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Rentner im Land sind große Verlierer der Krisen

Monika Hohmann, stellvertretende Vorsitzende und seniorenpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, betont in der heutigen Landtagsdebatte um die Rentengerechtigkeit in Sachsen-Anhalt:

„Die Große Anfrage zeigt ganz klar, dass die Rentner und Rentnerinnen die großen Verlierer der letzten Krisen sind. Die Preissteigerungen von Energie und Lebensmitteln standen niedrigen Rentenbezügen gegenüber, welche weder durch entsprechende Rentenanpassungen, Tarifsteigerungen oder gar eine Inflationsprämie ausgeglichen werden konnten. Auch wenn die Renten um ca. 11 Prozent gestiegen sind, bleiben diese weit hinter den Inflationsraten von insgesamt rund 16 Prozent zurück. Dies zeigt, dass die Rentner und Rentnerinnen in unserem Land zu den finanziell am stärksten belasteten Personen zählen.

Besonders alarmierend sind hierbei die Angaben zu den Zahlbeträgen. Diese zeigen eindeutig, dass ca. 40 Prozent der Renten-Zahlbeträge bei 1.200 Euro liegen und das nach mindestens 45 Versicherungsjahren und ca. ein Viertel der Zahlbeträge liegen bei höchstens 1.000 Euro! Das ist doch skandalös!

Rentnerinnen und Rentner, die 45 Jahre Beiträge eingezahlt haben, blicken auf ein langes Arbeitsleben zurück. In Sachsen-Anhalt erfahren diese Menschen sowie ihre Arbeits- und Lebensleistungen kaum Würdigung. In Sachsen-Anhalt liegt der durchschnittliche Rentenzahlbetrag nach 45 Jahren bei 1.452 Euro pro Monat. Damit liegt Sachsen-Anhalt nicht nur unter dem bundesdeutschen Schnitt, sondern auch unter dem ostdeutschen durchschnittlichen Renten-Zahlbetrag.

Der Grund für niedrige Renten liegt in der Erwerbsphase von Rentnern und Rentnerinnen und nicht an ihren erbrachten Arbeits- und Lebensleistungen! Niedriglöhne und fehlende Tarifbindungen führen zu niedrigen Renten und dann brauchen wir uns auch nicht wundern, dass die Zahl an Rentnern und Rentnerinnen, die Grundsicherung im Alter oder Wohngeld beziehen, steigt. Von den Empfängern und Empfängerinnen der Grundsicherung entfielen 2020 ca. 31 Prozent auf Rentnerinnen und Rentner. Drei Jahre später ist diese Zahl auf 41 Prozent gestiegen. Ein alarmierender Befund, wenn man weiß, dass ca. 40 Prozent der Anspruchsberechtigten überhaupt einen Antrag stellen. Ähnlich verhält es sich bei den Bezieherinnen und Beziehern von Wohngeld. Auch hier stieg der Anteil der Rentnerinnen und Rentner der Wohngeldberechtigten. Im Jahr 2015 betrug dieser 47 Prozent und 8 Jahre später kletterte der Anteil auf mittlerweile 65 Prozent. Tendenz steigend!

Im Jahr 2023 hat der durchschnittliche Renten-Zahlbetrag bei Erstbezug bei nur 1.186 Euro gelegen. Hier ist es auch nicht hilfreich das Risiko der Altersarmut an der Quote an Rentnern und Rentnerinnen, die Grundsicherung im Alter beziehen, zu bemessen. Denn die Dunkelziffer liegt höher, da es viele Rentner und Rentnerinnen gibt, die auf diese Sozialleistungen nicht zurückgreifen und die Gründe reichen von Scham bis hin zur Unwissenheit.

Aus diesem Grund müssen wir den Umrechnungsfaktor bei der Rentenberechnung für ostdeutsche Beschäftigte beibehalten. Es hilft auch nicht, am Kapitalmarkt zu zocken! Unser Nachbarland Österreich zeigt es uns. Ein gesetzliches Rentensystem kann vor Armut schützen, den Lebensstandard sichern und zugleich finanzierbar sein. Statt einen Teil der Alterssicherung vom Kapitalmarkt abhängig zu machen, wurde in Österreich das gesetzliche Rentensystem zu einer Erwerbstätigenversicherung ausgebaut.

In Ostdeutschland ist die gesetzliche Rente für die allermeisten Menschen die alleinige Einkommensquelle im Alter. Zusätzliche Einkünfte aus Betriebsrenten, Versicherungen oder Kapitalerträgen sind nach wie vor die Ausnahme. Leistungen der gesetzlichen Rente bestimmen über Lebensstandard, Teilhabe und Gesundheit im Alter. Die Landtage des Ostens müssen das politische Sprachrohr in die Bundespolitik sein, um die Verarmung durch Niedriglöhne und Niedrigrenten zu bekämpfen.“

 

Magdeburg, 20. November 2024