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Empfehlungen zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels wirken als Brandbeschleuniger

Am 27. Januar hat die von der Kultusministerkonferenz eingesetzte Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) Empfehlungen für zeitlich befristete Notmaßnahmen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel vorgestellt. Diese Empfehlungen waren der Landesregierung in ihren Grundzügen offenbar schon länger bekannt und haben auch bei den Vorschlägen Pate gestanden, die vom Ministerpräsidenten auf dem kurzfristig einberufenen Bildungsgipfel am 19. Januar bekannt gegeben wurden. Dazu erklärt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher, Thomas Lippmann:

„Die im Auftrag der Kultusministerkonferenz erarbeiteten Empfehlungen basieren im Kern auf nur einer These: Der durch jahrelange Fehlprognosen von der KMK organisierte und zu verantwortende Mangel wird auch künftig nicht durch mehr Ausbildung und mehr Pädagogen für die Schulen behoben. Die klaffenden Lücken müssen von dem bereits vorhandenen Personal geschlossen werden – irgendwie!

Die dafür entwickelten Maßnahmen sind aber entweder nicht umsetzbar oder sie sind wirkungslos oder sie wirken als Brandbeschleuniger, weil sie durch die Missachtung der schon heute hohen Arbeitsbelastungen in den Schulen zu Frustration und Demotivation in der Lehrerschaft führen und so die Leistungsbereitschaft und -fähigkeit untergraben.

Die von der Landesregierung jetzt angekündigte Erhöhung der Wochenarbeitszeit und die damit u. a. verbundenen zusätzlichen Abordnungen an andere Schulen und Schulformen werden die Belastungen der ohnehin schon stark beanspruchten Lehrerschaft weiter erhöhen. Es wird sich schnell zeigen, dass durch vermehrtes vorzeitiges Ausscheiden aus dem Schuldienst in Folge von Langzeiterkrankungen, Erwerbsunfähigkeit und Kündigungen das verfügbare Arbeitsvolumen der Lehrkräfte tendenziell ehr weiter absinken wird, als dass zusätzliche Unterrichtsstunden zur Verfügung stehen werden.

Viele der von der SWK jetzt empfohlenen Maßnahmen wurden unter der Verantwortung der CDU in den letzten Jahren bereits umgesetzt. So wurde der Unterrichtsbedarf in mehreren Runden sogenannter bedarfsmindernder Maßnahmen schon auf das in der KMK vereinbarte Minimum abgesenkt und es laufen aktuell weitere Modellversuche für Kürzungen der Unterrichtszeit auf 40 Minuten und für eine 4-Tage-Woche mit einem Tag Distanzunterricht. Die vormals gewährten Altersermäßigungen wurden gestrichen bzw. gekürzt, Teilzeitanträge werden nur noch sehr restriktiv und nur beim Vorliegen besonderer Gründe genehmigt.

Hochschulabsolventen ohne Lehramtsausbildung stellen als Lehrkräfte im Seiteneinstig inzwischen schon mehr als ein Drittel, an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen schon mehr als die Hälfte aller Neueinstellungen. Studierende aus dem Lehramtsstudium werden ebenso für den Unterricht eingesetzt wie Lehrkräfte, die aus dem Ruhestand zurückgeholt werden. Viele Lehrkräfte leisten bereits bezahlte Zusatzstunden – bisher allerdings freiwillig.

Alle diese Maßnahmen konnten den Niedergang in der Unterrichtsversorgung jedoch nicht aufhalten, sie konnten ihn nur vorrübergehend abschwächen. Das Defizit zwischen den ausscheidenden und den für Neueinstellungen verfügbaren ausgebildeten Lehrkräften ist nach wie vor zu groß. Eine grundlegende Wende ist mindestens bis 2023 und teilweise auch darüber hinaus wegen der noch immer viel zu geringen Ausbildungen nicht zu erwarten.“

 

Magdeburg, 29. Januar 2023