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Medimobil zur haus- und fachärztlichen Versorgung im ländlichen Sachsen-Anhalt

Nicole Anger, gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, betont in der Debatte um die Schaffung eines „Medimobils“ für Sachsen-Anhalt:

„Sachsen-Anhalt ist ein Flächenland. 80 Prozent aller Menschen leben im ländlichen Raum und rund 20 Prozent der Menschen im Land ist älter als 70 Jahre. Wir sind als Sachsen-Anhalt eines der Bundesländer mit einem großen Anteil an älteren Menschen. Zum Älterwerden gehört aber auch, dass allen ein möglichst selbstständiges und selbstbestimmtes Leben in allen Orten bis ins hohe Alter ermöglicht wird. Das betrifft, neben all den Dingen des täglichen Lebens, gerade auch die ärztliche Versorgung. Denn mit zunehmendem Alter ist das Risiko krank zu werden, chronische Erkrankungen zu haben, einfach höher.

Die hausärztliche Versorgung ist vor allem im ländlichen Raum Sachsen-Anhalts nicht mehr flächendeckend gegeben. Der Landesausschusses der Ärzt:innen und der Krankenkassen des Landes Sachsen-Anhalt hat eine drohende Unterversorgung mit Hausärzt:innen festgestellt. Die Wege zu Hausärzt:innen werden immer länger, vorausgesetzt man findet noch eine:n. Patient:innen warten zunehmend länger auf Termine. Arztpraxen sind immer schwerer – insbesondere auch mit dem ÖPNV - zu erreichen. Für chronisch kranke, ältere und immobile Menschen ist das bereits ein Problem und wird zusehends ein größeres. Ihre Versorgung ist nicht mehr vollends sichergestellt. Das hat Auswirkungen auf ihren Gesundheitszustand. Insgesamt haben wir über 250 vakante Stellen von Hausärzt:innen im Land.

Aber auch die Versorgung mit Fachärzt:innen ist im Flächenland Sachsen-Anhalt nicht gleichermaßen sichergestellt. So gibt es im Altmarkkreis Salzwedel keine:n Hautärzt:in mehr. In den Landkreisen Anhalt-Bitterfeld, Börde, Mansfeld-Südharz, Stendal und Wittenberg droht ebenso zeitnah die Unterversorgung mit Hautärzt:innen. Schreitet das so weiter fort, haben wir in u. a. den drei großen nördlichen Landkreisen keine fachärztliche Versorgung auf dem Gebiet mehr. Das heißt dann auch, dass die Praxen in Magdeburg und im Jerichower Land mehr und mehr Zulauf bekommen werden – sofern die Menschen mobil sind und die langen Wege auf sich nehmen können.

Es besteht ebenso ein hoher Bedarf an der Nachbesetzung der Versorgungsaufträge von Fachärzt:innen im Land Sachsen-Anhalt. Mehr als 1.100 fachärztliche und knapp 700 hausärztliche Versorgungsaufträge müssen innerhalb der kommenden zehn Jahren sichergestellt werden. Das im Schnitt sind 70 Hausärzt:innen je Jahr, die wir dringend benötigen. Die Landarztquote hat aber nur 25 im Jahrgang. Ich unterstelle der Landesregierung, dass es kein Erkenntnisproblem gibt und Ihnen diese Situation und die Zahlen genauso präsent sind.

Deswegen beantragt die Fraktion Die Linke ein Modellprojektes für ein sogenanntes Medimobil. Eine rollende Arztpraxis. Ein Bus, der ausgestattet ist ähnlich wie eine Hausarztpraxis. Dieser fährt nach einem festgelegten Fahrplan gerade abgelegene und unterversorgte Regionen an. Dort können die Menschen dann zu Routineuntersuchungen hinkommen. Gerade für chronisch kranke Personen, die häufiger eine Praxis aufsuchen müssen oder auch wenig mobile Menschen ist das eine gute Ergänzung. Das Medimobil kann so das hausärztliche Angebot ergänzen und die wohnortnahe Versorgung gewährleisten. Im Corona-Sondervermögen sind 800.000 Euro für ein Impfmobil eingestellt.

Selbstverständlich kann ein Medimobil nicht eine umfassende Gesundheitsreform im Land ersetzen – die benötigen wir nach wie vor! Wir dürfen nicht riskieren, dass gesundheitliche Probleme, die eigentlich zu Beginn noch gut zu behandeln sind, aufgrund von Nicht-Erreichbarkeiten von Praxen und damit durch zu späte Behandlung einen schwerwiegenden Verlauf nehmen. Darum müssen wir schnell handeln, um zumindest die akute Problemlage zu mildern.“

 

Magdeburg, 13. Dezember 2023