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Uwe Loos zu TOP 14: Maßnahmen gegen Doping und Manipulation im Sport

Ausgangspunkt unseres Antrages waren und sind die aktuellen Bemühungen auf Bundesebene, wirkungsvolle Maßnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung von Doping und Manipulation im Sport auf den Weg zu bringen. Das Bekenntnis aus dem Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD aufgreifend, gilt es einerseits die Bundesgesetzgebung aus Sachsen-Anhalt heraus weiterhin konstruktiv zu begleiten.

Andererseits muss Sachsen-Anhalt eigene Aufgaben erledigen, um mehr Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Angesichts zunehmender Herausforderungen im Kampf gegen Doping reichen aus unserer Sicht die Lippenbekenntnisse eines Innen- und Sportministers heute nicht aus, wenn es darum geht, die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) finanziell und personell so auszustatten, dass sie ihre komplexen und vielfältigen Aufgaben dauerhaft erfüllen kann. Dazu gehört für meine Fraktion, dass Sachsen-Anhalt ab dem Haushaltsjahr 2015 Landesmittel für die Finanzierung der NADA zur Verfügung stellt.

Wie notwendig Maßnahmen gegen Doping und Manipulation im Sport sind, zeigen leider die fünf Dopingfälle der zurückliegenden Olympischen Spiele in Sotschi, die bisher bekanntgeworden sind. Viele Menschen aus allen Teilen der Welt hatten sich mit den Sportlerinnen und Sportlern auf die Winterolympiade gefreut, trotz aller Probleme in Russland. Sie alle hatten sich gefreut auf das große Fest des Sports, welches einzigartige Möglichkeiten bietet, im friedlichen und fairen Wettstreit die Kräfte zu messen und sportliche Höchstleitungen zu erzielen, sich im gegenseitigen Respekt näher kennenzulernen und Verständnis für den jeweils Anderen zu entwickeln. Im Nachgang solcher sportlicher Höhepunkte müssen wir feststellen, dass jeder einzelne Dopingfall in Sotschi dem Geist der olympischen Idee erheblichen Schaden zu fügt. Mit jedem Dopingfall sinkt die Anziehungskraft sportlicher Wettkämpfe, denn welche bzw. welcher Jugendliche mag sich mit einer gedopten Sportlerin oder einem gedopten Sportler identifizieren.

Und daneben und schon fast vergessen sind manipulierte Spiele, gekaufte Schiedsrichter, getürkte Wetten und mafiöse Netzwerke. Solche Wettskandale im Fußball wie beispielsweise Anfang 2005 um Robert Hoyzer scheinen zurzeit aus der öffentlichen Wahrnehmung geradezu verdrängt. Doch ist heute tatsächlich in diesem Bereich alles in Ordnung? Mit Blick auf die derzeitige Dimension möglicher Sportwetten haben wir daran unsere Zweifel und wir halten es für notwendig, das Thema auf die Agenda zu setzen, um es nicht aus den Augen zu verlieren.

Um es nochmals klar und eindeutig zu sagen: Doping und Manipulation haben nichts gemein mit Respekt und sportlicher Fairness. Sie stellen die ethischen und moralischen Werte des Sports in Frage, täuschen die Konkurrenten im Wettkampf, schädigen die Veranstalter und gefährden die Gesundheit von Sportlerinnen und Sportler. Jeder Dopingfall ist nach Auffassung meiner Fraktion ein Dopingfall zu viel! Dies gilt für die Gegenwart und die Zukunft genau so wie für die Vergangenheit. Doping verursacht nicht selten schwerste gesundheitliche Beeinträchtigungen und irreparable Schäden, deren Folgen tödlich sein können. Beschämt blicken wir in diesem Zusammenhang auf die Sportgeschichte beider deutscher Staaten vor 1990 zurück. Sportpolitik hat sowohl in der DDR als auch in der BRD zahlreiche Möglichkeiten nicht genutzt, um menschliches Leid in Folge von Doping zu verhindern. Dass nach 1990 viel Zeit durch ideologische Grabenkämpfe ungenutzt verschenkt wurde, muss trotz aller positiven Entwicklungen festgehalten werden.

Umso erfreulicher ist es, das endlich, nach jahrelangem Zögern in Sachen strafrechtlicher Verfolgung von Doping die Bundespolitik in Bewegung zu kommen scheint. Während andere europäische Staaten wie Frankreich, Italien, Dänemark oder Schweden längst ein Anti-Doping-Gesetz haben, behilft sich die Bundesrepublik nach wie vor mit dem Arzneimittelgesetz, das den Besitz von Dopingmitteln in geringeren Mengen nicht einmal ahndet. Das sich dies mit einem neuen Gesetz ändern soll und zwar für die Wettkämpfe ebenso wie für die Vorbereitungs- und Trainingszeit halten wir für richtig und unterstützen diesen Weg.

Der durch den Bundesrat vorgelegte Gesetzentwurf (Drs. 18/294) und der durch den Bundesjustizminister angekündigte Gesetzentwurf sollten im weiteren Verfahren des Bundestages daraufhin geprüft werden, welche Maßnahmen notwendig und rechtlich einwandfrei umzusetzen sind. Dabei müssen die Grundsätze der Bestimmtheit von Straftatbeständen und die Verhältnismäßigkeit einer strafrechtlichen Sanktion gewährleistet sein. Eine gesetzliche Regelung darf weder die verfassungsrechtlich garantierte Autonomie des Sports unzulässig einschränken, noch die Funktionsfähigkeit der Sportgerichtsbarkeit beeinträchtigen. Die Persönlichkeitsrechte der Athleten sind zu achten.

Zugleich muss es nach Auffassung meiner Fraktion gelingen, Doping im Sport als ein komplexes Problem zu begreifen, welches sich u.a. aus hohen und durch Massenmedien verstärkten Erwartungshaltungen, aus der einseitigen Orientierung an Erfolgen, Rekorden und Sensationen, aus dem politischen Druck auf gemeinnützige Sportverbände, Funktionäre und Trainer sowie aus Problemen speist, die aus den kommerziellen Strukturen des Profisports resultieren.

Während in der öffentlichen Debatte zumeist die Verantwortung beim einzelnen Athleten oder seinem direkten Umfeld gesucht wird, ist es kein Geheimnis, dass der Lebensunterhalt eines Leistungssportlers zumeist unmittelbar von seinem sportlichen, auch anhaltenden Erfolg abhängig ist, was zu einem immensen Leistungsdruck führt. Die Entscheidung zum Doping kann nicht nur in der individuellen Motivation begründet sein, sich gegen andere Sportler durchsetzen zu wollen, oder sich einen Vorteil zu verschaffen, sondern sich in seinem Beruf und im System des Leistungssports überhaupt halten zu können. Und nicht vergessen werden darf, das Doping längst nicht nur ein Problem des Leistungssport ist.

Ohne wirkungsvolle gesetzliche Regelungen und Kontrollen wird der Kampf gegen Doping und Manipulation im Sport nicht gelingen.
Nicht zu Unrecht kritisiert Bundesinnenminister Thomas de Maizière, dass die Länder sich bisher nicht an ihre Zusagen halten und sich nicht wie erforderlich an der Finanzierung der NADA beteiligen. Aus Sicht der Fraktion DIE LINKE ist dies politisch ebenso unverantwortlich, wie die Drohung des Bundesinnenministers, den Bundesanteil an der Finanzierung des Breitensportprojektes „Jugend trainiert für Olympia“ zu streichen, wenn sich die Länder nicht an ihre Finanzierungszusagen für die NADA halten. Mal davon abgesehen dass man Projekte nicht gegeneinander ausspielt sollte sich Sachsen-Anhalt ab 2015 wieder angemessen an der NADA-Finanzierung beteiligen, denn seit langem steht sie im Kampf gegen das Doping für Unabhängigkeit, für Glaubwürdigkeit und für Professionalität.