Wohnortnahe Gesundheitsversorgung in öffentlicher Verantwortung statt weiterer Kommerzialisierung – MVZ zunehmend in privater Hand

Wie aus einer parlamentarischen Anfrage hervorgeht, befinden sich immer mehr Medizinische Versorgungszentren (MVZ) in privater Trägerschaft und nicht ein einziges in kommunaler Trägerschaft. Zugleich zeigen sich insbesondere in ländlichen Regionen deutliche Versorgungslücken. Nicole Anger, gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, sieht darin eine bedenkliche Entwicklung:

„Die Zunahme renditeorientierter Träger bei Medizinischen Versorgungszentren führt dazu, dass wirtschaftliche Interessen zunehmend über medizinische Bedarfe gestellt werden. Die Gesundheitsversorgung ist aber Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge und darf nicht profitorientierten Marktmechanismen überlassen werden. Der Fokus vieler MVZ auf lukrative Fachbereiche (z. B. Chirurgie, Orthopädie, Radiologie, Zahnmedizin) statt auf die weniger gewinnbringende hausärztliche Versorgung bestätigt, dass wirtschaftliche Erwägungen und nicht die Daseinsvorsorge dominieren.

Hinzu kommt, dass die Datenlage unübersichtlich ist – wer genau hinter manchen MVZ steht, ist oft nicht klar ersichtlich und augenscheinlich hat die Landesregierung daran auch kein Interesse. Wir fordern hier eine Offenlegungspflicht, um Kettenbildungen und Monopolisierung zu verhindern. Besonders kritisch ist die Situation im Altmarkkreis Salzwedel, wo sowohl MVZ als auch eine tragfähige Krankenhausinfrastruktur fehlen. Im Norden des Landes ist die medizinische Versorgung schon lange nicht mehr zuverlässig sichergestellt.

Gerade dort droht mit dem Rückzug der ärztlichen Versorgung der Kollaps für die Region. Die öffentliche Hand muss gezielt eingreifen und Versorgungslücken auf dem Land schließen. Diese Lücken gefährden die gesundheitliche Versorgung der Menschen akut. Es kann nicht sein, dass die Postleitzahl über die Gesundheitsversorgung und die Lebenserwartung der Menschen mitentscheidet.

Die Linke fordert daher:

  • Förderung gemeinwohlorientierter und kommunaler MVZ, um die Versorgung bedarfsorientiert und flächendeckend sicherzustellen.
  • Stärkere Regulierung privatwirtschaftlicher Trägerschaften, insbesondere bei Kettenbildungen und Investorenstrukturen.
  • Gezielte Unterstützung unterversorgter Regionen wie dem Altmarkkreis, um hausärztliche und fachärztliche Angebote aufzubauen und zu sichern.
  • Eine Rückbesinnung auf das Prinzip der öffentlichen Verantwortung im Gesundheitswesen.

Die Landesregierung muss handeln, bevor sich bestehende Versorgungslücken weiter verfestigen. Unser Ziel ist ein solidarisches Gesundheitssystem, das allen Menschen unabhängig vom Wohnort eine gute und wohnortnahe medizinische Betreuung garantiert.“

 

Magdeburg, 9. Mai 2025