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Edeltraud Rogée zu TOP 05: Sicherung des Fachkräftebedarfs - Sicherung des Wirtschaftsstandortes Sachsen-Anhalt / Dem Fachkräftemangel durch konzertiertes Handeln begegnen

Facharbeiter sind für ihre Branche wichtige, hoch qualifizierte Garanten für Qualitätsarbeit im Unternehmen. Insbesondere dort, wo die Arbeitsergebnisse und Produkte für Innovation und Entwicklung in einzelnen Unternehmen und der Außenwirkung der Volkswirtschaft stehen, sind gut ausgebildete Facharbeiter von enormer Bedeutung.

Der Fachkräftemangel wird von Seiten der Wirtschaft seit Jahren prognostiziert. Durch den Rückgang der Schülerzahlen, die Mängel im allgemein bildenden  Schulsystem, das Nichterreichen der Ausbildungsreife vieler Schulabgänger und die Abwanderung gut ausgebildeter Fachkräfte in andere attraktive Wirtschaftsstandorte weisen darauf hin, dass sich der Fachkräftemangel in Sachsen-Anhalt verfestigen wird.

Sachsen-Anhalt wird ähnlich wie andere ostdeutsche Bundesländer zukünftig in besonderer Weise von der prognostizierten demographischen Entwicklung infolge des Geburtendefizits ab dem Jahr 1990 betroffen sein. Die Anzahl der Personen die jünger als 20 Jahre sind, wird bis zum Jahr 2015 um knapp 10.000 abnehmen. Die Anzahl der Personen in der Altersgruppe von 20 bis unter 50 Jahren wird bis zum Jahr 2015 um gut 180.000 abnehmen. Im Gegenzug wird die Zahl der Personen im Alter zwischen 50 und 65 Jahren im Jahr 2015 gegenüber 2009 sogar um knapp 65.000 zunehmen.

Durch die zukünftige Abnahme und Alterung der Bevölkerung wird die Zahl der Erwerbspersonen sinken. Das erschwert es den, Unternehmern zukünftig geeignete  Fachkräfte zu finden.

Der Fachkräftemangel ist hinsichtlich seiner Ursachen, Auswirkungen und wirksamen Lösungsstrategien ein gesamtgesellschaftliches Problem. Eine effiziente und nachhaltige Problemlösung ist nur möglich, wenn sich die wesentlichen regionalen Akteure wie Tarifpartner, Unternehmen, Schulen, Hochschulen, Kultusministerium, Ministerium für Wirtschaft und Arbeit, Arbeitsagentur, Jobcenter, branchenkompetente Bildungsdienstleister und andere gemeinsam an die Lösung des Problems heranwagen und ergebnisoffen nach Lösungen suchen.

Das soll erneut mit dem vorgesehen Fachkräftepakt versucht werden.

Das, was ich bisher aus dem Fachkräftepakt weiß, stimmt mich nicht optimistisch. Tarifsicherung und dadurch gute Einkommen wurden zum Leidwesen der Gewerkschaften abgelehnt. Viele Selbstverständlichkeiten sind erneut aufgeschrieben worden. Klare Ziele und Zeiträume, in denen erste Ergebnisse erreicht werden sollen, wurden nicht klar definiert. Das waren übrigens schon meine Kritikpunkte zu den vergangenen Pakten. Offensichtlich haben wir auch Recht behalten und es hat nichts gebracht, sonst wäre dieser Fachkräftepakt nicht notwendig und die Probleme wären gelöst.

Aus unserer Sicht sind die Probleme nur wie folgt zu lösen:

  • Die Schulbildung an den allgemein bildenden Schulen muss die Voraussetzung für eine gute Ausbildungsreife schaffen. Denn 12,4 % jeder achte Schulabgänger hat Probleme und schafft den Schulabschluss nicht. Hier muss die Qualität der Wissensvermittlung unbedingt auf den Prüfstand gestellt werden.
  • Dazu ist die Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft qualifizierter zu entwickeln. Für alle allgemein bildenden Schulen ist dies fest in den Lehrplan aufzunehmen. Dabei ist einer frühzeitigen Berufsorientierung der jungen Mensche besondere Beachtung zu schenken. Hier gibt es gute Beispiele - leider nicht flächendeckend.
  • Der Facharbeiter muss wieder mehr gesellschaftliche Anerkennung erfahren. Die Anforderungen haben sich auch in diesem Bereich, insbesondere durch wissenschaftlichen und technischen Entwicklung erhöht.
  • Die Qualität ist insbesondere durch den Arbeitsmarkt in Europa, auch durch die Beherrschung von Fremdsprachen und bestimmten regionalen Besonderheiten gestiegen.
  • Die überbetriebliche Ausbildung ist so zu gestalten, dass der Facharbeiterabschluss gleichberechtigt Anerkennung findet und im Europäischen Qualifikationsrahmen berücksichtigt wird.

 

Es gibt nach wie vor zu viele Firmen, die trotz Voraussetzungen nicht ausbilden. Auch wenn manche glauben, dass die Demographie die Probleme der Ausbildungsbedingungen lösen wird, wird das auf keinen Fall im Selbstlauf geschehen. Das gegenseitige Überlassen der Ausbildungsverantwortung der Firmen löst das Problem auf keinen Fall. Die Unternehmen haben alle eine Verantwortung, insbesondere für die duale  Ausbildung. Deshalb fordert DIE LINKE nach wie vor von Unternehmen, die - aus welchen Gründen auch immer - nicht ausbilden, sich an einer Ausbildungsumlage zu beteiligen.

In diesem Zusammenhang fordern wir auch die Beteiligung und Qualifizierung der Tätigkeit von regionalen und überregionalen Ausbildungspakten.

Die Umsetzung des Bildungsfreistellungsgesetzes des Landes für die Erwachsenenqualifizierung ist weiter zu entwickeln, die Freistellung für Bildung und Qualifizierung ist zu verlängern und im Sinne der Arbeitnehmerqualifizierung zu unterstützen.

Nicht zuletzt sollte die Landesregierung einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 € unterstützen.

Heimatpäckchen und Strampler werden die abgewanderten jungen Leute nicht zurückbringen. Die Jungen gut ausgebildeten Menschen wollen, um ihre Wünsche zu verwirklichen, gut verdienen. Sie können Herrn Haseloff nicht verstehen, wenn der sagt, dass sie, wenn sie nach Sachsen-Anhalt kommen, ja weniger Fahrgeld und keine zweite Wohnung benötigen, deshalb können sie auch ein geringeres Entgelt akzeptieren. Das zeugt nicht davon, dass der Minister wirklich Einkommensverbesserungen für die Beschäftigten erreichen will.

Die jungen Facharbeiter wollen Arbeitsbedingungen, die gut geregelt sind und ihnen auch Freizeit zum Leben lassen. Sie wollen sich im Unternehmen wohl fühlen und einen längerfristigen Arbeitsvertrag haben.

Deshalb fordern wir die Landesregierung heute erneut auf, dass sie: 

  • ihren Einfluss auf die Gestaltung besserer Arbeitsbedingungen  geltend macht, dazu muss auch in Sachsen-Anhalt die Stärkung der Tarifbindung in Unternehmen zu einem wichtigen Standortfaktor werden;
  • im geplanten Fachkräftepakt für Sachsen-Anhalt ein deutliches Bekenntnis für höhere Attraktivität und mehr Sicherheit bei den Arbeitsverhältnissen, die Tarifbindung von Unternehmen und die Interessenvertretung durch Betriebs- und Personalräte auf der Grundlage der geltenden Gesetze abgibt;
  • jährlich im Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit über die Ergebnisse der Tätigkeit des Fachkräftepaktes in Sachsen-Anhalt berichtet.