Demografische Herausforderungen für die Kinder- und Jugendhilfe
Eva von Angern: Zum Leitbild der Fraktion DIE LINKE zur räumlichen Gliederung der Öffentlichen Daseinsvorsorge in Sachsen-Anhalt
„Die Kinder- und Jugendhilfe steht in Zukunft vor mitunter erheblichen demographischen Veränderungen. Laut Prognosen wird die Alterskohorte der 0 bis 25jährigen bis 2020 um ca. 31,5 Prozent abnehmen. Dabei sinken die Altersbereiche der 16 bis 19jährigen bzw. der 19 bis 25jährigen um annähernd 50 Prozent. In diesen Altersgruppen spielen neben den Auswirkungen des Geburtenrückgangs vor allem auch Abwanderungsprobleme eine entscheidende Rolle.
Für die Angebote der Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit, die sich vorrangig an volljährige bzw. heranwachsende junge Menschen wenden, kann in Zukunft eine verstärkte Hinwendung zum Klientel zwischen 6 und 16 Jahren relevant werden, da dieser Bevölkerungsanteil bis 2020 auf nahezu konstantem Niveau verbleibt. In diesem Kontext sind insbesondere schulbezogene Angebote (z.B. Schulsozialarbeit) als wichtige zukünftige Standbeine der Jugendhilfe zu entwickeln.
Im Kita-Bereich (0 bis 6 Jahre) bleiben die Zahlen relativ konstant bzw. sinken nur leicht. Erst ab ca. 2015 ist auch in der Alterskohorte der 0 bis 6jährigen ein deutlicherer Rückgang zu verzeichnen (2020: - ca. 20 Prozent). Die relativ konstante Nachfrage wird jedoch zunehmend das Problem des drohenden Fachkräftemangels im Bereich der Kindertagesbetreuung aufwerfen. Deutlich über 50 Prozent des pädagogischen Fachpersonals in Kitas sind derzeit zwischen 41 und 55 Jahren. Auch unter dem Aspekt der Fachkräftegewinnung ist eine Aufwertung des Erzieherberufes (z.B. über Hochschulausbildung) dringend geboten. Unter anderem auch, um mehr Männer für dieses Berufsbild zu gewinnen.
Allein die rein demographische Betrachtung kann zwar ein wichtiges aber kein umfassendes Bild der Zukunft der Kinder- und Jugendhilfe entwerfen. Daneben wirken auf die Nachfrage u.a. das subjektive Nachfrageverhalten von Familien, Kindern und Jugendlichen, die Ausbausituation bestimmter Angebote und auch die Vergabepraxis von Jugendämtern.
DIE LINKE sieht mit ihrem Konzept die Mittelzentren als Rückrad der zukünftigen Landesentwicklung. Die Kreisstädte sind Jugendamtsstandorte; daneben jedoch soll es möglich sein, an ehemaligen Jugendamtsstandorten Außenstellen oder Beratungstage vor zuhalten. Diese „externen“ Jugendamtsstationen können auch in Kooperation mit freien Trägern der Jugendhilfe organisiert werden. Auf gemeindlicher Ebene bietet unser Modell des Grundzentralen Versorgungsraums die Möglichkeit einer sozialräumlichen Jugendhilfeplanung auf örtlicher Ebene, die in Zukunft auch verstärkt über mobile Angebote die öffentliche Daseinsvorsorge im ländlichen Raum sicherstellen muss.“