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Lehrer*innen-Mangel und Schulgliederung verfestigen die soziale Spaltung

Mit einer Kleinen Anfrage (KA 7/4270) wurde die Bilanz des Bildungsministeriums bei der Gestaltung des Unterrichtsangebotes in den allgemeinbildenden Schulen in Verlauf der 7. Wahlperiode erfragt. Dabei hat sich gezeigt, dass der fortschreitende Lehrkräftemangel einseitig zu Lasten der Schüler*innen an den Sekundar- und Gemeinschaftsschulen geht. Während das Bildungsministerium das Unterrichtsangebot an den Gymnasien konstant halten konnte, wurde den anderen weiterführenden Schulen allein seit 2015 etwa 15 Prozent des Unterrichtsangebotes entzogen, seit 2013 ist es sogar ein Rückgang um etwa 20 Prozent. Ähnlich stark fällt die Reduzierung an den Grundschulen aus. Dazu erklärt der Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher, Thomas Lippmann:

„Die unaufhaltsam wachsende Mangelverwaltung in unseren Schulen ist schon ein Skandal an sich. Dass das Bildungsministerium aber eine derart ungleiche Verteilung des Mangels zwischen den Schulformen zulässt, verschlägt einem die Sprache. Nach der Logik des gegliederten Schulsystems, nach der die Schüler*innen nach der 4. Klasse den weiterführenden Schulformen zugewiesen werden, sind gerade an den Sekundar- und Gemeinschaftsschulen mehr Unterrichtsangebote erforderlich, damit gute Abschlüsse erreicht und Schulversagen zurückgedrängt werden können.

Durch den massiven Rückbau des Unterrichtsangebotes an den Sekundar- und Gemeinschaftsschulen, der bisher in dieser Dimension nicht vorstellbar war, wird ganzen Generationen der Weg in eine erfolgreiche berufliche Karriere und gerechte Bildungschancen verstellt. Besonders erschwerend wirkt sich gerade bei diesen Schüler*innen aus, dass schon in den vier Jahren der Grundschule das Unterrichtsangebot massiv gekürzt wurde. Bei einer durchgängig etwa 20-prozentigen Reduzierung des Unterrichtsangebotes von der 1. bis zur 10. Klasse fehlen den Absolventen der Sekundar- und Gemeinschaftsschulen inzwischen Unterricht im Umfang von zwei ganzen Schuljahren.

Diese Entwicklung zeigt nicht nur das Versagen des Bildungsministers Tullner bei der Gewinnung des Lehrkräftenachwuchses, es zeigt auch deutlich das Versagen des gegliederten Schulsystems. In der Verwaltung des Mangels geht die Schere zwischen den Gymnasien und den anderen weiterführenden Schulen extrem auseinander und erzeugt Bildungsarmut dort, wo der Staat ausgleichen müsste, um Bildungsgerechtigkeit zu befördern. Den jungen Leuten wird so eine Hypothek aufgeladen, die viele von ihnen ihr ganzes Leben lang tragen werden.

Hier muss dringend ungesteuert werden. Wenn kaum noch Sekundarschullehrkräfte ausgebildet werden, müssen die Lehrämter für Gymnasien und Sekundarschulen endlich zu einem einheitlichen Lehramt zusammengelegt werden, damit später ein flexibler Einsatz an allen weiterführenden Schulen erfolgen kann. Außerdem müssen verstärkt Lehrkräfte von den Gymnasien und den Gesamtschulen an die Sekundar- und Gemeinschaftsschulen abgeordnet oder versetz werden, um zumindest die schlimmsten Lücken zu schließen.“

 

Einige erläuternde Grafiken dazu:

Grafik 1 zeigt die indizierte Entwicklung der Anzahl der Schüler*innen, des Gesamtbedarfs, der den Schulen vom Landesschulamt zugewiesenen wurde und des für die Erteilung von Unterricht tatsächlich zur Verfügung stehenden Arbeitsvolumens der Lehrkräfte für die allgemeinbildenden Schulen ausgehend vom Schuljahr 2015/16 (Daten aus der Antwort auf die KA 7/4270).

Grafik 2 zeigt die indizierte Entwicklung des Gesamtbedarfs, der den Schulen vom Landesschulamt zugewiesenen wurde, für die einzelnen Schulformen ausgehend vom Schuljahr 2015/16 (Daten aus der Antwort auf die KA 7/4270).

Grafik 3 ist eine Erweiterung der Grafik 2 auf die relevanten Schuljahre aus der 6. Wahlperiode ausgehend vom Schuljahr 2013/14 (Daten aus der Antwort auf die KA 7/4270 und jährliche Unterrichtsstatistik des Bildungsministeriums).

Grafik 4 zeigt die indizierte Entwicklung des für die Erteilung von Unterricht tatsächlich zur Verfügung stehenden Arbeitsvolumens der Lehrkräfte für die einzelnen Schulformen ausgehend vom Schuljahr 2015/16 (Daten aus der Antwort auf die KA 7/4270).

Grafik 5 ist eine Erweiterung der Grafik 4 auf die relevanten Schuljahre aus der 6. Wahlperiode ausgehend vom Schuljahr 2013/14 (Daten aus der Antwort auf die KA 7/4270 und jährliche Unterrichtsstatistik des Bildungsministeriums).

 

Hier finden Sie die Antwort (samt Anhänge) der Landesregierung auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Thomas Lippmann.

 

Magdeburg, 8. Februar 2021