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Tausende Schüler*innen ohne Unterricht und Zeugnisnoten

Bereits im Oktober 2019 wurde in einer Kleinen Anfrage danach gefragt, in wie vielen Fällen und in welchen Fächern am Ende des Schuljahres 2018/19 keine Zeugnisnoten erteilt werden konnten, weil wegen fehlender Lehrkräfte kein Unterricht möglich war. Nun, fast eineinhalb Jahre später liegt die Antwort endlich vor. Das Bildungsministerium hatte sich zunächst geweigert, die Antwort zu erstellen. Dazu ist es aber verpflichtet, wie das Landesverfassungsgericht im Februar 2021 nach einer Klage geurteilt hatte. Dazu erklärt der Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher, Thomas Lippmann:

„Im Ergebnis wird mit der Nachfrage der Finger in eine größer werdenden Wunde gelegt. In insgesamt 494 Klassen bzw. Lerngruppen in 65 Schulen konnten über 7.700 Noten nicht gegeben werden. Davon waren knapp 6.800 Schüler*innen betroffen, es gab also auch Fälle, in denen mehr als nur eine Note nicht gegeben werden konnte. Besonders viele Schüler*innen mussten in den Grundschulen (2.791), in den Sekundarschulen (1.959) und in Förderschulen (916) mit „Fehlstellen“ auf ihren Jahreszeugnissen nach Hause gehen.

Mit Ausnahme der Kernfächer Deutsch, Mathematik und Englisch gab es fehlende Zeugnisnoten in praktisch allen Fächern. Am Ehesten werden die Lehrkräfte, die in aller Regel über mindestens zwei Unterrichtsfächer verfügen, vom wertevermittelnden Unterricht in Ethik und Religion abgezogen. In dieser Fächergruppe findet sich fast die Hälfte der betroffenen Klassen und etwa 40% der der fehlenden Zeugnisnoten (3.147). Der zweite, kaum kleiner Schwerpunkt des Ausfalls liegt im künstlerisch-musischen Bereich. In den Fächern Musik und Kunst konnten 2.987 Schüler*innen in insgesamt 157 Klassen keine Zeugnisnote bekommen.

Wenn sich das Bildungsministerium nicht derart uneinsichtig gegen die Erfüllung seiner Verpflichtungen gesträubt hätte, wäre der Gang zum Landesverfassungsgericht gar nicht nötig. Die Beantwortung zeigt, dass die angeführte Begründung, der Aufwand für die Schulen sei zu groß und können ihnen nicht zugemutet werden, von Anfang an willkürlich und an den Haaren herbeigezogen war. Statt Antworten zu verweigern und die Probleme zu verstecken, muss endlich entschiedener gegen den Lehrkräftemangel vorgegangen werden.

Da dies bisher nicht geschieht, muss in Zukunft mit noch weitaus gravierenderen Ausfällen und größeren Lücken auf den Zeugnissen gerechnet werden. Dann wird es nicht bei Ethik/Religion und Kunst/Musik bleiben. Hauswirtschaft/Technik und Sport stehen schon auf der Liste und am Ende dieser Entwicklung werden auch die Naturwissenschaften und letztlich die Kernfächer nicht verschont bleiben.“