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Tag des Gedenkens, des Erinnerns und Mahnens

Die Fraktion DIE LINKE lud mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt zu einer Veranstaltung anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung nach Halle ein

„Erinnerung bleibt nur lebendig, wenn man sich im Wandel der Zeit immer wieder mit neuen Sichtweisen und Darstellungen auseinandersetzt“, so unser Fraktionsvorsitzender Wulf Gallert. Es war sein Fazit nach einer Veranstaltung anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung, zu der die Fraktion DIE LINKE gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt nach Halle einlud. Den 70. Jahrestag der Befreiung im Spiegel der Neuverfilmung von „Nackt unter Wölfen“ zu diskutieren, war ein Ansatz, der seine Wirkung nicht verfehlte. Der Film war sehenswert, mahnend und verstörend. Die anschließende Podiumsdiskussion mit Wulf Gallert, dem Überlebenden des KZ Sachsenhausen Jonny Valentin und dem Filmhistoriker Dr. Detlef Kannapin setzte sich aus vielerlei Perspektiven mit dem realen Schrecken der nationalsozialistischen Herrschaft, mit der Erinnerung an diese Zeit und ihrer Darstellung in Film und Literatur auseinander.

Es steht immer die Frage im Raum, ob man mit einem Film das Unvorstellbare der Nazidiktatur angemessen darstellen kann. Sich die Neuverfilmung von „Nackt unter Wölfen“ anzuschauen, kostete angesichts brutaler Folter- und Gewaltszenen Überwindung aber in diesem Fall ist es das einzig richtige Mittel. „Die Szenen waren sehr authentisch“, so Jonny Valentin, der als Überlebender Filmdarstellung und tatsächliche Erfahrung miteinander verknüpfen kann. „Wenn solche Szenen zum Nachdenken anregen und der historischen Darstellung angemessen sind, darf man auf sie nicht verzichten“, so Dr. Detlef Kannapin.

Was Wulf Gallert mit lebendiger Erinnerung anhand der Auseinandersetzung mit immer wieder neuen Sichtweisen und Darstellungen meinte, wurde im Vergleich der Neuverfilmung von „Nackt unter Wölfen“ mit der DEFA-Erstverfilmung von Frank Beyer aus dem Jahr 1963 und der Romangrundlage von Bruno Apitz von 1958 deutlich. Beide Filme haben sich nicht weit vom Roman entfernt aber sie nehmen unterschiedliche Gewichtungen einiger Elemente vor. Vor allem die Darstellung des kommunistischen Widerstandes im KZ Buchenwald hat sich von einer moralischen Überlegenheit der Kommunisten in der DEFA-Verfilmung hin zum moralischen Dilemma der kommunistischen Häftlinge angesichts einer brutalen KZ-Maschinerie, in der die Rettung eines dreijährigen Kindes den Tod vieler anderer KZ-Häftlinge hätte bedeuten können, verschoben.

„Mit dem Film versteht man, warum der 8. Mai ein Tag der Befreiung ist“, so unser Abgeordneter und Vorsitzender der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt Hendrik Lange. Um die Dominanz der Wertung Befreiung müsse man kämpfen wie um die Dominanz antirassistischer Positionen in der Politik und Gesellschaft, fügte Wulf Gallert hinzu. Das Tabu offener Fremdenfeindlichkeit sei angesichts der Ereignisse in Tröglitz und anderswo inzwischen wieder gebrochen. Umso mehr muss der 8. Mai jedes Jahr wieder ein Tag des Gedenkens, des Erinnerns und Mahnens sein.