Diese Website verwendet Cookies. Warum wir Cookies einsetzen und wie Sie diese deaktivieren können, erfahren Sie unter Datenschutz.
Zum Hauptinhalt springen

Thomas Lippmann zu TOP 21: BE Sicherung des Unterrichtsangebotes an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen,

die wiederholten Kürzungen in den Stundenzuweisungen an die Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen sind und bleiben eine der übelsten Fehlentscheidungen dieses Bildungsministers. Um das festzustellen, brauchen wir keine Evaluierung, die uns die Koalition in ihrer dürftigen Beschlussempfehlung vorschlägt. Dafür reichen die verfügbaren Statistiken aus. Diese Kürzungen müssen nicht evaluiert, sie müssen umgehend korrigiert werden!

Die Argumente, die für diesen erneuten Eingriff in die Substanz der Schulen vorgebracht werden, sind eine Kapitulationserklärung. Der Minister ist ohne Plan, wie man der zusammenbrechenden Unterrichtsversorgung begegnen kann. Mit ihrer Kürzung der Stundenzuweisung, Herr Tullner, sagen sie den Schulen eben nicht nur, dass sie die benötigten Lehrkräfte nicht finden können, sie sagen den Schulen damit, dass sie sie auch gar nicht brauchen und deshalb auch in Zukunft nicht mehr bekommen werden. Sie sagen den Schulen: Fleisch an den Knochen war früher, jetzt gibt es nur noch dünne Suppe, gewöhnt euch dran!

Der Minister und die CDU haben die Sekundar- und Gemeinschaftsschulen aufgegeben. Allein in den letzten fünf Jahren wurde hier das Unterrichtsangebot im Umfang von einem ganzen Schuljahr gekürzt. Das ist fast so, also ob es in den Schulen nur noch eine Vier-Tage-Woche gäbe. Und tatsächlich gibt es bereits Schulen, in denen alle Schüler von der 5. bis zur 10. Klasse planmäßig nach der 5. Stunde nach Hause gehen, weil für eine 6. Stunde keine Lehrkraft mehr da ist. Und das auch nur dann, wenn alle Lehrkräfte da sind und nicht noch zusätzlich Unterricht ausfällt.

Selbst nach der geschönten Statistik des Bildungsministeriums erreicht inzwischen ein Drittel der Sekundar- und Gemeinschaftsschulen nicht einmal mehr eine Unterrichtsversorgung von 90%. Die meisten dieser Schulen können die Mindestvorgaben der Kultusministerkonferenz für den mittleren Schulabschluss nicht mehr erfüllen. Alle Fächer werden unter dieser Dürre in den Stundentafeln leiden. Die Kernfächer nicht viel weniger als die Naturwissenschaften. Fächer wie Kunst und Musik, aber auch die Zweite Fremdsprache werden in vielen Schulen mehr und mehr auf der Strecke bleiben. Die fehlenden Zeugnisnoten, die der Minister ja nicht herausrücken wollte, sprechen da eine ebenso deutliche Sprache wie die Statistik über die Fremdsprachenbelegung.

Industrie und Handwerk werden in Zukunft mehr denn je über die fehlende Berufsbildungsreife der künftigen Azubis klagen. Dort wird man noch sehr viel Geld in die Hand nehmen müssen, um nachzuholen, was die Schulen bei der Vermittlung von Wissen und Kompetenzen einfach nicht mehr leisten können. Teurer als Bildung liebe Kolleginnen und Kollegen ist mangelnde Bildung, diese alte Wahrheit werden wir in den nächsten Jahren immer schmerzhafter zu spüren bekommen.

Denn Aussicht auf Besserung besteht nicht. An unseren Universitäten wird weiterhin nicht einmal die Hälfte des Nachwuchses ausgebildet, der in den nächsten 10 – 15 Jahren benötigt wird. Das ist das Erbe, das Kenia dem Land nach fünf Jahren hinterlässt. Ausblutende Schulen und ganze Schülergenerationen, die um ihre Zukunft betrogen werden. Und wie immer fällt den Kenianern dazu nichts weiter ein, als zuzuschauen und zu evaluieren. Ich hoffe, dass sie dazu nicht mehr kommen und wir den Ausverkauf der Bildung beenden können. Ihre Placebo-Empfehlung werden wir ablehnen.