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TOP 16: Erweiterung der Zeit des Unterrichtsbeginns

Über den Antrag sollte in den genannten Ausschüssen gesprochen werden, er wird sicherlich auch zuhause Anlass für Gespräche bieten. Ich könnte mir Eltern vorstellen, die aufatmen, weil sie ihre lieben Kleinen endlich nicht mehr so zeitig wecken müssen.

Wenn Sie schon einmal früh über Land gefahren sind und die Knirpse an der Bushaltestelle in aller Herrgottsfrühe im Dunkeln und jetzt vielleicht auch zunehmend im Kalten haben stehen sehen, dann bekommen Sie vielleicht eine Ahnung davon, warum das Wort „Morgengrauen“ erfunden worden ist.

Ich kann mir aber auch Eltern vorstellen, die jetzt einfach nur genervt sind und überlegen: Wie soll ich das jetzt früh bloß machen? Der Ablauf ist jetzt so schön geregelt; ich gehe selbst um 6 Uhr aus dem Haus. Wann soll ich denn nun das liebe Kind richtig ausgerüstet in die Schule schicken?

Es wird wieder andere geben, die sagen: Mein Gott, dann sollen doch die Eltern die lieben Kindlein abends zeitig genug ins Bett schicken und dann sind die früh ausgeschlafen und können um 5 Uhr aufstehen. Das hat auch etwas für sich, weil die Schlafforscher Folgendes sagen: Kinder und Jugendliche sollen wenigstens neun bis zehn Stunden schlafen, und zwar nicht von 23 Uhr bis irgendwann, sondern zwischen 19 oder 20 Uhr bis früh 6 Uhr, wo sie vielleicht von selbst munter werden. Der Schlaf in der ersten Nachthälfte ist erholsamer ist als der in der zweiten Nachthälfte.

Mit diesen Aussagen die Verantwortung den Eltern zuzuweisen, dem kann ich durchaus etwas abgewinnen. Ich bin für Regeln und Rituale auch im häuslichen Ablauf. Es muss nicht sein, dass die Kinder bis irgendwann vor dem Fernseher sitzen. Aber so ist das im Leben: Was dem einen sin Ul, ist dem andern sin Nachtigall.

Wir LINKEN werden mit diesem Antrag freundlich umgehen. Wenn Sie in unser Leitbild zur räumlichen Gliederung der öffentlichen Daseinsvorsorge geschaut haben, dann finden Sie, dass dieser Satz dort fast genau so steht: Wir sehen ebenfalls den Zusammenhang zwischen Schulöffnung und Schülerbeförderung.

Jetzt stelle ich mir vor, ich wäre eine mutige Schulleiterin. Das Schulgesetz ist das Größte, das Gesetz ist nun einmal die höchste Hürde, und dort steht nichts von einer Uhrzeit. Also gestalte ich als Schulleiterin den Unterrichtsbeginn so, wie ich will. Nun gibt es aber den Erlass, von dem schon die Rede war. Der Unterrichtsbeginn soll zwischen 7 Uhr und 8.15 Uhr liegen. Und so viele mutige Schulleiter, die den Erlass umgehen, haben wir nun einmal nicht im Land ‑ vielleicht nirgendwo.

Es gibt wenige Schulen, die diese Zeitspanne schon ausreizen. Einen Schulbeginn von 8.15 Uhr kenne ich so gut wie nicht. Schon die Möglichkeit des Schulbeginns um 8 Uhr wird selten genutzt. Die meisten Schulen fangen eher an, wer eher anfängt, der kann auch eher aufhören. Das hat für viele Schulen etwas für sich, und deshalb wird die Zeitspanne nur selten ausgenutzt.

Die Stundentafel ist, wie sie ist. Die Grundschulklassen 1 bis 4 haben, je nach Jahrgangsstufe, in der Woche zwischen 22 und 24 Stunden. In der Sekundarstufe 1 liegt die Spanne zwischen 29 und 34 Stunden. Diese Stunden müssen verteilt werden. Da müsste ein sehr sinnvoller, rhythmisierter Schulalltag einziehen, der in die Nähe der gebundenen Ganztagsschule geht. Dann wäre das denkbar, richtig und sinnvoll.

Es ist nun einmal nicht so, dass die Kinder zeitig genug ins Bett gehen. Von vielen Kindern hört man ganz anderes, wenn man in der Schule deren Erzählungen vom Vorabend hört und was sie da alles im Fernsehprogramm gesehen haben. Da kommt tatsächlich Schlafmangel zustande. Die Schlafforscher sagen auch: Schlafmangel macht dumm, dick, krank und aggressiv. Dafür gibt es Studien und Belege.

Die Schlafqualität ist individuell verschieden. Die Chronobiologen schauen auf den Biorhythmus und sagen: Die Leistungskurve des Menschen ist früh am Morgen sehr niedrig. Sie fängt erst gegen 9 Uhr an, richtig zu pulsieren. Also sollten wir die Schule auch dann beginnen lassen. Es gibt einige Schulen in Deutschland, die das machen, die tatsächlich um 9 Uhr anfangen. Sie haben damit sehr gute Erfahrungen gesammelt und sehr gute Ergebnisse erzielt.

Es besteht bei uns übrigens schon die Möglichkeit, einen gleitenden Schulbeginn ‑ nicht Unterrichtsbeginn, man kann also nicht zur ersten Stunde kommen, wann man will ‑ anzubieten, der es ermöglicht, dass sich die Kinder früh am Morgen erst einmal ein wenig in den Schulunterricht hineinfinden können.

Geredet werden muss auch über die Schülerbeförderung, über die Art der Abrechnung und über die Möglichkeiten, Fahrtzeiten zu verkürzen und nicht künstlich zu verlängern, damit es vielleicht etwas mehr Geld gibt.