilweise mehr als doppelt so viele Fälle betreuen als machbar. Folglich werden wichtige Hausbesuche, persönliche Gespräche mit den Familien reduziert. Das ist nicht nur eine Belastung für die Fachkräfte, das sind auch in Folge verringerte Hilfen. Hilfen, die eben nicht ankommen.

Für Hilfe, die ankommt, muss Zeit zur Verfügung stehen. Dies erfordert Personal. Entscheidungen im Kinderschutz dürfen nicht qua Aktenlage vom Schreibtisch aus getroffen werden. Hier zeigen sich auch die erschreckenden Auswirkungen der Jugendhilfe nach Kassenlage. Jugendhilfe ist ganzheitlich zu denken. Die Hilfen müssen ausfinanziert sein! Je stärker wir auf präventive Maßnahmen setzen, desto weniger werden wir in Zukunft Interventionen haben. Aber noch arbeitet das System – politisch gewollt – im Interventionsmodus.

Bei allen Bemühungen der Jugendämter – das zuständige Ministerium muss der Aufgabe des Kinderschutzes und der Prävention die notwendige Priorität im Land einräumen und die Jugendämter bei der Aufgabenwahrnehmung unterstützen! Kinderschutz braucht motivierte Kinderschützer.“

 

Hier finden Sie die entsprechende Anfrage von Nicole Anger.

 

Magdeburg, 19. März 2024