Diese Website verwendet Cookies. Warum wir Cookies einsetzen und wie Sie diese deaktivieren können, erfahren Sie unter Datenschutz.
Zum Hauptinhalt springen

Eva von Angern zu TOP 18: „Aktionsprogramm für die Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern, Transsexuellen und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTTI)“ sofort beenden - Familien mit Kindern fördern statt sexueller Minderheiten.

Vielfältige Familienformen und Lebensweisen sind heute Alltag - auch in Kindertagesstätten.
Kinder wachsen heute in einer bunten Welt auf: Ob in der Krabbelgruppe, der Kita oder auf dem Spielplatz – sie treffen Familien aus verschiedenen Ländern, sie spielen mit Kindern von Alleinerziehenden oder mit Kindern, die zwei Mamas oder zwei Papas haben. Doch nicht immer sind die nötigen Materialien vorhanden, diese Themen pädagogisch aufzugreifen. Der sogenannte Kita-Koffer unterstützt Fachkräfte in Kitas in diesem Erziehungsauftrag. Spielerisch kann mit den dort vorhandenen Materialien die Akzeptanz von Vielfalt als Gewinn für alle erfahrbar gemacht und dem Entstehen von Vorurteilen entgegengewirkt werden.

Der Kita-Koffer enthält - entgegen aller anderen Behauptungen seitens der AfD  - ausschließlich Bilderbücher und Spiele für die Arbeit mit Kindern sowie pädagogisches Informations-Material für Erzieherinnen und Erzieher. Doch Sie, meine Herren und Damen von der AfD suggerieren immer wieder, dass der Kitakoffer Anleitungen zu Sexpraktiken und sämtlichen hierfür erforderlichen Utensilien enthält. Wie verantwortungslos Ihrerseits. So wird Menschenfeindlichkeit weiter von Ihnen geschürt. Wenn das Thema nicht so ernst wäre, würde ich sagen, dass all Ihre Verlautbarungen zu diesem Thema Ihren schmutzigen Fantasien entspringen. Doch das würde Ihr eigentliches Ansinnen verharmlosen.

Politiker der AfD bundesweit machen immer wieder mit Ausfällen gegen die Lebensweise von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern, Transsexuellen und intergeschlechtlichen Menschen Schlagzeilen. So bezeichnete Björn Höcke Gender-Mainstreaming als „Geisteskrankheit“, Beatrix von Storch nannte es eine „politische Geschlechtsumwandlung“.
Einfach nur abscheulich. Und das tun Sie mit absolutem Vorsatz. Unkommentiert und unwidersprochen ist auf Ihrer Facebookseite ein Eintrag zu finden, der formuliert – ich zitiere: „…alles, was gleichgeschlechtlich ist, ist abartig…“ Anträge wie dieser fördern solche menschenverachtenden, homophoben Positionen.

Und Sie agieren vorsätzlich. Sie wissen, dass Sie unsinnige Märchen über den Inhalt des sogenannten Kita-Koffers in die Welt setzen. Sie wissen, dass Sie unwahre Behauptungen über die pädagogische Arbeit in Kitas tätigen. Und Sie ziehen damit zugleich die engagierte Arbeit von vielen Erzieher*innen in Misskredit.

In der Landespressekonferenz redeten Sie noch schön, dass Sie Minderheiten nicht diskriminieren wollen, sondern sich für Mehrheiten einsetzen wollen. Doch das ist absurd und zeigt wiederum, welche Ziele Sie eigentlich verfolgen. Sie diffamieren, grenzen aus und spielen soziale Gruppen gegeneinander aus. Das ist widerlich. Und das wird auch nicht durch Schönreden oder Wiederholen von falschen Behauptungen besser.

Die Politik ist im Besonderen für den Schutz von Minderheiten verantwortlich. Hierin zeigt sich Menschlichkeit. Hierin zeigt sich der Umgang mit Menschenwürde. Doch diese Worte scheinen Ihnen fremd zu sein.

Und als ich Ihren Antrag zum ersten Mal las, fragte ich mich spontan: Welche Gruppe wird durch Sie im Oktoberplenum diffamiert werden? Welche im Monat November und welche im Dezember?
Werden es gleichstellungspolitisch engagierte Frauen sein?
Werden es Naturschützer*innen sein?
Werden es Antifaschist*innen sein?
Werden es Menschen mit Behinderungen sein?
Erinnern wir uns an Ihren entlarvenden Satz im Rahmen der Debatte zu den Frauenhäusern: Ein barrierefreies Frauenhaus im Land sei ja wohl für behinderte Frauen ausreichend.

Sie treten Menschenrechte mit Füßen und das wird insbesondere in einem Antrag wie dem vorliegenden deutlich, und das erinnert mich an Zeiten, die ich meinen Kindern, mir und uns allen unbedingt ersparen möchte.

Das Begegnungs- und Beratungszentrum Lebensart in Halle hat eine hervorragende Stellungnahme zu Ihrem Antrag abgegeben. Bei der Lektüre wird auch für den letzten Unwissenden deutlich, welch` absurder Unsinn in Ihrem Antrag steckt. In den Büchern, die den Kitas empfohlen werden, geht es nicht um Sexualität. Es geht um das reale Leben der Kinder. Um die Vielfalt, in der sie leben. Die Vielfalt von Lebens- und Familienformen.

Wir sind leider noch immer mit der traurigen Tatsache konfrontiert, dass „Schwuchtel“ das häufigste Schimpfwort an unseren Schulen ist. Daher war und ist dringender Handlungsbedarf angezeigt und es war ein sehr wichtiges Signal, als der Landtag der letzten Wahlperiode mit den Stimmen aller Fraktionen den Aktionsplan beschlossen hat. Und es ist nur konsequent, so früh wie möglich mit dem Erleben von Normalität zu beginnen. Warum sollen in einer Kita nur Märchen vorgelesen werden, in der sich der Prinz in eine Prinzessin verliebt, wo es doch genau so normal ist, wenn sich eine Prinzessin in eine Prinzessin verliebt? Ich kann darin keine Frühsexualisierung erkennen. Im Übrigen lehne ich dieses Wort zutiefst ab und alle, die es verwenden sollten sich gut überlegen, welche Botschaften sie damit aussenden.

Kinder diskriminieren nicht. Sie werten nicht ab. Sie sind vor allem neugierig. Doch sie können Diskriminierung und Abwertung anderer Menschen erlernen. Sie können auch dazu erzogen werden. Wollen wir das? Nein.

Ich zitiere das BBZ: „Wir wollen eine Kultur der aktiven Toleranz, in der Vielfalt eine Stärke und Normalität ist.“ Und ich sage hierzu ergänzend: Menschen unabhängig von ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität zu akzeptieren, ist ein Gewinn für unsere Gesellschaft.

Wir müssen und wollen Vielfalt als Wert und Bereicherung für das gesellschaftliche Zusammenleben begreifen. Und wir werden in diesem Zusammenhang alles dafür tun, dass das Aktionsprogramm mit Leben erfüllt wird.