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Rettungsschirm für die Schulen im Land aufspannen

In der heutigen Landtagsdebatte um die Zukunft der Schulen in Sachsen-Anhalt betont Thomas Lippmann, Bildungsexperte und stellvertretender Fraktionsvorsitzender:

„Die Unterrichtsversorgung ist weiter im freien Fall. Mit nur noch 94 Prozent für alle Schulen ist sie erneut auf einen Tiefpunkt gesunken. Noch viel schlimmer sieht es in den einzelnen Schulformen. Mit 98 Prozent werden nur noch die Gymnasien so leidlich über Wasser gehalten. Mit 89 Prozent Unterrichtversorgung sind die Sekundarschulen in einen Bereich gefallen, den man sich bisher nicht vorstellen konnte. Nicht viel besser ergeht es den Gemeinschaftsschulen und den Förderschulen.

Das Kind liegt im Brunnen und die Landesregierung hat keinen Plan, wie es da wieder herauskommen soll. Die letzten Hoffnungen ruhen auf noch mehr Seiteneinsteiger*innen und dem Erfolg von Kopfjäger*innen. Das alles wird aber nichts daran ändern, dass die Lücken bei den Lehrkräften größer werden. Seit Anfang der 2000er Jahre gibt es Analysen zum Lehrkräftebedarf. Es macht fassungslos, mit welcher Penetranz sich CDU und SPD besseren Einsichten widersetzen. Es gibt Verantwortliche für den Schlamassel – Wolfgang Böhmer und Reiner Haseloff. Durch den Bericht der vom Landtag eingesetzten Expert*innen-Kommission zur Ermittlung des Lehrkräftebedarfs liegen seit mehr als drei Jahren belastbare Daten vor. Wenn die CDU behauptet, ab 2025 würde sich die Situation durch sinkende Schülerzahlen entspannen, dann hat sie den Bericht der Expert*innen-Kommission schlicht nicht gelesen.

Der massive Lehrkräftemangel wird in den weiterführenden Schulen mindestens bis 2030 andauern. Bis zum Ende der Wahlperiode wird die Gesamtversorgung unter 90 Prozent sinken. Während sich die Gymnasien weiter über 95 Prozent bewegen, werden die Sekundarschulen weiter auf 80 Prozent sinken. Und auch die Gemeinschaftsschulen und die Förderschulen werden unter 85 Prozent liegen. Mit dieser Landesregierung und dieser Koalition gibt es für die Schulen zurzeit kein Licht am Ende des Tunnels. Man kann es gar nicht so schwarz malen, wie es kommen wird!

Es war ein Fehler, die Lehramtsausbildung in Magdeburg zu schließen und es ist ein Fehler, dass sie nicht schon längst wieder aufgebaut wurde. Zum nächsten Wintersemester muss die Lehramtsausbildung in Halle sowie Magdeburg in den Mangelfächern um jeweils 200 Studienplätze erweitert werden. Dafür sind mit beiden Universitäten umgehend Zusätze zu den Zielvereinbarungen abzuschließen und die Erweiterung muss durch das Land voll ausfinanziert werden.

Ganz besondere Probleme gibt es beim Lehramt an Sekundarschulen. Hier werden bis 2025 und darüber hinaus nur 20 Prozent des prognostizierten Bedarfs ausgebildet. Statt die Ausbildung für das Lehramt an Sekundarschulen weiter ohne Erfolg fortzuführen, muss die Ausbildung für das Lehramt an Gymnasien als gemeinsame Laufbahn auf alle weiterführenden Schulen erweitert werden. Wenn Lehrkräfte fehlen, müssen mehr pädagogische Mitarbeiter*innen, Schulsozialarbeiter*innen und Sprachlehrkräfte eingesetzt werden. Das können aber auch Hilfskräfte zur Unterrichtsbegleitung und Assistenz sein. Die verbleibenden Lehrkräfte müssen sich auf den Fachunterricht konzentrieren können. Die Angebote von Hortträgern, die Kinder früher in die Hortbetreuung zu übernehmen, gibt es schon lange. Das Bildungsministerium hat sich bisher nur geweigert, die dadurch entstehenden Kosten zu erstatten.

Es geht nicht, mehr als die Hälfte der Schülerschaft in Sekundarschulen, Gemeinschaftsschulen und Förderschulen zu schicken und dort das Personal einfach ausbluten zu lassen. Es geht nicht, Geld, das für die Bildung der Kinder und Jugendlichen gebraucht wird, in Haushaltslöchern verschwinden zu lassen. Wachen sie aus ihrer Lethargie auf, beenden sie ihr Wunschdenken, stellen sie sich der Wirklichkeit und krempeln sie die Ärmel hoch.“

 

Magdeburg, 14. Dezember 2021