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Ein kleines Land mit großen Kreisen

Mal Hand auf’s Herz: Wer hätte vor 25 Jahren eine Hommage an die Region Bitterfeld gewagt?

Heute für Dagmar Zoschke kein Problem, sie lädt ein zur Sommertour, drei Stationen sind im Programm.
Station Eins: 1722 wurde sie erbaut, die Barock-Kirche in Burgkemnitz. Das ist eine echte Perle am Wegesrand, original erhalten und schon fast völlig restauriert. Natürlich kostet das Geld, nicht wenig, und unsere GastgeberInnen beschreiben höchst lebendig, wie sie Mittel locker gemacht haben, da geht es um Fördermittel von Land und Kommune, um Spenden, ein Förderverein mit mehr als 50 Mitgliedern kümmert sich, darunter viele junge Leute, wie stolz betont wird. Geradezu faszinierend ist die Begeisterung, mit der vom Einsatz für diese Kirche berichtet wird, die erfasst auch uns, die wir beeindruckt lauschen. Wenn man hinten rausgeschickt wird, muss man eben vorne wieder reinkommen, so die Devise. Viele Veranstaltungen sorgen ebenfalls für Geld, Weihnachtsmärkte oder bisher mehr als 260 Orgelvespern und –konzerte mit namhaften InterpretInnen. Auf die Beine gestellt wird das alles ehrenamtlich, und wer ein lebendiges Beispiel für zivilgesellschaftliches Engagement erleben will, der fahre nach Burgkemnitz zu der kleinen, im so genannten Bauerbarock gehaltenen Kirche mit der großen Ausstrahlung. Auf die Frage, wie denn Landtagsabgeordnete - neben Dagmar Zoschke ist auch Gudrun Tiedge dabei – helfen und unterstützen könnten, gibt es eine ebenso schnelle wie einfache Antwort: Wecken Sie Interesse an uns, erzählen Sie weiter von Ihren Eindrücken hier! Na ja, um Geld geht es natürlich immer, aber wo Interesse geweckt sei, da komme dann auch schon einmal der eine oder andere Euro in Bewegung, sprich, in die Kasse des Fördervereins.
Station Zwei: Auf dem Weg zum Ufer des Mulde-Stausees ein kurzer Zwischenhalt in Schlaiz. Mehr als 60 Holzskulpturen sind hier entlang der Straße zu bewundern, auch diese entstanden durch persönliches Engagement. Ein ukrainischer Künstler wird Jahr für Jahr eingeladen, und so wächst die Schar der Figuren beständig an. Eigentliches Ziel aber ist die Schachtbaude am Mulde-Stausee, hier treffen wir den stellv. Kreisbrandmeister. Von Problemen bei der Feuerwehr wird immer wieder berichtet, zu wenige Leute, vor allem die jungen gehen weg, natürlich fehlt Geld, auch wenn W-50-Einsatzfahrzeuge noch ihren Dienst tun, und es gibt viele Koordinierungsprobleme bei Einsätzen, sowohl im Lande wie auch über Ländergrenzen hinweg. Gerade bei den beiden Flutkatastrophen 2002 und 2013 habe man das schmerzhaft gespürt, wenn es etwa um das Zusammenwirken von Wasser- und Feuerwehren geht. Natürlich gibt es auch Kurioses: Da wird ein nagelneues, hochmodernes Einsatzfahrzeug bereitgestellt, dummerweise passt es nicht in das Gerätehaus, das ist einfach zu klein. Wann es nun endlich ein neues geben wird, ist nach wie vor offen. Wie gesagt, die Probleme sind alle irgendwie bekannt, und doch bewahrheitet sich erneut, dass ein Blick ins Leben mehr vermitteln kann als Berichte und Akten.
Station Drei: Ein Zeuge vergangener Größe, das ist das Filmmuseum in Wolfen. Unsere unglaublich engagierte Führerin illustriert höchst anschaulich, was es seinerzeit bedeutete, Filme herzustellen. Wer kann sich schon in die Lage hineinversetzen, eine volle Schicht bei fast absoluter Dunkelheit zu absolvieren - von wenigen grünen Lämpchen einmal abgesehen? Aber auch hier gilt: Es ist müßig, viel zu berichten, ein erzählter Museumsbesuch hat den Charme eines erzählten Abendessens, man muss das schon selbst erleben. Dann aber sollte man Eines nicht versäumen: Zum Abschluss wird ein etwa zwanzigminütiger Film angeboten, etwa aus dem Jahr 1960. Der vermittelt Zeitkolorit pur und entlockt wohl hier und da mehr als nur ein Lächeln.
Es war ein toller Tag mit einem klaren Fazit: Sachsen-Anhalt mag ja ein kleines Land sein – aber das hat große Kreise!

                                                                                              -drz-