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Dr. Frank Thiel zu TOP 04: Ausbildung für alle - berufliche Zukunft aller jungen Menschen in Sachsen-Anhalt sichern

Wir sehen in diesem Antrag eine Zusammenfassung der Forderung der Grünen zum Antrag „Berufliche Bildung stärken – Fachkräftesicherung umsetzen“ der Koalitionsfraktionen im November 2014.

Wie ist die jetzige Situation?

  • Auf ca. 12.500 offene Ausbildungsstellen kamen 2014 ca. 13.000 Bewerber, wobei 4.000 Altbewerber waren.
  • Mehr als 300 Ausbildungsberufe machen die Qual der Wahl deutlich, vor der junge Leute stehen bei der Frage: Wo sind künftig Chancen und Perspektiven?
  • Die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit hat einen Chancenatlas erstellt, dessen Update im März 2015 erscheinen soll.
  • Seit einiger Zeit haben wir das Problem, dass in bestimmten Ausbildungsberufen die Zahl der Bewerber entweder übersteigt oder zurückgeht, Wunsch und Wirklichkeit passen oftmals nicht zusammen, sowohl seitens der Lehrstellenbewerber als auch der Anbieter.


Hier noch einige Fakten vom Sommer 2014: In den Berufen Handel/Vertrieb/Tourismus gab es 5 bis 7 Lehrstellen pro Bewerber, im Bereich Produktion/Fertigung 9 bis 3 Lehrstellen pro Bewerber.

Sehr oft treffen solche Faktoren wie Attraktivität, Arbeitsbedingungen, Facharbeiterentlohnung und Karrierechancen aufeinander und lassen sich nicht ohne weiteres zusammenbringen. In diesem Kontext eine Ausbildungsplatzgarantie zu fordern, ist eine nachdenkenswerte Anregung, darüber zu debattieren, ob es um einen oder „meinen“ Ausbildungsplatz geht.

Die Forderung der Gewerkschaften nach einer Ausbildungsplatzgarantie kommt eigentlich aus einer Zeit, wo die Zahl der Bewerber die Ausbildungsplätze überstieg, aber beim Recht aller Jugendlichen auf eine qualifizierte Berufsausbildung sind wir ganz bei ihnen und auch den GRÜNEN. Und ja, auch heute wäre es in Sachsen-Anhalt wünschenswert, dass mehr Betriebe ausbilden würden.

wir finden die Forderung nach der Modularisierung der Ausbildung interessant, die auch eine Verbundausbildung für kleine Betriebe ermöglichen sollte (Stichwort: triale Ausbildung). Jedoch darf es keine Atomisierung der Ausbildungsinhalte geben, und auch die Weichenstellung in eine andauernde prekäre Beschäftigung muss verhindert werden

Sozialpädagogische Ausbildungsbegleitung sehen wir positiv, allerdings bleibt fraglich, ob die Träger der Jugendberufshilfe dies ohne (finanzielle) Unterstützung leisten können. Insgesamt ist fraglich, inwieweit diese zwei Punkte „sozialpädagogische Ausbildungsbegleitung“ und „Modularisierung der Ausbildung“ eine Ausbildungsplatzgarantie ermöglichen sollen, hier fehlt eine qualitative Untersetzung, an der wir gerne in den Ausschüssen mitarbeiten wollen.

Ob man allerdings damit das so genannte „Übergangssystem“ ablösen kann, sollte auch noch vertiefend diskutiert werden, komplexe Systeme werden nicht besser handelbar, wenn man scheinbar Unnötiges abschneidet. Notwendig ist gewiss, mit kraftvollen Schnitten den Dschungel solcher Systeme auszulichten und überschaubarer zu machen, dazu hat natürlich auch der Bund seine Hausaufgaben zu erledigen.

Zum 2. Punkt Konfliktlotsen: Hier bleibt völlig unklar, wo diese verortet sein sollen. Wird das durch die sozialpädagogische Ausbildungsbegleitung mit abgedeckt oder ist das nochmal ein Sonderposten? Also – wie wird das verortet und finanziert?

Zum 3. Punkt Berufsorientierung: Die Forderung, dass am Gymnasium gleichberechtig neben der Studienorientierung Berufsorientierung stattfinden soll, unterstützen wir. Der Auftrag des Gymnasiums ist gemäß Schulgesetz des Landes ausdrücklich auf die Studienvorbereitung gerichtet. Darin sehen wir einen grundlegenden Mangel. Deshalb müsste an dieser Stelle eigentlich das Schulgesetz geändert werden. Berufsorientierung gehört nach unserer Auffassung aus pragmatischen wie grundsätzlichen Erwägungen auch ans Gymnasium. Jedoch sollte die Einführung „verbindliche Berufsorientierung“ ab dem 5. Schul-Jahrgang im Ausschuss nochmals inhaltlich diskutiert und präzisiert werden.

Immer wieder haben Kammern und Verbände auf das Thema Fachkräftemangel - berechtigt oder unberechtigt - hingewiesen, das Problem haben wir auch mehrfach im Landtag diskutiert, deshalb: Wer sich als Unternehmer nicht rechtzeitig um den eigenen Nachwuchs kümmert und Arbeitsplätze anbietet, die durch „Gute Arbeit“ gekennzeichnet sind, dem wird auch in absehbarer Zukunft nicht zu helfen sein.

Wir stellen den Antrag auf Überweisung in den Bildungs-Ausschuss federführend, mitberatend in die Ausschüsse Arbeit und Soziales sowie Wissenschaft und Wirtschaft.