Diese Website verwendet Cookies. Warum wir Cookies einsetzen und wie Sie diese deaktivieren können, erfahren Sie unter Datenschutz.
Zum Hauptinhalt springen

Fair und nicht formal - Keine Prüfungen zu Lasten der Schüler*innen

Die Diskussion um die Durchführung der Abschlussprüfungen in diesem Schuljahr hat mit der Bekanntgabe neuer Termine durch das Bildungsministerium neuen Zündstoff bekommen. Schüler*innen melden sich verstärkt zu Wort, um auf die unfairen Bedingungen für ihre Vorbereitungen hinzuweisen. Auch in den Bundesländern und politischen Lagern gibt es dazu weiterhin unterschiedliche Positionen. Dazu erklärt der Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher, Thomas Lippmann:

„Der erste der beiden Prüfungszeiträume ab dem 04. Mai ist viel zu früh angesetzt und muss wieder aufgehoben werden. Er liegt nur eine Woche nach dem ursprünglichen Start am 27. April. Bildungsminister Tullner verkennt völlig, dass den Abiturient*innen durch die Schließungen der Schulen vom 16. März bis mindestens 17. April volle vier Wochen für Unterricht und Prüfungsvorbereitungen fehlen. Diese können nicht durch das Lernen zu Hause aufgewogen werden, dafür sind die Bedingungen und die Belastungen im häuslichen und familiären Umfeld viel zu unterschiedlich.

Wenn Schüler*innen nicht benachteiligt werden sollen, dann müssen die Schulen die Möglichkeit bekommen, dort wieder anzusetzen, wo sie am 16. März unvermittelt aus ihrer Arbeit herausgerissen wurden. Sollten die Schulen den Lehrbetrieb am 20. April zumindest in den Abschlussklassen wieder aufnehmen können, wären Abiturprüfungen Anfang Juni noch möglich – allerdings dann nur die schriftlichen. Für mündliche Abschlussprüfungen bleibt schon jetzt praktisch kein Raum. Sollten die Schulen noch bis Ende April oder gar darüber hinaus geschlossen bleiben müssen, gibt es keine Chance mehr für Abschlussprüfungen unter zumutbaren Bedingungen.

In dieser außergewöhnlichen Situation muss Fairness gegenüber den Schüler*innen Vorrang vor dem Einhalten formaler Kriterien haben. Flexibilität und ein Primat der Pädagogik sind das Gebot der Stunde. Die Prüfungen können kein Dogma sein, wenn die Schüler*innen dafür mit schlechten Noten wegen schlechter Vorbereitung bezahlen. Derzeit müssen sehr viel größere Einschnitte im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben akzeptiert werden, als es der Ausfall von Abschlussprüfungen darstellt.

Das Bildungsministerium ist gefordert, die Regelungen über die Bildung der Abschlussnoten so zu modifizieren, dass sie den gegebenen Umständen entsprechen. Das gilt auch für die Schüler*innen in allen anderen Klassenstufen in Bezug auf die Erteilung der Schuljahresendnoten. Die Vorgaben für Klassenarbeiten bzw. Klausuren und für Versetzungsentscheidungen müssen für dieses Schulhalbjahr modifiziert oder aufgehoben werden. Die Schulen müssen mehr Möglichkeit erhalten, im Rahmen ihres pädagogischen Ermessens auf die aktuelle Situation ihrer Schüler*innen angemessen zu reagieren und im Zweifel zugunsten der Schüler*innen zu entscheiden.“

 

Magdeburg, 3. April 2020