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Der Mangel schafft große Unterschiede

Nach dem ersten Bericht des Bildungsministeriums zur Unterrichtsversorgung im Schuljahr 2021/22 von Anfang Dezember lassen sich nunmehr aus der Antwort der Landesregierung auf Anfrage der Partei DIE LINKE wesentliche Details zu den einzelnen Schulformen und den Regionen des Landes ablesen. Die Daten zeigen, dass zwischen den einzelnen Schulen, Schulformen und Regionen immer größere Lücken klaffen. Im ganzen Land hat nur noch jede vierte Schule (188 Schulen) eine Unterrichtsversorgung von 100 Prozent oder mehr. Dagegen verfügen schon 219 Schulen (29 Prozent aller Schulen) nicht einmal mehr über 90 Prozent der benötigten Lehrkräfte. Besonders schlecht steht es dabei um die Sekundar-, Gemeinschafts- und Förderschulen (Grafik 1). Den vorläufigen Tiefpunkt setzt derzeit eine Grundschule in Oranienbaum mit einer Unterrichtsversorgung von 57,8 Prozent.

Mit dem fortschreitendem Lehrkräftemangel verschärfen sich auch die regionalen Unterschiede. Es gibt ein immer stärkeres Gefälle vom Süden und Westen hin zum Norden und Osten des Landes (Grafik 2). Zu diesen Entwicklungen erklärt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher, Thomas Lippmann:

„Das ganze Ausmaß des zunehmenden Lehrkräftemangels wird erst beim Blick in die Details der Statistik deutlich. Durch die riesige Einstellungslücke sinkt die Unterrichtsversorgung zwar überall – aber längst nicht überall gleich stark. Vor allem die Schüler*innen an den Sekundar-, Gemeinschafts- und Förderschulen, die für eine erfolgreiche Ausbildung die meiste Unterstützung in der Schule benötigen, werden immer weiter abgehängt und zurückgelassen. Der Mangel in den Schulen schafft auch neue Unterschiede zwischen den Regionen des Landes. Offenbar gelingt es ohne Lehramtsausbildung an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg immer weniger, Lehrkräfte nach dem Studium an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg an den Schulen im Norden und Osten des Landes einzusetzen. Spätestens jetzt sollten sich auch CDU und SPD darüber klar werden, dass die Schließung der Lehramtsausbildung in Magdeburg ein schwerer Fehler war, der dringend korrigiert werden muss.

Durch die ungleiche Verteilung des Mangels entsteht sozialer Sprengstoff, dessen Dimension noch gar nicht abgeschätzt werden kann. Das betrifft die Entwicklung der durch Mangelbildung benachteiligten Jugendlichen ebenso, wie die künftige Verfügbarkeit von Fachkräften und damit die ökonomischen Perspektiven in den Regionen des Landes. Sachsen-Anhalt kann sich einen solchen Niedergang seines Schulsystems nicht leisten. Das Land kann nur mit mehr und besserer Bildung zukunftsfähig gestaltet werden. Darauf müssen alle Anstrengungen und finanziellen Ressourcen ausgerichtet werden. Hier darf nicht weiter geknausert, hier muss endlich geklotzt werden. Wenn es der Landesregierung nicht bald gelingt, die Mangelwirtschaft zu Lasten sozial schwacher Kinder und Jugendlicher und ökonomisch schwacher Regionen zu beenden, wird sich Sachsen-Anhalt dauerhaft zum Armenhaus der Bundesrepublik entwickeln.“

Hier finden Sie entsprechende Grafiken, Anlagen sowie Antworten der Landesregierung zur Anfrage des Abgeordneten Thomas Lippmann.

 

Magdeburg, 22. Januar 2022