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Doreen Hildebrandt zu TOP 4: Berufsschulen als Motoren des dualen Systems weiter stärken

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihr Antrag 7/1744 mit dem schönen Namen „Berufsschulen als Motoren des dualen Systems weiter stärken“ spricht mir nicht nur aus dem Herzen, weil der Titel Verkehrspolitik mit Ausbildungsmarktpolitik verbindet, sondern weil Sie offensichtlich erkannt haben, dass Sie Korrekturen am bisherigen Kurs der Vernachlässigung der Berufsschulen durch Einsparungen, Zusammenlegungen und zu wenig Berufsschullehrerausbildungen vornehmen müssen. Ich hoffe sehr, dass dies nicht nur Lippenbekenntnisse vor der Bundestagswahl sind.

Alles, was in Ihrem Antrag steht, ist tatsächlich notwendig, um die Ausbildung im dualen System zu stärken. Ich freue mich besonders, dass auch das Azubi-Ticket Erwähnung findet und verweise auf meine Rede von gestern Abend zum öffentlichen Verkehr.

Aber um die Attraktivität der betrieblichen Ausbildung zu stärken, wie Sie es in Ihrer Begründung schreiben, reicht die Stärkung der Berufsschulen allein nicht aus.

Daher legen wir auch unseren Änderungsantrag 7/1781 vor, durch den wir lediglich Ihren Antrag um 1 Punkt erweitern wollen:

Wenn die Wirtschaft heute Fachkräfte gewinnen will, muss sie zwangsläufig tiefer in die Taschen greifen. Manche Betriebe tun dies bereits mit Sonderleistungen neben der Ausbildungsvergütung, indem sie ihren potentiellen Azubis die Fahrtkosten zahlen oder ihnen einen Laptop zum Lernen zur Verfügung stellen. Dennoch erweist sich gerade in den Handwerksberufen die Suche nach geeigneten Azubis als schwierig.

Eigentlich logisch: wenn mein Sohn sich um eine Ausbildung zum Elektroniker Fachrichtung Automatisierungstechnik bewerben würde, täte er dies in den Elektro-Meisterbetrieben in Haldensleben, Magdeburg und Wolfsburg. Er würde sich natürlich auch bei Siemens und eon/Avacon bewerben. Angenommen, er bekäme mehrere Zusagen, was aufgrund des Bewerbermangels nicht unwahrscheinlich ist: Wird er bei Siemens für 936 € Ausbildungsvergütung oder bei dem Handwerksbetrieb neben Siemens für 500 € Ausbildungsvergütung lernen wollen? Die Zahlen sind übrigens im BerufeNet der Bundesagentur für Arbeit nachlesbar.

Und das ist ein Beispiel, wo im Vergleich noch recht gute Ausbildungsvergütungen gezahlt werden. Bei Friseurinnen und Friseuren, Anlagenmechanikerinnen und Anlagenmechanikern für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik liegen die tariflichen Vorgaben so niedrig, dass sich kaum ein junger Mensch überhaupt noch für solch eine Ausbildung entscheidet. Die Folge ist ein gravierender Fachkräftemangel in diesen Berufen.

Eine einheitliche Mindestausbildungsvergütung, wobei die Betonung auf „Mindest“ liegt, genau wie beim Mindestlohn, würde diese Situation entschärfen und das duale System insgesamt attraktiver machen.

Darum bitte ich Sie um Zustimmung zu unserem Änderungsantrag.

Danke