Diese Website verwendet Cookies. Warum wir Cookies einsetzen und wie Sie diese deaktivieren können, erfahren Sie unter Datenschutz.
Zum Hauptinhalt springen

Dr. Uwe-Volkmar Köck zu TOP 04: Der Verantwortung für den Rotmilan gerecht werden

Wenn Sachsen-Anhalt einen Wappenvogel benötigen würde, wäre es der Rote Milan. Der wäre viel schnittiger als der brandenburgische Rote Adler oder der Bundesadler. Letztere beiden entspringen auch nur der Heraldik, der Rotmilan dagegen dem wahren Leben. Er ist aus Fleisch und Blut und hat wie Sachsen-Anhalt, ein demografisches Problem. Es ist nicht neu, dass sein Bestand seit Jahren immer mehr zurückgeht.  Schreibt man den Abwärtstrend der Bestandskurve fort, ist der Rotmilan etwa um 2025 in Sachsen-Anhalt  ausgestorben.  Er ist zwar ebenfalls ein ausgeprägter Zugvogel, kehrt aber regelmäßig in sein Brutgebiet zurück.  Im Gegensatz zu den meisten Landeskindern, die weggezogen sind.  

Neben den Gefahren auf dem Zug, wo ihm im Mitteerraum noch immer illegal mit der Flinte nachgestellt wird,  fordern auch Windräder oder der dichter gewordene Verkehr Opfer.  Hinzu kommen sich vermehrende Raubsäuger. Obwohl der Rotmilan in der Kulturlandschaft 25 Jahre alt werden kann, werden 75 % der Vögel kaum älter als 5 Jahre. Werden die erhöhten Verluste nicht durch hohe Geburtenraten kompensiert,  bricht der Bestand in absehbarer Zeit zusammen.  Da es nicht zu erwarten ist, dass die Verlustursachen wegfallen werden, bedarf es eines ansonsten optimalen Lebensraumes.  

Dazu reicht das Hinhangeln von einer EU-Förderperiode zur nächsten einfach nicht mehr aus.  Auch ein 5-Jahres-Ersteinrichtungsprogramm für Hecken nützt dem Rotmilan wenig, wenn es nicht verstetigt  wird. Seit spätestens dem Jahr 2000, als der Rotmilan zum Vogel des Jahres ausgerufen wurde, werden die aktuelle  Bestandsentwicklung und die Lebensraumqualität  regelmäßig im Landtag hinterfragt.  Überwog anfangs die Bagatellisierung der Probleme, scheint der Landesregierung etwa ab 2010 der Ernst der Lage bewusst geworden zu sein. Vor diesem Hintergrund ist der vorliegende Antrag, der von einer Kleinen Anfrage von Herrn Weihrich vom 25.09.2014 (KA 6/8525) flankiert wird, nur verständlich.  

Unverständlich sind die von den Koalitionsfraktionen vorgenommenen Retuschen. So wird der enorme Handlungsbedarf zum Handlungsbedarf herabgestuft.  Der Landtag stellt nur noch Allgemeinplätze fest, statt konkreter Sachverhalte.  Die Landesregierung wird nicht zum Handeln aufgefordert; nein man macht „Bitte“, „Bitte“.  Nicht das gebetsmühlenhafte Wiederholen  der bisher ergriffenen  Maßnahmen ist erforderlich, sondern die Analyse, welche erfolgreich waren und warum oder welche Gründe vorliegen, weshalb diese nicht zum Erfolg geführt haben.  Seit Abschluss der Hakelprojekte sind 7 Jahre vergangen. Ich denke, es ist höchste Zeit für eine Evaluierung.  Der Entwurf eines Manageplanes für das EU-SPA und das FFH-Gebiet Hakel liegt seit 2012 vor. Was hindert an seiner Verabschiedung?  Die Kollegen Bauern hieß es seinerzeit.  Warum nicht ein Artenhilfsprogramm auflegen, das alle Erkenntnisse zusammenfasst und Maßnahmen bündelt, wie in der Rhön?  Nicht die  Beratung der Landwirte muss  in den Fokus gerückt werden, sondern  die Landwirte müssen neben dem Landschaftspflegeverband an den populationsfördernden Maßnahmen mitwirken dürfen.  Das im Änderungsantrag der Koalitionsfraktionen erwähnte Bundesprogramm läuft eigentlich bereits seit 2013, Sachsen-Anhalt ist mit zwei Teilprojekten vertreten. Welchen? Jedenfalls nicht mit einer Fortführung des Hakelprojektes.  Diesmal beackert ein im Elbtal ansässiger  Landschaftspflegeverband  das Terrain.  Mir scheint, die Bewegung ist hier das Entscheidende, der  Rotmilan  ist nur noch Mittel zum Zweck …