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ME/CFS-Erkrankte dürfen nicht weiter alleine gelassen werden

Anlässlich des internationalen ME/CFS–Awareness–Tags am 12. Mai betont Nicole Anger, gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Landtag von Sachsen-Anhalt:

„Die Krankheit ME/CFS wurde zwar bereits 1969 von der WHO anerkannt, aber scheint bis heute kaum bekannt. Die Folge für die Betroffenen ist fatal – sie werden oftmals falsch diagnostiziert und Patient:innen werden falsch behandelt.

ME/CFS ist kein Müdigkeitssyndrom, sondern ein Fatiguesyndrom. Das Hauptsymptom nennt sich Post-Exertional-Malaise. Eine Belastungsintoleranz die eine Zustandsverschlechterung schon nach geringer Anstrengung auslöst. Man leidet unter extremen und dauerhaft anhaltenden Erschöpfungszuständen, die durch Schlaf und Ruhe nicht mehr besser werden. Erkrankte sind nicht zu müde, um etwas zu tun, sondern sie sind nicht in der Lage. Sämtliche Körperfunktionen laufen auf Sparflamme oder streiken nahezu gänzlich. Der Körper hat keine Energie mehr für Tätigkeiten, weshalb selbst einfachste Dinge, für die man kaum Kraft benötigt, nicht mehr möglich sind. Nicht selten werden an ME/CFS-Erkrankte auch als psychosomatisch abgestempelt. Etwa 60 Prozent der an ME/CFS-Erkrankten sind arbeitsunfähig. Etwa ein Viertel der Betroffenen können das Haus bzw. Bett nicht mehr verlassen.

In Sachsen-Anhalt gehen wir aktuell von etwa 17.000 Betroffenen aus. Die Tendenz geht zu einer Verdoppelung, denn ME/CFS kann infolge einer Virusinfektion wie Corona auftreten. Mit der Pandemie sind die Zahlen der an ME/CFS erkrankten Menschen deutlich angestiegen. Es fehlt an medizinischen Anlaufstellen, angemessenen Therapien und Medikamenten für die an ME/CFS erkrankten Menschen. Forschung findet nur marginal statt. Deutschlandweit gibt es nur zwei Anlaufstellen für Menschen mit ME/CFS. Diese sind überlastet und haben sehr lange Wartezeiten. Menschen mit ME/CFS werden vom Gesundheitssystem schlichtweg vergessen.

Deswegen ist es wichtig, gerade auch anlässlich des 12. Mai – dem ME/CFS-Awareness-Tag – auf die schlechte Versorgung hinzuweisen. Der Leidensdruck der Betroffenen ist immens und hat, neben den akuten, körperlichen Symptomen, auch soziale Problemlagen. Viele an ME/CFS erkrankte Menschen sind arbeitsunfähig, sind auf Leistungen und Renten angewiesen. Mit einer fehlenden bzw. falschen Diagnose wird das noch einmal doppelt schwer. Und sie haben kaum die Kraft, für ihre Ansprüche zu kämpfen. Dies muss sich schnellstens ändern. Dafür werde ich mich auch weiterhin einsetzen, um den erkrankten Menschen eine Stimme zu geben.“

 

Magdeburg, 11. Mai 2023