Diese Website verwendet Cookies. Warum wir Cookies einsetzen und wie Sie diese deaktivieren können, erfahren Sie unter Datenschutz.
Zum Hauptinhalt springen

Hans-Joachim Mewes zu TOP 13: Förderung benachteiligter Jugendlicher im Bereich der beruflichen Bildung

Am vergangenen Sonntag wurde im Magdeburger Dom die Landesausstellung „Aufbruch in die Gotik“ eröffnet. Prof. Dr. Böhmer hat ein Grußwort gehalten. Der Ministerpräsident philosophierte an einer Stelle sehr interessant über den Unterschied eines holzschnittartigen Aussagesatzes und der Bedeutung einer These.
Er brachte seine Erfahrungen der letzten vierzig Jahre ein. Mir fielen sofort zwei Sätze  der letzten vierzig Jahre ein: „Überholen ohne einzuholen.“ Und „Deutschland muss gestärkt aus der Krise heraus gehen.“

Vor kurzem habe ich eine wirklich interessante These gelesen, sie lautet: Deutschland muss in der Krise die Weichen für den Einstieg in die Wissensgesellschaft stellen. Die Kurzform  der These könnte lauten: „Der Aufbruch in die Wissensgesellschaft“.

Mit Wissensgesellschaft verbinden wir ja automatisch die  Universität, die Hochschule oder die Fachhochschule. Aber das ist nicht mein Thema. Es gibt Menschen, die wir auf den Weg in die Wissensgesellschaft nicht vergessen dürfen. Allein in Magdeburg gibt es etwa 1700  Jungendliche zwischen 16 und 25 Jahren, die über keinen schulischen Abschluss verfügen und in keiner berufsvorbereitenden Maßnahme eingebunden sind. In Halle werden die Zahlen ähnlich oder größer sein. In Dessau vermutlich nicht geringer.

Dazu ein einfaches Rechenbeispiel: 1700 X 3  gleich 5100 – 5100 junge Menschen, die sich in Hartz IV einrichten könnten. 5100, das ist die Einwohnerzahl einer Kleinstadt.

Die Hochrechnung auf das Land überlasse ich zum Selbstschutz  den Statistikern.
Eine andere Bewertung der Lage gibt der Chef der Regionaldirektion von Sachsen-Anhalt. Er schätzt ein, dass der Lehrstellenmarkt in unserem Land, sich in einer günstigen Lage befindet. Viele Betriebe hielten trotz schwieriger Bedingungen an der Ausbildung fest. Das ist lobenswert.
Vertreter der Kammern wiederum schätzten im Bildungskonvent ein, dass ein Drittel der Ausbildungsplätze in den Unternehmen nicht besetzt werden können.

Hauptgrund ist die mangelnde Ausbildungsreife vieler Bewerberinnen und Bewerber.

Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist durch die Überarbeitung der Lehrpläne der Sekundarstufe I gemacht. Besondere Aufmerksamkeit wird auf die Stärkung der Grundkompetenzen der Schülerinnen und Schüler gelegt.

Soziale Fähigkeiten wie, Zuverlässigkeit, Teamgeist Konfliktfähigkeit, Leistungsbereitschaft und Zielstrebigkeit müssen verstärkt vermittelt werden, fordert die Wirtschaft.

In der Tat, ein großer Teil der Verantwortung liegt bei den Schulen.

Dennoch, trotz der Anstrengungen in diesem Bereich verlassen nach wie vor eine Reihe von Jugendlichen die Schule,  ohne über die erforderlichen Voraussetzungen für eine Berufsausbildung zu verfügen.

Weil das so ist, sind wir der Meinung, dass weiterhin berufsvorbereitende Maßnahmen im System der beruflichen Bildung vorgehalten und qualifiziert werden müssen.

In unserer großen Anfrage „Zur Qualifizierungsinitiative der Bundesregierung und dem  Innovationspotenzial für Sachsen-Anhalt“ beantwortet uns die Landesregierung auf 10 Seiten sehr ausführlich und statistisch untersetzt, welche Maßnahmen mit welchen Ergebnissen im Land umgesetzt wurden. Die Antworten der großen Anfrage und die bisherigen Ergebnisse unterstreichen jedoch, dass die Wirksamkeit und die Qualität dieser Maßnahmen – die auch im Berufsbildungsbericht der Landesregierung 2008 beschrieben sind -  nicht ausreichen.
Eine andere Quelle: Laut Bildungsmonitor 2009 belegt Sachsen-Anhalt im Ranking zum Kriterium „Arbeitsmarktorientierung und berufliche Bildung“ im Ländervergleich lediglich Platz 14.

Im Interesse der Entwicklung der jungen Menschen und im Interesse einer dynamischen Wirtschaftsentwicklung muss die Berufsfähigkeit verbessert werden.

Die enge Vernetzung von berufsvorbereitenden Angeboten mit den Maßnahmen der betrieblichen Praxis sind der richtige Ansatzpunkt. Dabei müssen die Ausbildungsmotivation und die sozialen Kompetenzen der Jungendlichen gestärkt werden. Darüber hinaus gilt es,  Kenntnisse und Fähigkeiten in den so genannten „Kernfächern“ weiter zufestigen bzw. die Defizite abzubauen.

Bei diesen Herausforderungen dürfen wir die Fachlehrerinnen und Fachlehrer an den berufsbildenden Schulen nicht allein lassen. Auf Grund der komplizierten sozialen Problemlagen bei vielen Jugendlichen ist die sozialpädagogische Arbeit  unverzichtbar. Wir brauchen an jeder berufbildenden Schule einen ausgebildeten Sozialpädagogen.

Die landespolitischen Maßnahmen und die Instrumente der Qualifizierungsinitiative der Bundesregierung sollten zielgerichteter vernetzt werden. Wir halten die Forderung für richtig: „Jeder Ausbildungsweg soll zu einem Abschluss führen.“
Das Programm der Berufseinstiegsbegleitung muss erhalten und ausgebaut werden.             

Wir kennen das Problem der Abwanderung von jungen Menschen in unserem Land: Jung, weiblich und gut ausgebildet  - das sind die   die uns den Rücken kehren. Sie kennen  die entsprechenden Studien und ihre möglichen Auswirkungen und Folgen auf Sachsen-Anhalt. Wir sehen mit Sorge, dass die Zahl der jungen Männer ohne ausreichende Berufsausbildungsfähigkeit zunimmt.

Von einem Konzept der Landesregierung erwarten wir, die „Bündelung“ der Instrumente und Projekte, die es den jungen Menschen ermöglichen ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. An dieser Stelle erinnere ich, die CDU und die SPD an ihren Koalitionsvertrag. Sie haben sich darauf verständigt, alle Möglichkeiten der Qualitätsverbesserung zu nutzen. Dazu gehört “ die Verbesserung der Ausbildungs- und Arbeitsmarktchancen von Jugendlichen ohne allgemein bildenden Schulabschluss im Berufsvorbereitungsjahr“.

Deutschland muss in der Krise die Weichen für den Einstieg in die Wissensgesellschaft stellen. Nach meinem Politverständnis haben wir die Aufgabe die Probleme der Gegenwart mit den Menschen zulösen und dürfen dabei die zukünftigen Gestaltungsmöglichkeiten für die Menschen nicht aufgeben.

5100 junge Menschen aus Magdeburg, Halle und Dessau haben ein Recht auf ein Leben, ohne Bevormundung durch die Ämter. Wir haben die, die Weichen in diesem Land so zu stellen, dass Sachsen-Anhalt nicht auf dem Abstellgleis endet.
Ich werbe um die Zustimmung zu unserem Antrag und   beantrage die Überweisung in die Ausschüsse Wirtschaft und Arbeit, Bildung, Wissenschaft und Kultur und  in den Ausschuss  Soziales.