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Ergebnisse der Pisa-Studie sind Folgen von jahrelang verfehlter Bildungspolitik von CDU und SPD

In der Debatte um die aktuellen Ergebnisse der Pisa-Studie im Landtag betont Thomas Lippmann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und bildungspolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke:

„Im September diesen Jahres haben wir die Debatte unter dem Titel „Wir brauchen Jede und Jeden – Bildungswende gegen den Fachkräftemangel“ über die Zustände in unserem Schulsystem, über das Scheitern von Tausenden Schüler:innen und über die Folgen für die Jugendlichen aber auch für unser Wirtschaftssystem geführt. Selbst vor dem Hintergrund dauerhaft schlechter Ergebnisse sind die Koalitionäre nicht bereit, das eigene Handeln und eigene Positionen einmal selbstkritisch zu hinterfragen. Es wird nur beschwichtigt, schöngeredet, ignoriert und gern mit dem Finger auf andere gezeigt.

Alle Schulleistungsuntersuchungen der letzten Jahre weisen nur in eine Richtung, nämlich nach unten und das ziemlich drastisch. Der Absturz hat nicht erst jetzt eingesetzt und er wurde auch nicht von der Corona-Pandemie ausgelöst. In der Kurzinformation zu Pisa 2022 für Deutschland wird darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse der Pisa-Erhebungen schon seit zehn Jahren im Sinkflug sind. Der Abfall der Leistungen 2022 gegenüber der letzten Erhebung 2018 entspricht nach der Bewertung der Pisa-Expert:innen dabei dem Bildungsverlust von einem ganzen Schuljahr. Das kann man bei 15-jährigen Schüler:innen beim besten Willen nicht allein den verlorenen Monaten der Pandemie zurechnen.

Die Unterrichtsausfälle durch die Corona-Maßnahmen haben aber natürlich als Brandbeschleuniger gewirkt und die völlig unzureichende Vorbereitung der Schulen auf einen ersatzweisen digitalen Distanzunterricht hat dazu ihr Übriges beigetragen. Länder, die ihre Schulen weniger geschlossen haben und sich schon längerfristiger auf digitale Unterrichtsformen vor-bereitet hatten, mussten deutlich geringere Leistungseinbrüche bei ihrer Schülerschaft hinnehmen.

Die Bildungsdefizite sind in den letzten 15 Jahren entstanden und herangewachsen. Es gibt für diesen Niedergang ganz klare Gründe und Verantwortliche! Wenn CDU und SPD weiterhin meinen, es kann alles so weiterlaufen, wie bisher, dann werden weitere Schockereignisse folgen. Unser Schulsystem ist nicht in der Lage, allen Kindern gleiche und ausreichende Bildungs-chancen zu bieten. Das Bildungsniveau vieler Kinder und Jugendlichen ist zu gering und der Bildungserfolg hängt weiterhin viel zu stark vom sozialen Status der Eltern ab.

Wir sind schulpolitisch auf keinem guten Weg! Dieser Weg wird bestimmt von den strukturellen Problemen des gegliederten Schulsystems und von strukturellen Problemen bei der Sicherung einer angemessenen Personalausstattung. Inzwischen gibt es bei uns nur noch eine Schulform, in der zumindest der überwiegende Teil der Schulen den Anforderungen noch genügen kann und das sind die Gymnasien. Alle anderen Schulen sind hoch defizitär und was speziell die Schulformen der Sekundarstufe I betrifft – das sind die Sekundar- und Gemeinschaftsschulen und die Förderschulen – gibt es auch keine erkennbare Perspektive für eine Besserung. An diesen Schulen erwerben aber zwei Drittel der Schülerschaft ihre Schulabschlüsse.

Die aktuellen Zahlen über die Immatrikulationen in Halle zeigen, dass sich die Ausbildung im Lehramt an Sekundarschulen nicht verbessert, sondern immer weiter verschlechtert und fächerweise fast zum Erliegen kommt. Man kann nicht länger an Schulformen festhalten, an denen kaum noch jemand arbeiten will. In absehbarer Zeit wird es an immer mehr Sekundar- und Gemeinschaftsschulen so gut wie keine ausgebildeten Fachlehrkräfte mehr geben.

Wir brauchen deshalb eine offene und ehrliche Analyse und Debatte über eine grundlegende Reform der Schulen der Sekundarstufe I und der Lehramtsausbildung für diese Schulen. Das ist längst überfällig und wir fordern die Koalition dazu auf und laden zu einem solchen Dialog ein. Die Bildungsministerin und die Koalition müssten aufhören, auf sinkende Schüler:innen-Zahlen und einen geringeren Bedarf zu setzen. Sie müssten anerkennen, dass uns für ein ordentliches Unterrichtsangebot nicht nur 800 Lehrkräfte fehlen, sondern heute schon mehr als 2.000.

Der Finanzminister und die CDU müssten aufhören, die jährlich 200 Millionen Euro für diese fehlenden Lehrkräfte zu blockieren, damit daraus weiteres Personal für den Einsatz in den Schulen bezahlt werden kann – u.a. für Sprachkurse, für Schulsozialarbeit und für Unterrichtsangebote von Bildungsträgern. Der Wissenschaftsminister und die SPD müssten aufhören, den weiteren Ausbau der Lehramtsausbildung vor allem an der Universität Magdeburg und die stärkere Ausrichtung der Ausbildung am tatsächlichen Fächerbedarf zu blockieren. Der Finanzminister und die Bildungsministerin müssten mehr in die Bindung angehender Lehrkräfte an das Land bereits im Vorbereitungsdienst investieren und für eine gleichwertige Qualifizierung und Bezahlung für alle Lehrkräfte im Seiteneinstieg sorgen.“

 

Magdeburg, 12. Dezember 2023