Diese Website verwendet Cookies. Warum wir Cookies einsetzen und wie Sie diese deaktivieren können, erfahren Sie unter Datenschutz.
Zum Hauptinhalt springen

Hendrik Lange zu TOP 24: Aufbau einer agrar- und ernährungswissenschaftlich geprägten Fakultät

Die neuen Bundesländer und Sachsen-Anhalt im Besonderen verfügen über eine moderne Agrar- und Ernährungswirtschaft. Die bestehenden Strukturen entsprechen weitgehend den Erfordernissen einer leistungsfähigen Betriebswirtschaft und zeichnen sich durch eine hohe Wettbewerbsfähigkeit innerhalb Europas aus. Wir sind uns alle darüber einig, dass die Landwirtschaft eine sehr hohe Bedeutung für uns im Osten Deutschlands hat.
Ich denke, das erfordert im Besonderen auch eine entsprechende wissenschaftliche Begleitung und natürlich auch die Ausbildung von Fachkräften. Aber im Zuge der letzten Hochschulstrukturreform ist auch an der agrarwissenschaftlichen Fakultät in Halle an der Martin-Luther-Universität einiges passiert. Es sind Stellen abgebaut worden. Das ist vom Land, von der letzten Landesregierung, so gewollt worden. Das hat die Universität auch nachvollzogen.

Zudem wurde das Landeshochschulgesetz in dem Sinne geändert, dass man gesagt hat, man möchte eine Fakultätsgröße an einer Universität mit mindestens 30 Professorinnen- und Professorenstellen sehen. Somit gab es also auch eine Zusammenlegung an der Martin-Luther-Universität bei den Mathematikern und den Geowissenschaftlern. Wie gesagt, ursächlich war die Änderung des Landeshochschulgesetzes.

Das hatte natürlich zur Folge, dass der Wissenschaftsrat eine Empfehlung abgegeben und die Agrar- und Ernährungswissenschaften in Sachsen-Anhalt mittlerweile als unterkritisch betitelt hat, was durchaus problematisch ist. Die Empfehlung des Wissenschaftsrates war, die Fakultät so zu bilden, dass man sie mit den Biowissenschaften zusammenlegt. Das ist so nicht erfolgt. Allerdings hat ein Positionspapier des Kultusministeriums gemeinsam mit dem Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt die Empfehlungen des Wissenschaftsrates aufgegriffen. Wir hatten schon in einer Ausschussbefassung im Jahr 2008 eine entsprechende Berichterstattung durch das Ministerium, wie man jetzt damit umgehen möchte.

Seitdem ist mindestens eine Vegetationsperiode vergangen und viel Wasser die Elbe und die Saale hinuntergeflossen. Es gibt immerhin ein großes Interesse des Landes und des Landtages, diesen Prozess an der Universität im Besonderen zu begleiten und zu klären.

In dem Zusammenhang möchte ich das besondere Interesse, das wir bei der CDU-Fraktion bzw. bei der Partei CDU wahrgenommen haben, hervorheben. Sie fasste sogar einen Beschluss, dass man eine entsprechende Fakultät wieder errichten möchte. Wir möchten uns ganz gern einmal von der Regierung erklären lassen, wie sie das jetzt sieht.

Insgesamt nimmt man in Bezug auf die Hochschulstrukturplanung eine ziemlich deutliche Polyfonie, allerdings mit vielen Dissonanzen, wahr. Die einen reden davon, dass man wieder die Lehrerbildung in Magdeburg eröffnen möchte. Der Kultusminister macht es zum Teil schon, indem jetzt Lehrerinnen und Lehrer für Wirtschaft und Technik in Magdeburg ausgebildet werden. Das kann man machen, es widerspricht allerdings ein Stück weit der Hochschulstrukturplanung, die er angeschoben hat. Der Wirtschaftsminister möchte die Hochschulstrukturplanung stärker dem Interesse der Industrie anpassen. Also: Es ist hierzu scheinbar einiges in Bewegung geraten, bis dahin, dass die CDU die Landwirtschaftsfakultät wieder haben möchte, sodass wir hierzu, denke ich, eine Klärung in den Ausschüssen erreichen könnten und sollten.

Als Hochschulpolitiker sage ich, dass die Errichtung einer Fakultät und die Einrichtung einer Fakultät die Sache der Hochschule sein muss. Sie muss sich daran orientieren, wie sie sich intern organisieren möchte. Sie muss das letztlich in Eigenverantwortung entscheiden. Für uns ist das wichtigste Kriterium die wissenschaftliche Zusammenarbeit innerhalb der Hochschule.

Die Entscheidung hat ja die Martin-Luther-Universität gefällt. Sie hat allerdings auch nicht vergessen, sich die Empfehlungen des Wissenschaftsrates zu Gemüte zu führen. Sie hat ein Zentrum gebildet, welches jetzt dafür sorgen soll, dass es eine Vernetzung mit den außeruniversitären Einrichtungen gibt. Da haben wir in Sachsen-Anhalt und Umgebung auch einiges zu bieten.

Natürlich ist für uns als Landespolitiker von besonderem Interesse, wie die Zusammenarbeit mit der Fachhochschule in Anhalt funktioniert. Hat man jetzt die Studiengänge ein Stück weit synchronisiert? Es gab einige Probleme mit der Einführung der Master-Studiengänge an der Martin-Luther-Universität sowie mit dem Übergang derjenigen, die an der Fachhochschule ausgebildet wurden und zur Martin-Luther-Universität gehen wollten. Natürlich wäre auch interessant zu erfahren, inwieweit an der Stelle kooperative Promotionsverfahren ins Laufen kommen können. Darüber wollen wir uns im Ausschuss auch berichten lassen.

Am Ende möchte ich noch erwähnen, dass die Agrar- und Ernährungswissenschaften in Sachsen-Anhalt die einzigen verbliebenen universitären Agrar- und Ernährungswissenschaften im Osten Deutschlands sind. Wir wissen, das Berlin diesen Fachbereich geschlossen hat. Wir wissen, dass er in Rostock ebenfalls abgewickelt wurde.
Der Prozess zwischen Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt ist bereits älter. Hierbei wurde darauf orientiert, dass die Agrar- und Ernährungswissenschaften an der Martin-Luther-Universität verbleiben sollen.

Allerdings gab es auch die Ansage, dass es eine Kooperation zwischen den Bundesländern geben sollte. Kooperation heißt nicht, dass ein Bundesland eine solche Fakultät vorhält und dafür auch allein finanziell aufkommt. Kooperation bedeutet in diesem Fall vielmehr, dass man sich hinsichtlich der Finanzierung miteinander abstimmen kann. Der Kultusminister und die Ministerin für Landwirtschaft und Umwelt haben in ihrem Positionspapier geschrieben, dass sie darauf drängen möchten. Wir als LINKE möchten in den Ausschüssen einen Bericht darüber erhalten, inwieweit diese Kooperation ins Laufen kommen kann oder bereits ins Laufen gekommen ist.

Wir könnten eine Berichterstattung im Ausschuss für Bildung, Wissenschaft und Kultur in die Gespräche über die Evaluation der Zielvereinbarungen durchaus integrieren. Aber wir möchten auch, dass diejenigen, die ein besonderes Interesse an einer landwirtschaftlich bzw. agrarwissenschaftlich geprägten Fakultät haben, nämlich diejenigen, die Mitglied des Landwirtschaftsausschusses sind, entsprechend die Berichte zur Verfügung gestellt bekommen und darüber diskutieren können. Deswegen bitten wir um die entsprechende Berichterstattung. Ich denke, der Antrag ist so klar formuliert, dass wir darüber direkt abstimmen könnten.