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Jutta Fiedler zu TOP 14: Entwicklung der schulischen Integration von Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf

Einer unserer Anträge kommt mit positiver Beschlussempfehlung zurück in den Landtag  -  es geschehen doch noch Wunder. Wenn schon kein Sommermärchen, dann doch beinahe ein Landtagsmärchen. Wie im Märchen gibt es auch hier die magische Zahl drei, die taucht sogar zweimal auf: Um drei Monate hat der Beratungsprozess die Länge von drei Jahren verfehlt; der Antrag wurde eingebracht im Mai 2008.

Wird sich heute noch ein anderes typisches Märchenelement realisieren, nimmt die Beschlussfassung ein gutes Ende?

Das könnte schon sein, denn inzwischen haben alle Parteien das Thema in ihre Wahlprogramme aufgenommen  -  ob aus Pflichtgefühl der Behindertenkonvention der UNO gegenüber oder weil der Fachkräftemangel inzwischen drückt oder weil das Motiv der sozialen Chancengleichheit  dahinter steht, das ist parteiengefärbt. Und wenn die Motive dafür auch wichtig sind, noch wichtiger ist, dass der Prozess in den Schulen besser läuft und alle Beteiligten  -  Kinder und Eltern, Lehrkräfte und Pädagogische MitarbeiterInnen  -  ihr Gutes davon haben.

Ja: Im jetzt laufenden Schuljahr ist bereits ein erstes Handlungskonzept der Landesregierung sichtbar geworden und neuer Schwung in den Prozess gekommen. Und natürlich entstehen dort, wo Veränderungen laufen, auch Probleme. Zum Beispiel ist zu hören, dass die Kinder mit Förderbedarf an den Regelschulen teilweise ins Abseits geraten. Das muss im Blick der Schule sein, was wiederum oft nicht so einfach ist, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Die werden jetzt in der Beschlussempfehlung unter Punkt 2, Anstrich 1 genannt. Dass die Ressourcen begrenzt sind, das wissen wir alle und sie sind allein auch nicht die Lösung aller Probleme. Die  Einstellung der Beteiligten ist nicht weniger wichtig, aber die Lehrkräfte fühlen sich nicht genügend unterstützt. Hilfe kommt sicher, wenn Punkt 2, Anstrich 2 + 3 greifen wird: der Blick auf die Lehreraus-,  -fort- und  -weiterbildung ist längst nötig, die neuen Zielvereinbarungen mit den Universitäten gehen in die richtige Richtung. Das ist vor allem deshalb gut, weil ja auch an den verbleibenden Förderschulen die dortigen Kinder ein Recht auf gute Bildung durch ausgebildete Sonderschullehrkräfte haben, die aber sind auch an den Regelschulen nötig. Ersatz für sie kommt durch Abordnungen oder Versetzungen zwar ausgebildeter Lehrer, aber eben nicht für den sonderpädagogischen Förderbedarf ausgebildet. Außerdem erfolgt die Umsetzung der Lehrkräfte oft nur nach freien Stunden und nicht nach Kompetenzen.
        
Mit der heutigen Beschlussempfehlung bleiben noch Fragen offen, z. B.:
Warum sind Universität und LISA bisher nicht in den Prozess eingebunden?
Wie transparent wird der Prozess der Schüler- und Lehrerzuweisung an die Regelschulen geführt? Wie gründlich kann die Vorbereitung der aufnehmenden Schule sein, wenn Informationen über die neuen SchülerInnen zu spät kommen?
Wie wird die Leistungsbewertung für die Kinder mit Förderbedarf an den Regelschulen gestaltet? Wie werden sich ihre Schulabschlüsse gestalten?
Signale aus den Schulen müssen aufhorchen lassen: Hier wird der Gemeinsame Unterricht mitunter als Sparmaßnahme oder Statistikverschleierung empfunden. Ja, Veränderungsprozesse sind meist schwierig, Probleme bleiben da nicht aus, aber: Der Wille zur Problemlösung muss für die Beteiligten erkennbar sein.

Ein paar kritische Töne waren von dieser Stelle aus noch nötig, vor allem wenn ich daran denke, dass manches aktuelle Problem an dem durchaus positiv weiterentwickelten Prozess des Gemeinsamen Unterrichtes in den Regelschulen hätte vermieden werden können, wenn unser Antrag spätestens im nachfolgenden Schuljahr nach der Einbringung, also 2008/2009, mehr im Zentrum der Beratungen gestanden hätte.

Ergänzen möchte ich deshalb als wichtigsten und letzten Punkt einen Dank an alle Kollegen und Kolleginnen, ob aus dem Kultusministerium oder aus den Schulen, die sich engagiert für den Gemeinsamen Unterricht einsetzen, die sich nicht entmutigen lassen und auch gegen eventuelle Widrigkeiten weitermachen.