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Thomas Lippmann zu TOP 5: Gewaltbereite Schüler in ihre Schranken weisen

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen,

dieser Antrag der AfD ist wieder eine ihrer fachlichen und intellektuellen Zumutungen, die wir hier ertragen müssen. Es ist schlicht nicht möglich, sich damit fachlich auseinanderzusetzen. Im Kern ist es ein Angriff auf die Seele von Kindern und Heranwachsenden, die gebrochen und diszipliniert werden sollen. Dies weisen wir in aller Entschiedenheit zurück.

Die AfD will uns allen Ernstes eine Diskussion aufzwingen, dass Grundschüler, wenn sie in der Schule stören, ohne langes Federlesen von der Schulleitung bis zu 14 Tage von der Schule entfernt werden sollen und wenn sie sich dann noch nicht fügen, den Eltern entzogen in eine zentrale Zuchtanstalt verbracht werden sollen. Ich weiß nicht, aus welchem seiner braunen Handbücher Herr Tillschneider diese Vorstellung entnommen hat, aber es zeigt einmal mehr, welcher kranke Geist sich da Bahn bricht.

Sie unterstellen Achtjährigen eine Einstellung von Verbrechern und reden Prügeleien auf dem Schulhof das Wort, weil sie ein notwendiger Beitrag gegen die allgemeine Verweichlichung wären.

Es ist für mich als Pädagogen nur schwer zu ertragen, dass ihnen die Möglichkeit geboten wird, solche pseudopädogischen und sozialdarwinistischen Ergüsse hier im Parlament und in der Öffentlichkeit auszubreiten. Aber nach den medialen Erfolgen werden wir ja vermutlich noch mehr Kostproben ihrer Rohrstock-Pädagogik auf den Tisch bekommen. Wahrscheinlich beantragen sie als nächstes die Wiedereinführung der Prügelstrafe.

Wir jedenfalls werden mit ihnen heute und auch in Zukunft über einen solchen unsäglichen Misst nicht diskutieren, sondern ihn ablehnen. Ihre Pläne, wie sie mit Kindern umgehen wollen, wie sie Pädagogik und Demokratie in den Schulen mit Füßen treten wollen, sind einfach widerlich.

Wenn Kinder und Jugendliche Entwicklungsprobleme zeigen, brauchen sie Hilfe! Und es ist völlig normal, dass solche Probleme in den Schulen und auch in Kitas und Horten auftreten und damit umzugehen, gehört zur täglichen Arbeit der Pädagogen. Dafür gibt es eine pädagogische Ausbildung auf universitärem Niveau. Das ist unser Job. Wir können uns die Kinder nicht aussuchen und immer wieder welche aussortieren, wenn sie uns nicht passen.

Aber natürlich brauchen die Lehrkräfte dafür Unterstützungssysteme und dürfen nicht allein gelassen werden. Dieser Aufgabe wenden wir uns nach wie vor nur sehr stiefmütterlich zu. Aber Kinder dann einfach aus- und wegzusperren, wenn wir mit ihnen nicht klarkommen, ist nichts anderes als der Versuch eines modernen Ablasshandels für unser gesellschaftliches Versagen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen der Koalitionsfraktionen,

lassen sie uns endlich konkret darüber reden, wie die ESF-Programme zur Schulsozialarbeit und zum Produktiven Lernen dauerhaft fortgesetzt und bedarfsgerecht erweitert werden können und lassen sie diese Projekte nicht in den Haushaltsberatungen untergehen. Lassen sie uns darüber reden, wie wir zu mehr Schulpsychologen und zu einem breiteren Angebot für die Familien- und Suchtberatung kommen. Lassen sie uns darüber reden, wie die Zusammenarbeit der Schulen mit den Jugendämtern verbessert werden kann und vieles andere mehr. Es gibt viele Baustellen, die es den Schulen natürlich schwer machen, ihre Aufgaben zu erfüllen und nicht an den Herausforderungen im pädagogischen Alltag zu scheitern. Darauf müssen wir unser Kraft konzentrieren und nicht unsere Zeit mit fruchtlosen Debatten zu solchen AfD-Anträgen verschwenden.