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Sekundar- und Gemeinschaftsschulen werden aufgegeben - Minister kapituliert vor Problemen

Aus dem Bildungsministerium sind Pläne bekannt geworden, zum kommenden Schuljahr erneut – und damit zum dritten Mal nach 2015 und 2017 – die Lehrkräfte-Zuweisung für die Sekundar- und Gemeinschaftsschulen im Land um durchschnittlich um ca. 5 Prozent zu kürzen. Die Stundentafel soll auf das Minimum reduziert werden, das nach den Vereinbarungen der Kultusministerkonferenz gerade noch zulässig ist. Dazu erklärt der Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher Thomas Lippmann:

„Mit diesem erneuten radikalen Einschnitt in die Stundentafel und die Lehrkräftezuweisungen erklärt Minister Tullner die Kapitulation vor den Herausforderungen der Unterrichtsversorgung und gibt diese Schulformen praktisch auf. Mit den erneuten Kürzungen in den Zuweisungen will der Minister einmal mehr dafür sorgen, dass sich die Unterrichtsversorgung auf dem Papier weniger dramatisch darstellt. Das ändert aber nichts am Niedergang der Lernangebote für die ca. 50.000 Schüler*innen, die damit immer weniger Chancen auf gute Schulabschlüsse und gute berufliche Perspektiven haben.

Für die seit Jahren steigenden Schülerzahlen stehen in den Sekundar- und Gemeinschaftsschulen Jahr für Jahr immer weniger Lehrkräfte zur Verfügung. Die ständigen Kürzungen und die schlechteste Unterrichtsversorgung unter allen Schulformen sind auch ein Feldzug gegen die aufstrebenden Gemeinschaftsschulen, die dem Minister schon von jeher ein Dorn im Auge sind. Schüler*innen an Gemeinschaftsschulen auf ein Abitur vorzubereiten, kann unter diesen einschränkenden Bedingungen kaum noch gelingen und würde auch jedes Gymnasium überfordern.

Mit der erneuten Kürzung sinkt die Lehrkräftezuweisung auf nur noch 85% im Vergleich zum Schuljahres 2014/15, als es noch keine schülerzahlbezogenen Zuweisungen gab. Die tatsächliche Lehrkräfteversorgung beträgt sogar nur etwa 80% des Niveaus von 2014/15. Damit wurden den Schüler*innen bezogen auf die Schuljahrgänge 5 – 10 bereits Unterrichtsangebote im Umfang von einem ganzen Schuljahr gestrichen.

Die letzten bundesweiten Leistungsvergleiche haben bereits 2018 darauf hingedeutet, dass sich das dort getestete Leistungsniveau der 9. Klassen mit am stärksten gegenüber der Erhebung von 2012 verschlechtert hat. Sachsen-Anhalt ist von einer guten Position im oberen Drittel aller Bundesländer bereits ins Mittelfeld abgerutscht. Durch das auch im bundesweiten Vergleich schlechte Unterrichtsangebot an den Sekundar- und Gemeinschaftsschulen wird sich dieser negative Trend fortsetzen. Sachsen-Anhalts Schüler*innen werden so den Anschluss verlieren und den Anforderungen in der beruflichen Ausbildung immer weniger gerecht werden können.

Wer sich so wie Minister Tullner gerade von Sekundar- und Gemeinschaftsschulen abwendet, versagt im zentralen Bereich der Schulpolitik. Nach den massiven Kürzungen in den Grundschulen werden jetzt wieder die Sekundar- und Gemeinschaftsschulen zur Ader gelassen. Durch das Ausbluten des Schulsystems werden junge Menschen um ihre Zukunftschancen betrogen und das Land in seinen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Perspektiven beschnitten.“


Magdeburg, 9. Juni 2020