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Hendrik Lange zu TOP 31: Zahnärztliche und kieferothopädische Unteversorgung verhindern - Landzahnarztquote einführen, mehr Weiterbildungsangebote

Sehr geehrte Damen und Herren,


erstmal möchte ich der Landesregierung und besonders der Sozialministerin meine Beachtung aussprechen, und das ist kein Lob. Dass sie es geschafft haben, die Zahnärzt*innen so wütend zu machen, dass sie zu hunderten vor dem Landtag demonstrieren, das ist schon eine Leistung – aber keine gute. Denn glauben Sie mir, die Zahnärzt*innen hätten sich lieber um ihre Patient*innen gekümmert, anstatt zu demonstrieren.

Bereits Anfang 2020 hat DIE LINKE auf das Problem der zukünftigen Unterversorgung des Landes hingewiesen. Wir haben auch damals schon festgestellt, dass Landkreise unterversorgt sind. Und wir haben mehrmals die Erhöhung der Studienplätze an der Uni Halle gefordert. Falls Sie sich fragen, war dieser Klassiker heute nicht im Antrag steht – seien Sie sicher, Im Haushalt wird es wieder Thema.

Wenn bis 2030 knapp die Hälfte der Vertragszahnärtz*innen und Kieferorthopäd*innen das Ruhestandsalter erreicht haben – das sind 600 Menschen – dann droht dem Land flächendeckend eine Unterversorgung. Und nun hat ausgerechnet Herr Tullner das Bild der Cassandra bemüht. Er selbst ist ja in verschieden Funktionen mitverantwortlich für den Lehrer*innenmangel. Ich sage immer, dass sich Heerschaaren  an Geschichtswissenschaftlern damit befassen werden, wie man sehenden Auges ein System so gegen die Wand fahren konnte.
Liebe Damen und Herren der Koalition, Liebe Landesregierung Liebe Frau Grimm Benne, Lieber Herr Willingmann,
Lassen sie es nicht zu, dass uns das gleiche mit den Zahnärtzt*innen genau so passiert. Das ist kein Spiel, denn es geht um die Gesundheit der Menschen im Land. Und wenn sich dann eine Sozialministerin hinsetzt und sagt, dass sei doch der Sicherstellungsauftrag der KZV und die soll sich darum kümmern, dann ist das an Verantwortungslosigkeit nicht zu überbieten. Und deshalb gibt es erboste Briefe und Proteste vor dem Landtag. Zurecht

Nun hatten wir eine Anhörung im Wissenschaftsausschuss gehabt, die sehr erkenntnisreich war. Wir sind auch als Fraktion im engen Austausch mit den Vertreter*innen aber auch im Gespräch mit der Universität. Und da kamen auch ein paar heikle Punkte und auch an der einen oder anderen Stelle leichte Differenzen zu Tage. Aber ein Vorschlag kam bei allen gut an, nämlich Sachsen-Anhalt durch ein gut strukturiertes Weiterbildungsprogramm attraktiv zu machen. Warum? Studien zu folge haben die frisch ins Berufsleben entlassenen Zahnärzt*innen durchaus das Bedürfnis, sich weiterzubilden, Techniken zu verfeinern, und auf dem neusten Stand zu sein. Zudem gibt ihnen die Fallberatung mit erfahreneren Ärzt*innen Sicherheit. Darum ist die Arbeit in einem Verbund auch beliebt. Und hier möchte unser Antrag diesen Ansatz aufgreifen. Lassen sie uns doch unser Bundesland zu dem machen, wo genau dieses Bedürfnis am besten aufgegriffen wird und damit ein Haltefaktor geschaffen wird. Die Uni Halle steht dafür sicher bereit. Aber es muss politisch auf den Weg gebracht werden.

In Wanzleben kann man sehen, wie erfolgreich ein Medizinisches Versorgungszentrum in der Trägerschaft lokaler Zahnärzte aufgebaut wurde/wird. Das folgt genau dieser Logik. Zumal das bloße Übernehmen von Praxen oder gar eine Neueröffnung für viele junge Menschen nicht attraktiv ist, Verwaltungsaufwand, Dokumentation und das Risiko der Selbstständigkeit verunsichern. MVZs ind Kommunaler Trägerschaft oder durch Zahnärzt*innen können da Abhilfe schaffen. Und wie wir heute aus Gardelegen gehört haben, sind die Kommunen durchaus bereit, sich zu beteiligen.

Nicht ganz so einig ist man sich bei der Mobilen Versorgung. Da gibt es stimmen die sagen, in der Zeit wo so ein Bus übers Land fährt, ist der Arzt nicht am Patienten. Andere sehen darin durchaus die Möglichkeit gerade ältere Menschen auf dem Land zu erreichen. Wir haben den Vorschlag aufgenommen – lassen Sie uns darüber diskutieren.

Ähnlich differenziert ist die Einstellung zur Ausbildung in Pesc.

Nun ich fand das ja immer bezeichnend, dass wir nicht mehr Studienplätze an der Uni schaffen, und sich die KZV mit einer ausländischen Universität behilft. Ich habe mich aber überzeugen lassen, dass damit ein hoher kurzfristiger Effekt erzielt werden kann. Denn während bei uns an der Uni streng nach Numerus Clausus ausgewählt wird, können in Pesc auch motivierte Landeskinder ausgebildet werden, die nicht ein 1,0 Abi ausweisen aber trotzdem das Potential zu einem guten Zahnarzt oder Ärztin haben. Darum fordern wir, dass dieses Programm auch durch das Land unterstützt wird.
Gleichwohl verstehe ich auch die Anmerkungen der Uni, dass bei uns im Studium die Wertevermittlung eine große Bedeutung hat. Das ist besonders mit Blick auf die älter werdende Bevölkerung wichtig. Und Phänomene wie Filialpraxen von Konzernen, die nur auf Gewinnmaximierung aus sind, lehnt meine Fraktion klar ab. Abkassieren auf dem Rücken der Menschen – da sagen wir Nein.

Ich weiß, dass eine Landeszahnarztquote nicht so einfach ist. Und ja 3 Plätze sind nicht viel. Ich selbst gehörte nicht zu den Anhängern dieser Quoten. Gleichwohl sehen wir einen Effekt, da wo sie praktiziert wird – wie bei den Landärzten. Die Not, auf die wir zusteuern ist so groß, dass wir heute die erneute Überprüfung einer solchen Quotenregelung fordern.
Sehr geehrte Damen und Herren,


Und auch bei einem weiteren Punkt in unserem Antrag hat und die KZV schon widerspruch signalisiert, was zu erwarten war. Wenn aber ein Befund ist, dass wir Junge Menschen im Land ausbilden und sie dann dorthin weggehen, wo mit Privaten Leistungen mehr Geld zu verdienen ist, dann sollte dringend überprüft werden, ob die freie Niederlassung nicht zu Gunsten einer Bedarfszulassung ersetzt werden sollte. Das ist ein heikler Punkt – ich weiß. Aber die Situation ist wie gesagt ernst und wir sollten alles in Betracht ziehen.

Ein wesentlicher Kritikpunkt der Zahnärzteschaft ist, dass ihre Vorschläge nicht aufgenommen werden und dass sie in Entscheidungsprozesse nicht einbezogen wird. Das kann durch kluge Kommunikation und das annehmen der politischen Aufgabe schnell verändert werden, wenn denn die Sozialministerin möchte. Trotziges Wegdrehen und mit dem Finger auf andere zeigen nutzt da aber nichts.

Wie gesagt, die Lage ist ernst und bis 2023 sind es nur 7 Jahre Also eine Ausbildungsperiode. Lassen sie uns alles dafür tun, dass so viele ausgebildet Zahnärzt*innen wie möglich im Land bleiben und mehr ausgebildet werden.
Danke