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Für eine am Gemeinwohl orientierte Landwirtschaft

In der aktuellen Debatte im Landtag zur Situation der Landwirtschaft betont Kerstin Eisenreich, agrarpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE:

„Die aktuelle Debatte zur Situation der Landwirtschaft in Europa, Deutschland und Sachsen-Anhalt legt zurecht den Fokus auf jene, nämlich Landwirt:innen, die unsere täglichen Lebensmittel produzieren. Ohne sie würde unser Leben ganz anders aussehen, wenn wir uns täglich selbst darum kümmern müssten, was auf unseren Tellern landet. Die Landwirtschaft steht aber vor immensen Herausforderungen. Angesichts einer stetig wachsenden Weltbevölkerung und der Auswirkungen des Klimawandels, die die Landwirtschaft mit Dürren, Wassermangel und Extremwetterereignissen in bisher nicht bekanntem Ausmaß konfrontiert, angesichts von Kriegen in Europa und Afrika, muss es gelingen die Menschen zu ernähren. Wie schwierig dies ist, zeigt, dass fast eine Milliarde Menschen weltweit von Hunger betroffen sind.

Vegetationszeiten verlängern sich und Bestäuber bleiben aus. Niederschläge fehlen oder kommen nicht zum günstigen Zeitpunkt für das Pflanzenwachstum. Dürren treten nicht mehr nur alle 10 bis 15 Jahre auf, sondern werden zu einem Dauerereignis. Das wiederum beeinträchtigt auch die Möglichkeiten zur Bewässerung, die ohnehin nicht überall leistbar ist, aber durch sinkende Grundwasserstände die Konkurrenz um Wasser immer stärker wird. Das hätten sich viele in Sachsen-Anhalt so nicht vorstellen können, weshalb aus unserer Sicht die Prioritäten der Wassernutzung dringend verbindlich geregelt werden müssen. Die Versorgung mit Trinkwasser und die Erzeugung von Lebensmitteln müssen Vorrang haben.

Infrastruktur-, Industrie- und Siedlungsprojekte führen zu unwiederbringlichem Entzug dieser Flächen für die Produktion von Lebensmitteln. Aber auch durch Erosion, Abtragung, Verschmutzung und Versalzung geht Boden verloren und kann seine Ökosystemdienstleistungen, also den Nutzen des Ökosystems für den Menschen nicht mehr erfüllen. Boden ist endlich und deshalb müssen wir alle sorgfältig damit umgehen. Dazu gehört auch, dass die Landwirtschaft selbst mit Bodenbearbeitungs- und Anbauverfahren zum Erhalt und der Verbesserung des Bodens beiträgt, in ihrem eigenen Interesse, zum Erhalt von Bodenfruchtbarkeit und Wasserspeicherung, aber auch der Biodiversität.

Die regionale Wertschöpfung wird aber dadurch unterlaufen, dass die Landwirt:innen von der Marktmacht einzelner Verarbeitungs- und Handelsriesen abhängig sind, die dazu nicht bereit sind, Erzeugerpreise zu bezahlen, die die Kosten für die Erzeugung der Lebensmittel aber eben auch ein Einkommen abdecken, von denen die Landwirt:innen leben können. Hier müssen wir endlich zur sozialen und auch wirtschaftlichen Nachhaltigkeit kommen.

DIE LINKE will Landwirtschaft gemeinsam neu denken. Wir brauchen eine am Gemeinwohl orientierte Landwirtschaft. Diese muss die Ernährungssouveränität sichern, Natur und Klima vor der Haustür und weltweit schützen. Sie ist aber eben auch eine Landwirtschaft, bei der die dort Tätigen von ihrer Arbeit leben können und deren Produkte bezahlbar sind. Agrarpolitik, Landwirtschaft und Gesellschaft müssen einen offenen Dialog auf Augenhöhe führen, um zu klären, welche Ziele und Aufgaben die Landwirtschaft erfüllen soll, wie die erforderlichen Rahmenbedingungen zur Stärkung der ortsansässigen, nachhaltig wirtschaftenden Agrarbetriebe geschaffen werden. Das schafft Vertrauen und das sind wir auch den Beschäftigten in der Landwirtschaft schuldig. Die Kosten für die Lösung der Probleme dürfen nicht allein bei den Agrarbetrieben abgeladen, sondern müssen fair verteilt werden. Statt des Verdrängungswettbewerbs durch Ausbeutung von Mensch und Natur fordern wir ein kooperatives Wirtschaftssystem im Interesse der gesamten Gesellschaft.“

 

Magdeburg, 1. Juni 2023