Gipfel der Unangemessenheit
Zu den Plänen, am Jahrestag des rechtsterroristischen Anschlags vom 9. Oktober, den Mitteldeutschen Marathon auf dem Markt in Halle stattfinden zu lassen erklärt Henriette Quade, innenpolitische Sprecherin und Landtagsabgeordnete aus Halle:
"Dass am 3. Jahrestag des schwersten rechtsterroristischen Anschlags in der Geschichte des Landes, bei dem zwei Menschen das Leben genommen wurde und so viele mehr verletzt und traumatisiert wurden, ernsthaft ein Sportgroßevent zelebriert werden soll, ist der Gipfel der Unangemessenheit.
Wer sich mit den Aussagen von Überlebenden des Anschlags auch nur einmal beschäftigt hat, weiß, wie wichtig das Agieren der Mehrheit, die beim Anschlag eben nicht gemeint war, für die Betroffenen ist und welche Signalwirkung es haben kann.
Bereits in der Vergangenheit haben Überlebende des Anschlags harte Kritik am unsensiblen Umgang mit ihnen durch verschiedene Instanzen geübt. Wenn Treffen z.B. auf einen Shabbat gelegt werden, ist klar, dass Jüdinnen und Juden nicht dabei sein können. Wenn Politiker:innen für staatstragende Fotos anreisen, aber nicht mit den Überlebenden vom KIEZ-Döner sprechen wollen, scheint die eigene Inszenierung wichtiger zu sein, als das Innehalten mit den Betroffenen.
Wenn es nicht möglich ist, ein Gedenken auf dem Markt zu organisieren, ohne dabei mitten im Trubel des Wochenmarktabbaus zu stehen, scheint Gedenken eher eine lästige Pflichtübung, als ernst gemeint.
Mit der Entscheidung, den Mitteldeutschen Marathon an diesem Tag auf dem Markt stattfinden zu lassen, wird der Mangel an Sensibilität und Empathie für die Belange der Überlebenden des Anschlags nun nochmal übertroffen. Das ist unerträglich und beschämend und darf so nicht passieren."
Magdeburg, 16.09.2022