Diese Website verwendet Cookies. Warum wir Cookies einsetzen und wie Sie diese deaktivieren können, erfahren Sie unter Datenschutz.
Zum Hauptinhalt springen

Edeltraud Rogée zu TOP 26: Sicherung der Ausbildung auch in der Krise

„Sicherung der Ausbildung auch in der Krise“ ist das heutige Thema. Wir haben schon viel über die Krise und Krisensituationen usw. in Sachsen-Anhalt gesprochen. Jetzt haben wir uns der Zukunft der jungen Menschen zugewandt, die sich in der Ausbildung befinden. Wir wollen, dass sie eine Zukunft haben, dafür ihre Ausbildung ordentlich zu Ende bringen können und als gute Fachkräfte in unserem Land bleiben.

Wir haben heute früh über die Karstadt-Insolvenz gesprochen. Ich konnte noch einmal nachfragen, wie die derzeitige Situation ist, und Folgendes mitteilen: Bei Karstadt wird die Beschäftigung der Auszubildenden gesichert, das heißt, es wird keine Abstriche bei den Azubis geben. Das finde ich erst einmal sehr gut.

Als ich den Antrag gelesen habe, habe ich mich gefragt, was das Anliegen des Antrages ist, denn wir haben eigentlich noch keine Probleme. Dann habe ich versucht, mich bei denjenigen sachkundig zu machen, die es besser wissen als ich, das heißt bei den Akteuren der Gewerkschaften. Dort habe ich festgestellt, dass es Konkurse gibt, von denen auch Auszubildende betroffen sind. Derzeit ist es aber so, dass sie in der Lage sind, gemeinsam mit den Kammern und den zuständigen Arbeitgeberverbänden die Probleme zu lösen. Das ist gut, heißt aber nicht, dass wir nicht schon morgen ein Problem haben könnten, das uns gemeinsam tief Luft holen lässt.

Unsere Fraktion hält den Antrag für richtig, wir unterstützten ihn. Dennoch ist meine Forderung, dass wir ihn nicht losgelöst von dem Berufsbildungsbericht diskutieren können. Es ist schon angeklungen, niemand hat es außer acht gelassen, wie sich die Ausbildungsplätze überhaupt entwickeln werden. Deswegen möchte ich einige Punkte benennen: Das eine ist das Verhältnis der Ausbildungsverhältnisse zu den Schulabgängern. Das heißt, wir haben im Berufsbildungsbericht für das Jahr 2008  23 690 Schulabgänger gehabt und 16 842 Ausbildungsverhältnisse. Dazwischen liegt eine große Diskrepanz. Wir haben an Altbewerbern 10 155 Jugendliche, die sich beworben haben. Das sind 52 % aller gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber.

Solchen Zahlen müssen wir uns zuwenden, weil man sie nicht einfach ignorieren kann. Im Bericht wird die negative Entwicklung der Anzahl der betrieblichen Ausbildungsverhältnisse genannt. Der Grund dafür ist nach Auffassung des Verfassers des Berichtes: „Hier ist der Effekt des nachlassenden Bewerberdrucks spürbar, deutlich weniger Bewerberinnen und Bewerber machen es für Unternehmen schwieriger, Jugendliche für eine Ausbildung in ihrem Betrieb zu interessieren und geeignete Jugendliche für die von ihnen angebotenen Ausbildungsplätze zu finden.“

Hier ist eine Analyse notwendig, um zu schauen, reicht die Qualifizierung aus, muss man in der Schule etwas anders machen bzw. reicht es aus, dass wir die Jugendlichen in der Schule an die Betriebe oder die Unternehmen heranführen. Hier müssen wir genauer hinschauen.

Der zweite Punkt ist die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen in Sachsen-Anhalt. Auch das müssen wir tiefgründiger unter die Lupe nehmen, denn von allen Betrieben haben 56 % eine Ausbildungsberechtigung. Es bilden aber nur 25 %, also ein Viertel aller Unternehmen, aus. Bundesweit liegt die Quote bei 32 %. Das ist in einer Zeit, in der sich Fachkräftelücken entwickeln bzw. auftun, einfach zu wenig. Die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze gegenüber dem Jahr 2007 ist um 1.000 Ausbildungsplätze zurückgegangen. Während noch im Jahr 2007 11.200 Jugendliche eine betriebliche Ausbildung aufgenommen haben, waren es im Jahr 2008 nur noch 10.554 Jugendliche, die eine betriebliche Ausbildung aufgenommen haben.

Der DGB kritisiert, dass jungen Menschen noch immer kein auswahlfähiges Ausbildungsplatzangebot zur Verfügung steht. Das könnte durchaus ein Grund dafür sein, dass zu viele Jugendliche die Ausbildung abbrechen.

Das sollten nur einige Hinweise auf unsere vielen Fragen zum Berufsbildungsbericht sein. Deshalb ist eine intensive Debatte unbedingt notwendig. Diese Debatte ist von der Diskussion zum heutigen Antrag der SPD nicht zu trennen.

Unter Berücksichtigung der Wirtschafts- und Finanzkrise möchte ich noch drei Punkte benennen. Es ist wichtig, dass in den Unternehmen alles getan wird, die Ausbildung zu Ende zu führen. Die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise darf nicht dazu genutzt werden, um Schutzbestimmungen für die Auszubildenden abzubauen. Alle ausbildenden Betriebe müssen das Berufsbildungsgesetz sowie die Bestimmungen des Jugendarbeitsschutzgesetzes unbedingt einhalten und die Arbeitsstättenverordnung sowie die Unfallverhütungsvorschriften ‑ dazu haben wir auch eine Verantwortung ‑ achten. Die Unternehmen stehen insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der Sicherung des eigenen Fachkräftepotenzials in der Verantwortung, ihre Auszubildenden zu übernehmen.

Den Antrag der SPD-Fraktion unterstützen wir und wir möchten über beides diskutieren.