Diese Website verwendet Cookies. Warum wir Cookies einsetzen und wie Sie diese deaktivieren können, erfahren Sie unter Datenschutz.
Zum Hauptinhalt springen

Monika Hohmann zu TOP 30: Offensive für die Fachkräfteausbildung - Ausbildungsumlage und Prämien für Schülerpraktika jetzt!

Sehr geehrter Herr Präsident,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

in den letzten Jahren hat sich der Arbeitsmarkt für die Auszubildenden positiv entwickelt. Für die Schulabgänger*innen stehen mehr Ausbildungsstellen als Bewerber*innen zur Verfügung. 12.973 gemeldete Ausbildungsstellen standen per 30.09.2022 in Sachsen- Anhalt bereit.  Zum gleichen Zeitpunkt schlossen 10335 Bewerber*innen einen dualen Ausbildungsvertrag ab.

Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Sicherung von Fachkräften eine zunehmende Herausforderung. Bis zum Jahr 2040 werden 22,2% erwerbsfähiger Fachkräfte in Sachsen- Anhalt fehlen.

Gleichzeitig verschenken wir aber zu viel Potenzial bereits am Übergang Schule Beruf. Wir haben einen zu hohen Anteil junger Menschen ohne Berufsabschluss. Ursachen dafür sind u.a.

  • Regionale, berufs- und qualifikationsbezogene Unterschiede zwischen Angebot und Nachfrage an Ausbildungsplätzen
  • Geschlechtsspezifisches Berufswahlverhalten
  • Hohe Abbruchquoten in Ausbildung
  • Weitere Ursachen: Ansehen von Berufen, finanzielle Anreize (Job vs. Ausbildung), ...
  • Abnehmendes Interesse an der dualen Ausbildung
  • Anstieg des Anteils sonderpädagogisch geförderter Schüler/innen 
  • Anstieg der NEETs

Das liegt vor allem darin, dass die Zahl derjenigen jungen Menschen gestiegen ist, die sich weder in Ausbildung noch in der Schule oder in Arbeit befinden (Im Jahr 2021 wurden in der Gruppe der 15- bis 24-Jährigen 630.000 Personen zu den NEETs gezählt, im Jahr 2019 waren es noch 492.000). Fachleute sagen, dass dieser Anstieg einen deutlich stärkeren Effekt hat als der demographisch bedingte Rückgang der Schulabgangszahlen.

Ein weiteres Problem ist die Lösungsquote.

Im Jahr 2021 wurden 1.269 Ausbildungsverträge innerhalb der Probezeit beendet (36,1 Prozent). Wenn man diese Zahlen auf die Personen mit einem Hauptschulabschluss, einen Realschulabschluss oder ohne einen Abschluss in ein Verhältnis setzt, kommt man zur Erkenntnis, je geringer der Schulabschluss, um so höher die Lösungsquote.  Insgesamt lösten 45,7 Prozent der Auszubildenden mit Hauptschulabschluss ihren Vertrag vorzeitig, bei Personen ohne Hauptschulabschluss betrug die Quote 40,4 Prozent und bei der größten Gruppe von Auszubildenden, welche einen Realschul- oder vergleichbaren Abschluss besitzen ist die Quote 29,2 Prozent.

Ebenfalls spielt die Betriebsgröße bei der Frage nach der fachlichen Qualität eine gewisse Rolle. 74 Prozent der befragten Auszubildenden aus kleineren Betrieben mit bis zu 20 Beschäftigten beurteilten die fachliche Qualität als »sehr gut« oder »gut«. In Betrieben mit 21 bis 500 Mitarbeitern ist dieser Anteil mit 71 Prozent am geringsten, während er in Großbetrieben mit mehr als 500 Beschäftigten wieder auf 84 Prozent ansteigt. Dies deutet darauf hin, dass die professionellen Ausbildungsstrukturen in Großbetrieben, aber auch der persönliche Kontakt in kleinen Betrieben hierauf einen gewissen Einfluss haben.

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

der größte Teil der befragten Auszubildenden aus Sachsen-Anhalt hat eine*n Ausbilder*in (knapp 91 Prozent). Das bedeutet im Umkehrschluss, dass immerhin gut 9 Prozent kein*e Ausbilder*in an der Ausbildungsstelle zur Verfügung steht. Trotz wiederholter Hinweise auf dieses Problem hat sich dieser Anteil in den letzten Jahren sogar erhöht.

Um eine ausreichende Betreuung zu gewährleisten, sollte ein*e Ausbilder*in nicht für mehr als acht Auszubildende verantwortlich sein.

Sehr geehrte Damen und Herren, ich könnte noch mehr über die Herausforderungen auf dem Ausbildungsmarkt berichten. Doch ich denke, vieles wissen sie bereits. In unserem Antrag plädieren wir daher zu überprüfen, ob in unserem Bundesland ein Ausbildungsfonds eingerichtet werden kann.

Was sollte dieser Fonds leisten?

Auf alle Fälle müsste damit eine leistungsfähige Bildungsinfrastruktur finanziert werden. Er könnte auch den Betrieben Anreize und Hilfestellung ermöglichen, betriebliche Ausbildung anzubieten und zu stärken. Dazu gehören vor allem überbetriebliche Bildungszentren für die Verbundausbildung, die Förderung von Qualifizierung des Ausbildungspersonals und weiterer Maßnahmen mit dem Ziel, die Ausbildungsfähigkeit der Betriebe zu erhöhen, so der Vorschlag des DGB.

Darüber hinaus sollen Betriebe vom Fonds profitieren, indem ihnen ein relevanter Teil der Ausbildungskosten erstattet wird. Hierdurch wird ein Teil der Kosten für die Ausbildung gerecht auf alle Betriebe verteilt und ein Anreiz zur Schaffung von Ausbildungsplätzen gesetzt.

Ebenfalls empfehlen wir eine wissenschaftliche Studie zur Umsetzung des Ausbildungsunterstützungsfonds und der Ausbildungsumlage in Sachsen-Anhalt.  Dabei sollten die Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden und Kammern mit einbezogen werden.

Sehr geehrte Damen und Herren,

einen weiteren Schwerpunkt unseres Antrages widmen wir der Praktikumsvergütung von Schülerinnen und Schüler. Durch die Einführung einer Praktikumsprämie für Schülerpraktika und die Einstellung ab dem Haushalt 2024 sollen auch Praktika im Bereich der Sozial-, Erziehungs- und Pflegeberufe, ähnlich wie im Wirtschaftsministerium für Praktika in Handwerksbetrieben, vergütet werden können. Ziel ist es, frühzeitig Schülerinnen und Schüler an diese Berufe heranzuführen und mehr Anreize für ein Praktikum in diesen Bereichen zu schaffen. Damit soll die Motivation steigen, eine Ausbildung und schlussendlich eine Erwerbstätigkeit in diesen Bereichen aufzunehmen und somit nachhaltig qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bitte um Zustimmung unseres Antrages.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!