Schulpolitik der CDU forciert mangelnden Schulerfolg
In der heutigen Landtagsdebatte um die Schulpolitik in Sachsen-Anhalt betont Thomas Lippmann, stellv. Fraktionsvorsitzender und bildungspolitischer Sprecher:
„Ende November meldete das statistische Landesamt, dass mit mehr als 19.000 Absolventen der stärkste Abschlussjahrgang seit 16 Jahren die allgemeinbildenden Schulen verlassen hat. Bezogen auf das Abschlussniveau war es der schlechteste Jahrgang seit 20 Jahren. Während die Zahl der Jugendlichen ohne regulären Schulabschluss allein gegenüber dem Vorjahr um fast 16 Prozent gestiegen ist, ist gleichzeitig die Zahl Jugendlichen mit Abitur um 4,5 Prozent gesunken.
Damit gab es in diesem Sommer erstmals seit 20 Jahren wieder weniger Jugendliche mit Abitur als Jugendliche, die die Schulen nur mit einem Hauptschulabschluss oder ganz ohne Schulabschluss verlassen haben. Damit steht jeder 4. Jugendliche vor einem schwierigen Start in die weitere Ausbildung.
Mit 2.700 Jugendlichen ohne Schulabschluss gab es im letzten Sommer einen der höchsten Anteile am Altersjahrgang, die wir je in Sachsen-Anhalt zu verzeichnen hatten. Mehr als 40 Prozent der Hauptschulabsolventen schaffen ebenfalls keinen Berufsabschluss. Allein aus dem letzten Abschlussjahrgang werden am Ende bis zu 3.000 Absolventen als junge Erwachsene ohne abgeschlossene Berufsausbildung dastehen. Das ist jeder 7. Schulabgänger.
Das Abschlussniveau sinkt bereits das vierte Jahre in Folge und man muss damit rechnen, dass sich dieser Trend auch in diesem und den kommenden Schuljahren fortsetzt. Jedenfalls geben die schulpolitischen Vorhaben und Weichenstellungen der CDU und von Ministerin Feußner keine Hoffnung auf Besserung. Sie steuern vielmehr darauf hin, die negative Entwicklung weiter zu forcieren, statt für eine Wende zu sorgen. Verantwortlich für den mangelnden Schulerfolg sind vor allem Fehleinschätzungen und falsche Weichenstellungen, die maßgeblich von der CDU zu verantworten sind.
In ihrem Bestreben, immer mehr Schülerinnen und Schüler auf die niedrigeren Bildungsniveaus zu verweisen, ficht die CDU offenbar auch nicht an, dass sie damit den Unterrichtsbedarf gerade in den Schulen erhöht, für die sie schon heute keine Lehrkräfte findet und für die sie nicht im Ansatz in der Lage ist, das benötigten Unterrichtsangebot zu organisieren.
Als Konsequenz wird dort immer wieder an der Zuweisungsschraube gedreht, die Stundentafel zusammengestrichen und mit 4-Tage-Wochen und demnächst wohl auch mit 3-Tage-Wochen experimentiert. Es wird Druck auf weitere Schulschließungen ausgeübt, um die Anzahl der Klassen zu reduzieren und sie bis unter den Rand vollzustopfen. Und das alles ohne jede Rücksicht auf die schlechteren Lernbedingungen und die sinkende Unterrichtsqualität, nur um auf dem Papier den Mangel noch irgendwie zu kaschieren.
Die Lehrkräfte im Seiteneinstieg als Notreserve werden in diesen Schulen in absehbarer Zeit in der Mehrheit sein und trotzdem wird die Verkürzung oder der auch komplette Ausfall von Fachunterricht weiter um sich greifen. Die Schulsozialarbeit wird mit dem Auslaufen der ESF-Förderung ab 2028 der Vergangenheit angehören und für einen flächendeckenden berufspraktischen Unterricht wird auch nicht gesorgt sein. Denn dafür müssten die Weichen jetzt in den Haushaltsberatungen gestellt werden.
Im Unterrichtsangebot zwischen den Schulen mit einer Sekundarstufe II und den Schulen der Sekundarstufe I klafft schon heute eine Lücke, die mit fast zwei Schuljahren unerträglich groß ist. Diese Schere wird sich weiter öffnen und in den kommenden Jahren zwangsläufig zu einem weiteren Absinken des Abschlussniveaus führen. Ein Großteil der Jugend des Landes muss für diesen Starrsinn mit verbauten Lebensperspektiven bezahlen. So dürfen sie es nicht länger laufen lassen, liebe CDU. Schauen sie mit nüchternem Verstand auf die Realität und ändern sie ihren Kurs.“
Magdeburg, 18. Dezember 2024