Kinder und Jugendliche jetzt psychisch entlasten und Hilfe anbieten
In der Diskussion um die psychische Gesundheit von Kinder und Jugendlichen betont Nicole Anger, gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE:
„Die Pandemie und damit verbundenen Einschränkungen wie Schließungen von Kita und Schule, Quarantäne, geschlossene Freizeitangebote, fehlendes Vereinsleben, selbst ein Abhängen im öffentlichen Raum waren nicht möglich. Junge Menschen wurden im Rahmen der Pandemie wenig gehört und genauso wenig ernst genommen. Die Pandemie hat bei allen jungen Menschen zu Unterbrechungen in ihrer Entwicklung geführt, insbesondere bei der Verselbstständigung, Selbstpositionierung und Kompetenzentwicklung. Die Pandemie führt zu einer Zunahme von Ängsten, Sorgen, sozialer Isolation und Einsamkeit auch bei den unter 18-Jährigen. Die Ängste der Kinder und Jugendlichen sind vielseitig, sie nehmen jedoch zu: Schulangst, Schulvermeidung, Angst vor einer Infektion, Angst andere anzustecken.
Kinder haben hingegen zusehends Konzentrationsprobleme, sind reizbar. Sie zeigen häufiger depressive Symptome wie Traurigkeit und Interessensverluste. Die psychosomatischen Beschwerden nehmen zu – das zeigen Ergebnisse aus mehreren Studien, u. a. die COPSY-Studien. Den Einfluss der sozialbedingten Faktoren dürfen wir hier nicht aus Blick lassen. Demnach fühlen sich 8 von 10 Kindern aus ökonomisch-prekären Lagen immer noch durch die Pandemie stark beeinträchtigt. Die Zahl von betroffenen Mädchen und jungen Frauen in diesem Kontext ist signifikant höher als die von betroffenen Jungen und jungen Männern.
Die Landesregierung hat keinerlei Erkenntnisse zur Thematik vorliegen. Die Landesregierung wartet ab – das können unsere Kinder und Jugendlichen nicht. Es braucht dringend eine stärkere gesellschaftliche Akzeptanz von psychischen Erkrankungen und deren Folgen. Dazu muss die Öffentlichkeit stärker dafür sensibilisiert werden. Es braucht ein Online-Angebot, welches Anlaufstellen von Beratungen über Selbsthilfegruppen bis hin zu Psychotherapeut:innen aufzeigt. Kinder mit psychischen Belastungen benötigen in der Schule einen anerkannten Nachteilsausgleich. Es braucht dringend Unterstützung der Kinder und Jugendlichen und ihrer Familien bei der Bewältigung der gesundheitlichen Folgen der Pandemie durch Ausbau psychosozialer niedrigschwelliger Hilfen und die Stärkung der Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Gesundheitsversorgung. Außerdem brauchen wir sozialpsychiatrische Dienste in allen Landkreisen und kreisfreien Städten, mehr Schul-Psycholog:innen, Supervisionen und Fortbildungen für Lehrkräfte und pädagogisches Personal an Schulen sowie Schulsozialarbeit und Schulassistenzen.
Es ist kein Luxus, wenn wir unseren Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt alle erdenklichen Angebote zur Verfügung stellen, damit sie gesund und glücklich aufwachsen können, damit sie in ihrer Entwicklung gefördert werden. Unsere Aufgabe ist es, sie gerade jetzt nicht mit den Folgen der Pandemie allein zu lassen. Dabei darf eine gute Versorgung nicht vom Wohnort oder dem Einkommen der Eltern abhängen!“
Magdeburg, 24. Februar 2022